# taz.de -- Ticker Neonazi-Blockade in Dresden: Neonazis erfolgreich blockiert
       
       > Es sollte der größte Aufmarsch der Neonazis in Dresden werden. Doch
       > tausende Gegendemonstranten konnten das verhindern. Am Ende schafften es
       > nur 50 bis zum Versammlungsort.
       
 (IMG) Bild: Mehr als 20 000 Demonstranten aus ganz Deutschland verhinderten den Nazi-Aufmarsch in Dresden.
       
       In Leipzig versucht die Bundespolizei, die Neonazis ohne Kontakt zu den
       inzwischen 500 Gegendemonstranten in ihre Heimatorte zu bringen. In Dresden
       sind die Rechten bereits abgereist. Die erfolgreichen Gegendemonstranten
       aus Dresden, Deutschland und teilweise auch den angrenzenden Ländern sind
       ebenfalls schon auf ihrem Heimweg oder feiern noch ausgiebig in der Stadt.
       Taz.de beendet hiermit seinen Liveticker aus Dresden und bedankt sich für
       die vielen tausend Leser. 
       
       19.30 Uhr: Leipzig Hauptbahnhof 
       
       Die knapp 500 Rechtsextremen aus Dresden sitzen weiter auf dem Leipziger
       Hauptbahnhof fest. Die Polizei hat das Gleis mit dem Zug aus Dresden
       abgeriegelt, die Neonazis dürfen nicht in die Stadt. Derzeit werde geklärt,
       wie dieRechten zu ihren Heimatorten gelangen könnten, sagte ein
       Polizeisprecher am Samstagabend. Rechte aus Leipzig würden voraussichtlich
       in kleinen Gruppen aus dem Bahnhof geleitet. Der Versammlungsleiter der
       Rechtsextremen habe verlangt, dass Züge nach Berlin, Halle und Chemnitz
       bereitgestellt werden.
       
       19.12 Uhr: Leipzig Hauptbahnhof 
       
       Die Zahl der Gegendemonstranten in Leipzig ist inzwischen auf 500
       angestiegen. Die etwa 500 Neonazis, die zu einer spontanen
       Alternativ-Kundgebung nach Leipzg gefahren waren, sind dort am Bahnhof
       angekommen und stehen bislang friedlich den Gegendemonstranten gegenüber.
       Eine kurzfristige Demonstration wurde bisher nicht genehmigt "Wir sehen
       jetzt zu, wie wir die Leute da wieder wegbekommen", erklärte ein
       Polizeisprecher in Leipzig gegenüber der taz.
       
       19.10 Uhr: Dresden 
       
       Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes beteiligten sich mehr als
       21.000 Menschen an Mahnwachen und Protesten. Unter anderen saßen Politiker
       wie die Bundesgeschäftsführerin der Linken, Caren Lay, Sachsens Linke-Chef
       Rico Gebhardt, SPD-Landeschef Martin Dulig und der
       Grünen-Landtagsabgeordnete Johannes Lichdi bei einer Sitzblockade nahe des
       Hauptbahnhofs in der ersten Reihe. Die Kirchen richteten Mahnwachen ein und
       plädierten gegen Fremdenhass, Krieg, Gewalt und Rassismus. Auch Sachsens
       Innenminister Markus Ulbig (CDU) und Bundestagsvizepräsidentin Katrin
       Göring-Eckardt (Grüne) reihten sich ein.
       
       Bis zum Nachmittag nahm die Polizei in der Landeshauptstadt zwei Dutzend
       Menschen in Gewahrsam, wegen Körperverletzung, Widerstandes gegen
       Polizeibeamte oder Vermummung, sagte ein Sprecher. Die Gewerkschaft der
       Polizei (GdP) kritisierte die Gewalt gegen die Beamten. "Der Aufruf zu
       friedlichen Blockaden und zivilem Ungehorsam war ein Spiel mit dem Feuer",
       sagte der Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut. Auch Polizeipräsident
       Merbitz verurteilte die "pure Gewalt" gegen Beamte. "Dafür habe ich kein
       Verständnis" (dpa)
       
       19.04 Uhr: Leipzig Hauptbahnhof 
       
       Die Neonazis haben nach ihrer Schlappe in Dresden nicht klein beigegeben.
       Sie verlegten ihren Aufzug nach Rücksprache mit der Einsatzleitung der
       Polizei per Zug nach Leipzig. Dort trafen am Abend rund 500 Rechtsextreme
       ein. "Sie dürfen die Stadt jedoch nicht betreten", sagte Carsten Veil von
       der Bundespolizei.
       
       Vor Ankunft des Zuges gab es mehrfach Sitzblockaden-Versuche von
       Gegendemonstranten, die die Polizei auflösen konnte. Als der Zug eintraf,
       riefen etwa 150 Gegner "Nazis raus". Die Polizei trennte die Lager. Wie es
       weitergehen sollte, war zunächst unklar. (dpa) 
       
       19.00 Uhr: 
       
       In Dresden feiern tausende Nazigegner ihren Erfolg. Auch in diesem Jahr
       haben sie es wieder geschafft, einen Aufmarsch der Neonazis um die rechten
       Anführer Thomas Wulff, Holger Apfel und Udo Pastörs zu blockieren. Zum
       eigentlichen Versammlungsort hatten es gerade einmal 50 Neonazis geschafft.
       Inzwischen sind viele Gegendemonstranten zurück zu ihren Bussen oder Zügen
       gegangen, um nach Hause zu fahren. An der Marienbrücke demonstrierten noch
       einmal knapp 800 Nazigegner, um ihren Sieg zu feiern.
       
       Wir von taz.de werden jetzt noch ein paar Statements zum Protesttag in
       Dresden sammeln und nach Leipzig schauen. Dort sind inzwischen 500 Neonazis
       mit dem Zug von Dresden aus angekommen. Allerdings dürfen sie nicht in die
       Stadt, erklärte die dortige Polizei.
       
