# taz.de -- Kolumne Staralbum: Die Ätherische
       
       > Miranda July ist eine Alleskönnerin: Performance-Künstlerin, Buchautorin,
       > Regisseurin, Schauspielerin. Und sie ist ein zerstreutes Sensibelchen,
       > aber sehr sympathisch.
       
 (IMG) Bild: Sympathisch skurril und zerstreut: Miranda July in ihrem Film "The Future".
       
       Wenn die Fotografen Miranda July zurufen, sie solle doch einmal lächeln,
       verzieht sie das Gesicht so, dass es aussieht, als würden sich ihre
       riesigen blauen Augen gleich mit Wasser füllen und die ganze zarte,
       zerbrechliche, pastellfarbene Frau in Tränen ausbrechen.
       
       Schon vor Festivalbeginn ist jede Menge über Miranda July geschrieben
       worden. Über diese Mitdreißigerin aus den USA, die als
       Performance-Künstlerin startete, aber inzwischen auch noch Bücher schreibt,
       Regie führt, schauspielert. Eine Alleskönnerin, vom Feuilleton bis zum
       Sundance-Festival geliebt, die derzeit mit allem Erfolg zu haben scheint.
       Diese stilsichere Secondhandträgerin, die so sympathisch skurril und
       zerstreut wirkt.
       
       Die Pose des zerstreuten Sensibelchens nimmt July auch bei der
       Berlinale-Pressekonferenz ein. Mogelt sich mit "you know"- und "kind
       of"-Füllwörtern durch ihre Antworten. Sagt Sätze wie "Gefühle sind mir sehr
       wichtig". Und errötet, wenn sie darüber spricht, dass sie beim
       Männercasting jeden hätte haben können.
       
       Das weckt Beschützerreflexe. Als ein Journalist es wagt, "The Future", den
       Film, den July an diesem Tag präsentiert, als Film für junge Frauen zu
       schmähen, springt der Pressekonferenz-Moderator ihr zur Seite: Er sei ein
       Mann und jung und habe den Film trotzdem toll gefunden, schleimt er. Und
       als sich July nach der Pressekonferenz stöhnend und mit
       aufeinandergepressten Lippen davonschleichen will, tätschelt
       Schauspielkollege David Warshofsky ihr sanft die dürre Schulter.
       
       Dabei ist das vielleicht alles gar nicht so unglaublich nötig. Immerhin
       präsentiert Miranda July mit "The Future" einen puren Egotrip von einem
       Film: Sie hat das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und auch noch die
       Hauptrolle übernommen. Das allein setzt schon ein Mindestmaß an Robustheit
       und Durchsetzungskraft voraus, ganz so herzzerreißend hilflos, wie sie hier
       wirkt, kann sie also gar nicht sein. Und einmal zeigt auch sie kurz, dass
       sie auch mit ihrer elbenhaften Art durchaus austeilen kann: Frauen um die
       sechzig mochten ihren Film nicht? Wenn sie sechzig sei, mache sie
       vielleicht andere Filme - und diese Frauen seien dann tot, katzt sie.
       
       Dies bleibt aber ihr einziger Ausfall. Ansonsten bleibt July auf der
       Pressekonferenz standhaft in der Rolle des merkwürdigen
       Nichtvondieserweltmädchens.
       
       Funktioniert ja auch gut. Derzeit, so scheint es, werden ihr alle Türen
       aufgehalten.
       
       16 Feb 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Meike Laaff
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kolumne Staralbum: Der Sehnsüchtige
       
       Das ist alles ein bisschen zu viel. Erst den Grammy in den USA und jetzt
       sitzt er nach kurzem Zwischenstop in London auf der Berlinale. Win Butlers
       will nach Hause.
       
 (DIR) Kolumne Staralbum: Der Abwesende
       
       Manche Leute müssen in diesen Tagen arbeiten, trotz Berlinale. Nicht wie
       Journalisten Filme gucken und ein bisschen darüber schreiben, sondern
       richtig arbeiten. So wie Moritz Bleibtreu.
       
 (DIR) Auf der Berlinale ist Zeit relativ: Lost in Time
       
       In "The Future" (Wettbewerb) kreist Miranda July mit Leichtigkeit um
       schwere Fragen. Es ist ein Film voller Erkenntnis, dass sich die Welt
       unablässig weiterdreht.
       
 (DIR) Kolumne Staralbum: Die Dreifache
       
       "Mein Leben hat nie ausgesehen wie Hollywood", sagt Gabourey Sidibe auf der
       Berlinale-Pressekonferenz. Über sie sagt man, dass sie ein total
       untypischer Hollywoodstar sei.
       
 (DIR) Kolumne Staralbum: Eine extreme Frau
       
       Sandra Hüller - die Entdeckung der Berlinale 2006 - ist "prädestiniert für
       Borderline-Charaktere", meint einer ihrer Kollegen bei der Pressekonferenz
       zum Film "Über uns das All".
       
 (DIR) Kolumne Staralbum: Der Routinierte
       
       Er ist ein Spieler. Seine Routine ist unverwüstlich. Seine Handbewegung
       variiert zwischen beschwichtigend und anheizend. Er ist der Star dieses
       Podiums: Kevin Spacey.