       18.50 Uhr: S-Bahnhof Plauen 
       
       Die S-Bahn, in die die Neonazis eingestiegen sind, ist nach Freital
       abgefahren. Man kann davon ausgehen, dass sie von dort mit den Bussen
       abfahren. Die Polizei gibt den S-Bahnhof Plauen wieder frei.
       
       18.48 Uhr: S-Bahnhof Plauen 
       
       Die Neonazis sind am Bahnsteig der S-Bahn Plauen, etwa 100
       Gegendemonstranten rufen ihnen hinterher, "Diese Stadt hat Nazis statt". Am
       Mittag mussten sich diesen Spruch auch die Neonazis am Dresdner
       Hauptbahnhof anhören.
       
       18.42 Uhr: S-Bahnhof Plauen 
       
       Der Demonstrationszug der Nazis ist auf etwa 800 Rechtsextreme angewachsen
       und ist jetzt eine Strecke von rund 500 Metern bis zum Bahnhof Plauen
       marschiert. Auf dem Weg trennte nur eine Polizeieskorte die Nazis von
       Gegendemonstranten am Wegesrand. Obwohl die beiden Lager nur etwa einen
       Meter von einander entfernt waren, verlief der Marsch ohne größere
       Zwischenfälle. Jetzt werden die Nazis vermutlich nach Freital gefahren.
       
       18.40 Uhr: Budapester Straße/Schweizer Straße 
       
       Nach der filmreifen Entführung eines Demonstranten hat die Gruppe den
       Ermittlungsausschuss informiert. Nun trennen sich hier die Wege einiger
       Dutzend Berliner Demonstranten, die von hier zu ihren Bussen gehen. Die
       anderen machen sich weiter auf den Weg in Richtung Hauptbahnhof.
       
       18.36 Uhr: Altplauen 
       
       Neonazis ziehen die Straße herunter, an den Rändern gibt es lautstarken
       Protest. Vom S-Bahnhof Plauen sollen die Neonazis mit der Bahn nach Freital
       fahren, wo ihre Busse auf sie warten. Aus dem Zug der Neonazis heraus
       werden Gegenstände auf die Gegendemonstranten geworfen.
       
       18.34 Uhr: Hauptbahnhof 
       
       Eine Gruppe von Berliner, Brandenburger und Mecklenburger Demonstranten hat
       sich jetzt formiert und zieht durch eine Einkaufspassage in Richtung
       Marienbrücke. Sie ist mit etwa 800 Leuten vermutlich der größte "Finger"
       heute. Sie skandieren lautstarke Parolen wie: "Antikapitalista" oder
       "Nieder mit der Nazipest". Dresdner Bürger stehen überrascht am
       Straßenrand.
       
       18.32 Uhr: Budapester Straße/Schweizer Straße 
       
       Die letzten etwa 200 Blockierer des Naziaufmarschs sind nun in der
       Budapester Straße und ziehen in Ruhe zum Wiener Platz am Hauptbahnhof, um
       dort ihren Erfolg zu feiern. Plötzlich stürmen zwei Polizisten in die Menge
       und zerren eine Person aus der Gruppe. In Windeseile wird er in einen
       Polizeibus gestopft, mehrere Busse fahren weg. Es ist eine Situation wie in
       einem James-Bond-Film, es sieht nach Kidnapping aus. Niemand weiß, was die
       Person getan haben soll. Der Demonstrationszug bleibt sofort stehen, es
       herrscht Ratlosigkeit. Spontan entzünden Demonstranten Leuchtraketen.
       
       18.28 Uhr: Coschützer Straße/Plauenscher Ring 
       
       Hier geschieht nun etwas Merkwürdiges, ein Zug von etwa 300 verbliebenen
       Neonazis setzt sich in Beweung, unter der Leitung von Thomas Wulff.
       
       18.24 Uhr: Coschützer Straße 
       
       Ein Teil der Neonazis hat sich zu einem Marsch formiert, die größere Gruppe
       aber sitzt in den Bussen. Die Marschgruppe steht an der Coschützer Straße,
       Thomas Wulff verhandelt mit der Polizei.
       
       18.21 Uhr: Plauenscher Ring/Coschützer Straße 
       
       Die Polizei hat begonnen, die friedlichen Demonstranten bestimmt von der
       Straße zu schieben. In den nächsten Minuten werden die Neonazis unter
       massivem Polizeischutz voraussichtlich zur S-Bahn Plauen marschieren. Das
       NPD-Bundesvorstandsmitglied Thomas Wulff lächelt selbstgefällig und geht
       als erster voran. Die Nazis freuen sich, doch noch in Marschformation durch
       Dresden gehen zu können.
       
       18.17 Uhr: Hauptbahnhof nördlicher Ausgang 
       
       Nun herrscht fröhliche Aufbruchstimmung, noch etwa 400 Menschen sind hier.
       Auf dem Lautsprecherwagen ruft eine Sprecherin: "Es ist vollbracht, die
       Nazis sind vertrieben! Jetzt können wir beruhigt nach Hause gehen!" Applaus
       und Jubel branden auf. Die auftretende Ska-Band kündigt im Anschluss ihren
       letzten Song an, nebenan wummert das Rave-Alternativprogramm. Noch immer
       tanzen einige unermüdlich, als ob sie noch keine achtstündige Blockade in
       den Beinen hätten.
       
       18.15 Uhr: Plauenscher Ring 
       
       Die Busse der Neonazis sind noch nicht losgefahren. Es scheint noch immer
       unklar zu sein, wie die Nazigruppen aus der Straße heraus gebracht werden
       sollen. Fast sieht es danach aus, als wenn die 150 unbeirrbaren Neonazis
       noch marschieren wollen. Die Polizei steht aber mit Beamten und
       Einsatzfahrzeugen so auf der Straße, dass es nicht möglich sein dürfte.
       Etlich der vor allem männlichen Neonazis inszenieren sich in Siegerpose und
       brüllen: "Antifa hahaha, kommt doch rüber".
       
       18.09 Uhr: Chemnitzer Straße 
       
       Die Nazi-Blockade löst sich hier auf. Die letzten rund zweihundert
       Gegendemonstranten ziehen nun in Richtung Norden ab. Damit scheint der Tag
       sein vorläufiges Ende zu nehmen. Unter ihnen ist auch Hans-Christian
       Ströbele mit seinem eigens aus Berlin mitgebrachten "Dienstfahrrad". Der
       grüne Bundestagsabgeordnete lacht: "Das war ja ein absoluter Erfolg, genau
       wie im letzten Jahr. Erstens konnten die Nazis nicht marschieren, zweitens
       waren es auch weitaus weniger als gedacht."
       
       18.03 Uhr: Plauenscher Ring/Coschützer Straße 
       
       Die gereizten Neonazis skandieren: "Gegen Demokraten helfen nur Granaten".
       Ein Großteil der Gruppe scheint aus Berlin zu kommen. Noch ist unklar, ob
       sie mit schon wartenden Nahverkehrsbussen zu ihren eigenen Reisebussen
       gebracht werden sollen. Die Gegendemonstranten erwidern das Nazi-Gebrüll:
       "Haut endlich ab!".
       
       Aus der obersten Etage eines Eckhauses ertönt laute Musik, bekannte Lieder,
       die sich gegen die rechte Szene wenden oder einfach nur schnelle Beats.
       Damit werden die übrig gebliebenen Neonazis beschallt und übertönt.
       
       18 Uhr: Chemnitzer Straße/Bienertstraße: 
       
       Am Blockadepunkt der Nazigegner herrscht so langsam Aufbruchstimmung. Die
       Blockierer würden geren abziehen, doch das geht nicht: Nördlich der
       Kreuzung in der Chemnitzer Straße steht die Polizei und blockiert die
       mehrspurige Straße, so dass der Lautsprecherwagen nicht durchkommt. Einige
       hundert Demonstranten sind es noch, die hier ausharren müssen. In ganz
       Dresden sind tausende Nazi-Gegner auf dem Weg zu ihren Bussen, sie feiern
       einen Tag des Erfolgs.
       
       17.58 Uhr: Plauenscher Ring/Coschützer Straße 
       
       Eine Gruppe von etwa 150 Nazis strömt von den Bussen wieder zurück, sie
       möchten sich nicht mit damit abfinden, jetzt wieder nach Hause fahren zu
       müssen. Sie erscheinen äußerst aggressiv. Nur noch eine Reihe Autos und
       eine Reihe Polizisten trennen sie von den Gegendemonstranten.
       
       17.52 Uhr: Chemnitzer Straße/Bienertstraße 
       
       Während die Rechtsextremen sich langsam auflösen, ist bei den Blockierern
       die Stimmung prächtig. Auf der Chemnitzer Straße zünden Gegendemonstranten
       Kerzen an, aus Lautsprecherwagen tönt Musik. Mehrere hundert Demonstranten
       halten sich tanzend warm. Es sieht aus, als würde sich die Demonstration
       hier demnächst auflösen.
       
       17.48 Uhr: Plauenscher Ring/Coschützer Straße 
       
       Die Polizei berät gerade mit dem Neonazi Thomas Wulff, wie die hier
       stehende Gruppe Rechter wegkommen könnte. Es hat sich bestätigt, dass
       tatsächlich die Neonazis, die höher im Plauenscher Ring stehen, mit den
       Bussen wegfahren sollen. Allerdings sind nicht alle bereit, in die Busse zu
       steigen. Direkt vor den Bussen stehen Polizei und Neonazis. Die Stimmung
       der Gegendemonstranten steigt.
       
       17.40 Uhr: Coschützer Straße/Gitterstraße 
       
       Hier steht jetzt eine große Gruppe Gegendemonstranten den Neonazis direkt
       gegenüber, die Polizei ist bemüht, die Gruppen auseinanderzuhalten. Die
       Polizei lässt über Lautsprecher verkünden, man solle doch bitte Distanz
       halten und fügt leicht süffisant hinzu, man sei ja in Hörweite und könne
       sagen, was man wolle. Am Plauenscher Ring, wo die Busse der Neonazis
       stehen, ist es noch unklar, wie es weitegeht.
       
       17.36 Uhr: Plauenscher Ring 
       
       Die Polizei fordert den Rückzug der Nazis in ihre Busse. Nicht jeder
       Rechtsextreme möchte dem folgen, viele weigern sich und machen ihrem Ärger
       mit lauten Beschimpfungen Luft.
       
       17.35 Uhr: Blockade Fritz-Löffler-Straße/Reichenbachstraße 
       
       Die 200-300 Demonstranten, die hier eingekesselt gewesen waren, haben
       mittlerweile die Polizeisperre durchbrochen, bis auf etwa 30 Demonstranten
       aus dem bürgerlichen Spektrum sind alle aus dem Kessel heraus. Sie
       skandieren: "Eins, zwei, drei, lasst die Leute frei" - damit auch sie
       freikommen.
       
       17.28 Uhr: Plauenscher Ring 
       
       Alles deutet auf einen deutlichen Blockade-Erfolg hin. Die Nazis sind
       effektiv blockiert. Auch in der Coschützer Straße geht es nicht voran,
       stattdessen bewegt sich die Mehrheit der Rechtsextremen Richtung
       Plauenscher Ring zu ihren Bussen. Ob es überhaupt noch eine angemeldete
       Versammlung gibt, wissen teils auch die Polizeikräfte vor Ort nicht. Ein
       Polizeibeamter sagt: "Die Situation ist äußerst chaotisch, niemand weiß,
       wie es hier jetzt weitergehen soll."
       
       17.29 Uhr: Coschützer Straße 
       
       Die Lage hat sich hier entspamnnt. Es stehen mehrerer Busse, mit den die
       Neonazis angereist sind. Unklar ist, ob die Rechten einsteigen werden.
       Größere Gruppen an Nazis streiten sich noch immer lautstark mit der
       Polizei, rempeln und schubsen die Beamten. Die Polizei hat mittlerweile
       mehr Kräfte hierhin angefordert.
       
       17.28 Uhr: Weiskopf-Platz 
       
       Die Situation ist sehr chaotisch. Offenbar sollen die Nazis doch keine
       Polizeiabsperrungen durchbrochen, sondern sich lediglich zum Plauenscher
       Ring, also in Richtung ihrer Busse, zurückgezogen haben. Ein Teil steigt in
       die Busse ein, ein Teil macht wieder kehrt und scheint doch wieder
       marschieren zu wollen.
       
       17.20 Uhr: Weiskopf-Platz 
       
       Fast alle 1.000 Neonazis auf dem Weiskopf-Platz haben die Polizeisperren
       durchbrochen und sind in den Plauenscher Ring vorgedrungen. Die Polizei
       scheint völlig überrascht gewesen zu sein.
       
       17.18 Uhr: Nöthnitzer Straße/Coschützer Straße 
       
       Die Nazis sind frustriert und aggressiv: Nachdem sie länger an der Kreuzung
       ausgeharrt hatten, treten sie nun den Rückzug an und bewegen sich in
       Richtung Coschützer Straße. Offenbar gehen sie auch auf Journalisten los,
       Polizisten verhindern bisher aber, dass Schlimmeres passiert. Die Straßen
       hier sind eng, die Polizei kann kaum taktieren. Die Straße weiter runter
       stehen Gegendemonstranten und blockieren die Straße.
       
       17.17 Uhr: Weiskopf-Platz 
       
       Neonazis versuchen in die Nöthnitzer Straße durchzubrechen. Das gelingt
       ihnen aber nicht. Die Stimmung ist enorm aggressiv, die Polizei scheint
       nicht zu wissen, was sie tun soll. Immer noch sind die Straßen rund um den
       Platz besetzt, Gegendemonstranten strömen weiter in Richtung des Platzes.
       Ein Großteil der Neonazis ist im Schick der Autonomen Nationalisten
       gekleidet und so vermummt, dass man ihre Gesichten nicht erkennen kann. Die
       NPD-Kader vor Ort scheinen nicht moderierend einzugreifen.
       
       17.15 Uhr: Hauptbahnhof 
       
       Die letzten Nazis sind mit dem Zug nach Zwickau abgefahren. Im Hauptbahnhof
       kehrt wieder normales Leben ein. Die Polizei baut die Absperrgitter ab. Vor
       dem Hauptbahnhof wird noch weiter getanzt. Die längste Schlange steht vor
       dem gelben Wagen der Volksküche. Sie schenkt aus großen Kesseln
       Kartoffel-Linsen-Suppe aus. Für zwei Stunden hätten sie noch Reserven, um
       die hungrigen Bäuche zu füllen, erklärt Koch Wolle.
       
       17.11 Uhr: Weiskopf-Platz 
       
       Eine Gruppe von etwa 50 Nazis verliert die Nerven und greift die Polizei
       an. Es kommt zu einem Handgemenge, die Polizisten reißen den Nazis ihre
       Vermummungen ab.
       
       17.09 Uhr: Chemnitzer Straße 
       
       Tausende von Gegendemonstranten stehen etwa 1.000 Nazis gegenüber.
       Weiterhin trennen sie nur zwei Polizeireihen, die jeweils aus Autos und
       Polizisten besteht. Unter den Blockierern sind Gewerkschafter und Autonome.
       Sie rufen: "Alerta, Alerta, Antifascista". In ihrem Rücken fahren
       inzwischen knapp 50 Mannschaftswagen der Polizei auf.
       
       17.05 Uhr: Weiskopf-Platz 
       
       Die Polizei konnte mittlerweile weitere Kräfte hinzuholen. Neonazis, die
       versuchten hatten, aus dem Kessel auszubrechen, sind wieder auf dem Platz.
       Dort bilden sie teilweise einen Schwarzen Block. Es wird erwartet, dass die
       beiden rechten Gruppen bald die Coschützer heruntermarschieren werden. Dort
       gibt es aber schon erste Blockaden.
       
       16.56 Uhr: Weiskopf-Platz 
       
       Dort sind die Neonazis jetzt von Gegendemonstranten eingekesselt, berichtet
       ein Einsatzleiter der Polizei via Funk seinem Vorgesetzen. Aus allen
       Straßen drängen sie auf den Platz. An der Klingenberger/Zwickauer Straße
       hatten Neonazis beinahe die Polizeiabsperrungen durchbrochen, noch kam es
       allerding nicht zu direkten Zusammenstößen. Die Polizei ist jedoch ratlos,
       im Zweifel hätte sie hier nicht genug Kräfte, um Rechte und
       Gegendemonstranten zu trennen, meint der taz-Reporter vor Ort.
       
       16.53 Uhr: Dresden Hauptbahnhof/Leipzig 
       
       Aus dem Frust könnte eine Flucht werden: Gerüchten zufolge sollen die etwa
       200-300 Neonazis, die erfolglos einen halben Tag am Dresdner Hauptbahnhof
       in der Kälte standen, umdisponiert haben: Angeblich planen die
       Rechtsextremen nun eine Alternativkundgebung in Leipzig. Ein Sprecher der
       Polizeidirektion Leipzig sagte gegenüber der taz: "Uns sind die Gerüchte
       bekannt, wir bereiten uns deshalb darauf vor, hier in Leipzig gegbenenfalls
       auf die Situation reagieren zu können." Eine Anmeldung zu einer Versammlung
       läge noch nicht vor.
       
       16.51 Uhr: Polizeieinsatzleitung 
       
       "Wir haben das hier echt nicht mehr im Griff, wir haben große Probleme",
       sagt ein Einsatzleiter am Telefon zu seinen Kollegen. Der Grund: Die
       gewaltbereiten Neonazis, unter denen auch Udo Pastörs, der
       NPD-Fraktionsvorsitzender in Mecklenburg-Vorpommern ist, können nicht
       weitermarschieren, da an allen anderen Straßen großer Gegenprotest ist.
       
       16.48 Uhr: Weiskopf-Platz 
       
       Hunderte Linke, zum Teil vermummt, stürmen völlig ohne Polizeibegleitung
       die Chemnitzer Straße entlang und auf den Weiskopf-Patz zu. Zwischen den
       Nazis und den Linken stehen höchstens vier Reihen an Polizisten. Die Linken
       haben sich auf die Seitenstraßen verteilt und scheinen die Nazis
       einzukesseln versuchen.
       
       16.46 Uhr: Weiskopf-Platz 
       
       Äußerst aggressive Neonazi-Gruppen wollen unbedingt marschieren. Die 1.000
       Rechten brüllen Parolen gegen die Antifa und den Staat. Die Polizei ist
       definitiv nicht in der Lage, die Neonazis zu bändigen. Sie versuchen durch
       die Polizeisperren, die aus Polizisten und Einsatzfahrzeugen bestehen, in
       die Nebenstraßen zu kommen.
       
       16.42 Uhr: Blockade Reichenbachstraße/Fritz-Löffler-Straße 
       
       Die bürgerliche Blockade wurde komplett eingekesselt. Die Polizei sagt
       durch, dass die Teilnehmer mit der Behinderung einer genehmigten
       Demonstration eine Straftat begangen hätten. Die Personalien sämtlicher
       etwa 300 Blockierer sollen jetzt aufgenommen werden.
       
       16.40 Uhr: Weiskopf-Platz 
       
       Thomas Wulff schwingt sich zum Versammlungs - und Wortführer der Nazis auf
       und ruft seine Kameraden zur Disziplin. Wörtlich sagt er: "Wenn die Polizei
       das nicht schafft, machen wir von unserem Selbstverteidigungsrecht
       Gebrauch, dann zeigen wir mal, wie man eine Straße aufrollt. Das steht hier
       jetzt auf der Kippe."
       
       16.36 Uhr: Weiskopf-Platz 
       
       Viele hundert Gegendemonstranten kommen auf der Chemnitzer Straße aus der
       Innenstadt gelaufen. Die Polizei hat mit großer Mühe eine Doppelkette
       gebildet und versucht nun, die beiden Lager auf etwa 100 Meter auseinander
       zu halten. Die Polizei hat nicht viele Kräfte. Man kann ausschließen, dass
       die Nazis noch in Richtung Innenstadt laufen dürfen.
       
       16.35 Uhr: Chemnitzer/Bienertstraße 
       
       Linke Demonstranten laufen hier gerade im Laufschritt auf die
       Nazi-Kundgebung zu und skandieren "Allerta Antifacista". Offenbar sind dort
       nicht ausreichend Polizeibeamte vor Ort, um eine drohende Eskalation zu
       verhindern.
       
       16.30 Uhr: F.C.-Weiskopf-Platz 
       
       Die NPD-Chefs Holger Apfel aus Sachsen und Udo Pastörs aus
       Mecklenburg-Vorpommerns sowie andere Landtagsabgeordnete der NPD
       diskutieren gerade mit den Einsatzleitern der Polizei. Sie wollen sich
       nicht mit einer stationären Kundgebung auf einem unbedeutenden Platz am
       Rande der Stadt zufrieden geben. Noch immer keine Gegendemonstranten. Das
       Bündnis "Dresden Nazifrei" twittert inzwischen, 2.000 Nazigegner seien auf
       dem Weg Richtung Stadtteil Plauen.
       
       16.22 Uhr: Nürnberger Straße/Bernhardstraße 
       
       Aus Einkaufswagen sind Barrikaden gebaut, Müllcontainer liegen auf der
       Straße. Die Autonomen nehmen an, dass hier die Nazi doch noch zum
       Nürnberger Platz durchziehen könnten, weshalb sie versuchen, die Straße zu
       blockieren.
       
       16:17 Uhr: F.C.-Weiskopf-Platz 
       
       Auf dem Weiskopf-Platz gibt es inzwischen zwei rechte Demonstrationszüge.
       Einer auf dem Platz und einer auf der angrenzenden Straße. Die Polizei
       überlegt, ob sie die Nazis überhaupt noch marschieren lässt, denn ein
       Marsch wird inzwischen für zu riskant gehalten. Vereinzelt beschimpfen
       Passanten die Nazis. Gegendemonstranten sind nicht in Sicht.
       
       16.12 Uhr: Hauptbahnhof 
       
       Der Spuk am Südausgang des Hauptbahnhofs ist vorbei. Die Polizei hat die
       Versammlung der Nazis für beendet erklärt und die Demonstranten zurück in
       den Bahnhof gedrängt. Ob sie abziehen oder weiterfahren, ist unklar.
       Einzelne Gegendemonstranten rufen "Auf Wiedersehen, Auf Wiedersehen". Die
       Neonazis rufen "frei, sozial, national", die Blockierer antworten mit
       "dumm, brutal, national" und: "Ihr könnt nach Hause fahren".
       
       16.10 Uhr: Nürnberger Straße 
       
       Der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Hans-Christian Ströbele, fragt sich,
       wo eigentlich die ganzen Neonazis sind. Er zeigt sich bisher zufrieden mit
       der Bilanz der Demonstrationen. "Die Bevölkerung von Dresden hat mit
       massiver Unterstützung von überall her ihre Straßen und Plätze bisher
       erfolgreich verteidigt." Die Krawalle allerdings seien "absolut überflüssig
       und falsch."
       
       16.07 Uhr: Budapester Straße 
       
       Auf nördlicher Höhe der Budapster Straße lenkt bzw. drängt die Polizei nun
       rund 100 Blockierer in Richtung Norden zur Bahnbrücke ab. Auf der Brücke
       scheint es aber schon eine Versammlung von Blockierern zu geben. Es wehen
       die Fahnen der Grünen und des DGB.
       
       16.05 Uhr: Nürnberger Platz 
       
       Während die einen schon marschieren dürfen, müssen die anderen auf dem
       Nürnberger Platz von der Polizei eingekesselt ihre Kundgebung abhalten.
       Noch immer sind hier nicht mehr als 50 Neonazis. Ein Redner hat die
       Veranstaltung eröffnet. Der Lautsprecherwagen stammt von einem Tattoo- und
       Piercing-Laden aus der Szene, die Stimmung ist trotzdem nicht gut. Immer
       wieder beschweren sich Rechte, dass ihre Busse angeblich nicht
       durchgelassen werden.
       
       16.01 Uhr: Budapester Straße 
       
       Unruhe auf der Budapester Straße. Nachdem die Polizei die Autonomen aus der
       Nürnberger Straße in die Budapester Straße getrieben haben, ist die
       Situation dort sehr unübersichtlich. Die Autonomen haben sich verstreut,
       Polizeitrupps jagen ihnen wild hinterher, meist jedoch erfolglos. Die
       Blockade an der Budapester Straße/Schweizer Straße hat sich mittlerweile
       aufgelöst.
       
       16 Uhr: F.C.-Weiskopf-Platz 
       
       Hier im Ortsteil Plauen setzt sich der Nazi-Demonstrationszug in Bewegung,
       aber nicht direkt in Richtung Innenstadt. "Nationaler Sozialismus, Jetzt!"
       skandieren die etwa 1.000 Neonazis.
       
       15.55 Uhr: Blockade Nürnberger Straße/Hohe Straße 
       
       Völlig unbehelligt von der Polizei entzünden hier zahlreiche schwarz
       vermummte Jugendliche große Mülltonnen und Papiercontainer. Es scheint
       ihnen Spaß zu machen: Minutenlang posieren sie vor den brennenden
       Barrikaden und lassen Fotos von sich machen. Einige Pressefotografen sind
       da, der Rest ist für das Fotoalbum. Die Vermummten werfen vereinzelt
       Flaschen und Steine in Richtung der hunderte Meter entfernten Polizei.
       
       Diese reagiert erst eine Viertelstunde später. Sie stößt mit einigen
       Hundertschaften in die Menge vor und vertreibt sie von der Straße. Es
       folgen weitere Stein- und Flaschenwürfe, mindestens eine Person wird
       festgenommen. Die Polizei treibt die Autonomen die Budapester Straße hoch
       in Richtung der friedlichen Sitzblockade. 
       
       Passanten, die die Szenen beobachten, rufen: "Haut ab, ihr Idioten,
       verpisst euch!" Sie fürchten, dass die Autonomen den friedlichen Protest
       kaputtmachen.
       
       15.50 Uhr: Blockade Franklinstraße/Strehlener Straße 
       
       Eine Barracke am Straßenrand brennt. Die bürgerliche Blockade macht für die
       Feuerwehrautos vorübergehend Platz und besetzt dann wieder die Straße. Den
       Autonomen rufen die Menschen zu: "Ihr habt unsere Solidarität eingefordert,
       jetzt fordern wir eure Solidarität. Lasst die Brennerei, ihr gefährdet
       unsere friedliche Sitzblockade."
       
       15:46 Uhr: Plauenscher Ring/Coschützer Straße 
       
       Hier geht der Nazi-Aufmarsch nun offenbar los, etwa 20 Busse mit Neonazis
       haben dort gehalten, geschätzte 500 Rechte setzen sich als brüllender Zug
       in Bewegung, er besteht zu 98 Prozent aus jungen Männern.
       
       15:43 Uhr: Blockade Nürnberger Straße/Budapester Straße 
       
       Auf der Straßenkreuzung liegen Baustellenzäune und noch ein paar verbrannte
       Bretter, Überreste einer Barrikade. Von hier aus strömen jetzt die
       Blockierer Richtung Nürnberger Platz.
       
       15.42 Uhr: Hauptbahnhof 
       
       Während die einen Neonazis noch auf dem Plauenscher Ring warten sinkt auch
       die Stimmung bei den Rechten am Südausgang des Hauptbahnhofs. Wie am
       Nürnberger Platz stehen sie seit zwölf Uhr und können wegen der
       Gegenproteste nicht marschieren. Keine Parolen werden gerufen, keine
       Transparente geschwenkt, nur vereinzelt wird hier und da mal eine Fahne in
       die Luft gehalten.
       
       15.40 Uhr: Plauenscher Ring 
       
       Hier auf dem Plauenscher Ring/Ecke Coschützer Straße hat ein Taz-Reporter
       20 Busse vollbesetzt mit Neonazis entdeckt. Sie warten in Richtung
       Innenstadt darauf, dass sie zum Nürnberger Platz dürfen. Die Busse mit den
       geschätzten 1.000 Rechtsextremen werden von etwa 60 Polizeifahrzeugen
       bewacht.
       
       15.36: Blockade Franklinstraße/Strehlener Straße 
       
       Die Lage hier hat sich wieder beruhigt, der Jenaer Bürgermeister spricht zu
       den Demonstranten: "Es ist sehr unglücklich, dass es zu Gewalt kommt,
       trotzdem halten wir an dem Zeichen, das wir setzen wollen, fest: Wir setzen
       den Nazis Demokratie entgegen." Allein aus Thüringen seien 60 Busse mit
       Gegendemonstranten angereist. OB Albrecht Schröter hofft, dass auch in
       Dresden glückt, was in Jena seit 2007 gelingt: Die Nazi-Aufmärsche zu
       stoppen.
       
       15.32 Uhr: Blockade Fritz-Löffler-Straße/Reichenbachstraße 
       
       Die Blockade steht noch immer, über die Fritz-LöfflerStraße gesellen sich
       weiterhin viele neue Gegendemonstranten hinzu.
       
       15:31 Uhr: Blockade Budapester Straße/Schweizer Straße 
       
       Wer hier wen blockiert, ist unklar: Die Nazi-Gegner nennen es eine
       Straßenblockade, doch tatsächlich werden sie auch selbst blockiert. Mehrere
       hundert, meist junge Menschen sitzen in Wärmedecken gehüllt auf der
       Straßenkreuzung und harren hier aus. Umstellt sind sie auf beiden Seiten
       von zahlreichen Polizeieinheiten.
       
       15.30 Uhr: S-Bahnhof Plauen 
       
       Entgegen der Polizeiaussagen von vor zehn Minuten wartet die Polizei am
       S-Bahnhof Plauen nicht mehr auf die Neonazis und nimmt die Absperrungen
       weg. Hier werden die Rechten heute wohl nicht mehr ankommen.
       
       15.25 Uhr: Nürnberger Platz 
       
       Noch immer stehen hier nicht mehr als 50 rechte Demonstranten. Sie sind
       seit etwa 12 Uhr von der Polizei hinter Absperrgittern eingekesselt und
       dürfen den Platz nicht mehr verlassen. Die Neonazis sind total sauer,
       dürfen nicht einmal pinkeln gehen. Die Begründung der Polizei: Es seien
       zurzeit zu viele linksorientierte Personen in der Nähe unterwegs, deswegen
       könne man die rechten Demonstranten zum eigenen Schutz nicht hinauslassen.
       Ein Polizist versicherte, dass die Polizei alles dafür tue, die bestehenden
       Blockaden zu räumen, damit die Nazi-Demo noch stattfinden könne.
       
       15.22 Uhr: S-Bahnhof Plauen 
       
       Ein Taz-Reporter steht am S-Bahnhof Plauen. Die 1.500 Neonazis, die dort
       angeblich von der Polizei festgehalten werden, kann er nicht finden.
       Allerdings ist der Bahnhof weiträumig abgesperrt. Ein Polizist sagt: "Die
       kommen noch."
       
       15.20 Uhr: Nürnberger Platz 
       
       Arne Schimmer von der NPD-Fraktion in Sachsen behauptet, dass 40 Busse
       unterwegs seien, doch die Busse der Rechten würden nicht in die Stadt
       reingelassen werden. Außerdem behauptet er weiter, einzelne Gruppen wären
       mit ihren Bussen in die Stadt gekommen und würden nun versuchen zum
       Versammlungsort der Rechten zu kommen. Er geht davon aus, auch wenn es spät
       werden würde, dass sie vom Nürnberger Platz noch zum Bahnhof marschieren
       werden.
       
       15.15 Uhr: Kaitzer Straße 
       
       Hier herrscht weiter Feststimmung, unter den Demonstranten finden sich nun
       einzelne Plena zusammen, die Blockade-Trainings veranstalten wollen. Andere
       sitzen auf dem Boden, lesen Zeitung oder amüsieren sich. Allgemein ist die
       Stimmung hier gut, bislang glaubt niemand daran, dass die Rechtsextremen in
       Kürze hier in der Nähe aufmarschieren könnten.
       
       15.10 Uhr: Gutzkowstraße/Reichenbachstraße 
       
       Die Lage hat sich in der Gutzkowstraße beruhigt. Die Polizei hat einzelne
       Demonstranten festgenommen und die Autonomen mit Wasserwerfern
       auseinandergetrieben. Die Blockade von 400 bürgerlichen Demonstranten
       bleibt aber bestehen. Die Autonomen sind verstreut weitergezogen. In der
       Reichenbergstraße qualmen noch die Reste der brennenden Barrikaden. Ein
       78-jähriger Berliner Blockierer sagt: "Das Steine schmeißen ist doch
       kontraproduktiv, das bringt hier alles in Verruch" Wichtiger sei es, den
       Nazis den Weg zu versperren. Er selbst habe den Nationalsozialismus noch
       erlebt, sowas dürfe nicht wieder passieren. Deshalb sei er auch schon halb
       vier aufgestanden, um nach Dresden zu fahren.
       
       15.08 Uhr: Nürnberger Platz 
       
       Die Neonazis hatten großspurig 6.000 Kameraden zur Demo angemeldet. Bislang
       stehen nur 50 von ihnen auf dem zentralen Versammlungsort auf dem
       Nürnberger Platz. Gerüchten zufolge sollen 1.500 von ihnen am S-Bahnhof
       Plauen von der Polizei festgehalten werden. Ein Taz-Reporter ist unterwegs.
       
       15.03 Uhr: Blockade Fritz-Löffler-Straße/Reichenbachstraße 
       
       Gerüchte, dass die Blockade hier geräumt werden soll bzw. schon geräumt
       wurde stimmen nicht. Noch immer stehen hunderte Demonstranten auf der
       Kreuzung. Die Wasserwerfer warten in gebührendem Abstand. Die
       Gegendemonstranten klatschen, johlen, und verpusten jede Menge
       Seifenblasen. Weiterhin strömen die Menschen zur Blockade, um sie zu
       vergrößern.
       
       14.57 Uhr: Kaitzer Straße 
       
       Einige hundert Meter westlich der Neonazis, die am Hauptbahnhof von einem
       massiven Polizeiaufgebot umrundet sind, blockieren rund 500
       Gegendemonstranten die Kaitzer Straße. Von hier können sie direkt auf
       Schienenzufahrt des Hauptbahnhofs blicken und und die Neonazis sehen. Die
       Stimmung ist prächtig, zehn weißgekleidete Trommler sorgen auf schwarzen
       Plastiktonnen für Beats, alle tanzen. Auch zwei Wasserwerfer mit Blaulicht
       stehen in Position, falls die Blockierer sich den Nazis nähenm sollten.
       
       14.50 Uhr: Aktuelle Blockadenübersicht 
       
       Über Twitter wurden gerade die aktuellen Blockaden getwittert:
       Budapester/Schweizer Straße, Friedrich-List-Platz,
       Strehlener/Franklinstraße, Fritz-Löffler-Straße/Reichenbachstraße,
       Gutzkowstraße
       
       14.42 Uhr: Gutzkowstraße/Reichenbachstraße 
       
       Chaos rund um die Gutzkowstraße. Etwa 200 bis 300 Demonstranten haben
       zwischenzeitlich die Polizeikette durchbrochen und sind in die
       Schnorrstraße vorgedrungen, um in Richtung Nürnberger Platz zu kommen bzw.
       den Neonazis entgegenzulaufen, die aus Richtung Westen kommen sollen.
       Mittlerweile haben die Polizisten ihre Kette wieder geschlossen. Weiterhin
       werden massiv Wasserwerfer eingesetzt. Eine Barrikade brennt.
       
       14.40 Uhr: Aus den Nachrichtenagenturen 
       
       In Dresden ist es Samstag bei Veranstaltungen von Rechtsextremisten und
       Gegendemonstranten zu den befürchteten Krawallen gekommen. Augenzeugen
       zufolge lieferten sich linke Demonstranten und die Polizei heftige
       Auseinandersetzungen. Dabei wurden die Beamten mit Steinen und Flaschen
       beworfen, als sie eine besetzte Kreuzung räumen wollten. Beobachter
       sprachen von einer Straßenschlacht.
       
       Bereits zuvor war es im Stadtgebiet immer wieder zu Auseinandersetzungen
       zwischen linken Protestlern und der Polizei
       
       gekommen. Dabei kamen Wasserwerfer und Pfefferspray zum Einsatz. In Dresden
       demonstrierten derweil mehrere Tausend Demonstranten aus dem gesamten
       Bundesgebiet gegen geplante Veranstaltungen von Rechtsextremisten. (dapd) 
       
       14.36 Uhr: Gutzkowstraße/Reichenbachstraße 
       
       Die Situation eskaliert weiter. Fünfzig bis sechzig schwarz Vermummte
       lassen einen Steinhagel in Richtung Polizei niedergehen, Böller
       explodieren. Die Wasserwerfer reagieren prompt, schießen mit voller Härte
       in die Reihen der Autonomen. Hinter den Wasserwerfern verbarrikadieren sich
       die Polizisten.
       
       14.33 Uhr: Gutzkowstraße/Reichenbachstraße 
       
       Hier greift die Polizei jetzt doch mit Wasserwerfern ein, wollen die
       Blockade gewaltsam auflösen und die brennenden Barriakden löschen. Autonome
       greifen die Polizei an. Sie bauen Barrikaden aus Containern, setzen
       Feuerlöscher, Leuchtwerfer und Böller ein.
       
       14.28 Uhr: Hauptbahnhof 
       
       Nicht nur die Gegendemonstranten, auch die Polizisten warten auf die
       Neonazis, die noch nicht da sind. Der Fahrer eines Polizeibusses vertreibt
       sich seine Langeweile mit SMS schreiben. Eine Nachricht scheint ihn zu
       freuen. Er sitzt lächelnd in seinem Fahrzeug und antwortet sofort.
       
       14.17 Uhr: Plauenscher Grund 
       
       Ein Polizeisprecher hat der taz gegenüber bestätigt, dass hunderte Neonazis
       jetzt wahrscheinlich versuchen, aus Freital über den Plauenschen Grund zum
       Hauptbahnhof in Dresden zu kommen. Ein Taz-Reporter fährt ihnen jetzt
       entgegen.
       
       14.14 Uhr: Gutzkowstraße/Reichenbachstraße 
       
       Die Blockade mit etwa 1.500 Leute ist friedlich. Ein wenig abseits steht
       der Schwarze Block mit 200-300 Autonome, zwei relativ große Feuer aus
       Europaletten brennen. Die Polizei greift nicht ein, obwohl um die Ecke ein
       Wasserwerfer steht. In der Gutzkower Straße selbst ist keine Polizei. Aus
       einem Studentenwohnheim lehnen sich die Studenten aus dem Fenster, einige
       kooperieren, füllen die Flaschen der Demonstranten mit Wasser, andere
       fragen, was das soll in dieser Straße, die etwas abseits des Geschehens
       liegt.
       
       14.11 Uhr: Südvorstadt/Zellescher Weg 
       
       Überall in der Südvorstadt zwischen dem Campus und dem Hauptbahnhof,
       Zellescher Weg und der Uni-Bibliothek sind Barrikaden errichtet. Die
       Polizei räumt Fahrradständer weg, damit sie durchkommt. Die meisten
       Barrikaden brennen inzwischen.
       
       *** 
       
       Taz-Mitarbeiter in Dresden: Jörn Alexander, Michael Bartsch, Astrid
       Geisler, Martin Kaul, Konrad Litschko, Andreas Speit
       
       Taz-Mitarbeiter in Berlin: Carl Ziegner, Ariane Lemme, Félice Gritti
       
       19 Feb 2011
       
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