# taz.de -- Kommentar Uni erkennt Doktorarbeit ab: Guttenbergs Absturz, Merkels Fall
> Warum Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nach der
> Entscheidung der Universität Bayreuth zurücktreten muss. Und warum die
> Kanzlerin jetzt handeln muss.
(IMG) Bild: Alles dreht sich nur noch um ihn: Verteidigungsminister Guttenberg.
Jetzt ist es amtlich: Die Universität Bayreuth hat Minister Guttenberg den
Doktortitel entzogen. Dass die Universität, die am Dienstag noch beharrt
hatte, sich keinesfalls unter Zeitdruck setzen zu lassen, schnell handelte,
ist richtig. Jeder wusste, dass dieser Schritt angesichts der drückenden
Beweislast gegen Guttenbergs Dissertation unvermeidlich war. Die
Universität hat keinem unzulässigem politischen oder medialen Druck
nachgegeben, sondern das Naheliegende getan.
Was jetzt? Wird Merkel Guttenberg endlich feuern - oder nicht? Es mag
verführerisch sein für die Union, an ihrem Kurs festzuhalten und
achselzuckend darauf hinzuweisen, dass Guttenberg doch den Titel schon
freiwillig zurückgeben hat. Seine Popularität ist ja ungebrochen, der
Springer Verlag verteidigt ihn eisern.
Und die Union kann auf die mediale Eigenlogik hoffen, dass diese Affäre nun
langsam verschwindet. Es gibt keine neuen Plagiatsstellen mehr, die für
Aufregung sorgen. Guttenberg hat seine Verteidigungslinie im Bundestag
befestigt: Er hat Fehler gemacht, aber das passiert eben, wenn man hoch
hinaus will. Was jetzt medial noch kommt, sind Wiederholungen, bis zum
Ermüdungsbruch. So ist die Dramaturgie von Skandalen eben.
Wenn sich in der Union und bei Merkel diese Ansicht durchsetzt, ist das ein
moralischer GAU. Denn bisher war das Argument der Union, dass man den
Verfahrensweg einhalten soll. Gerade wer jene bürgerliche Tugenden, die
Guttenberg verletzt haben soll, schätze, müsse doch erstmal abwarten, was
die zuständige Universität entscheidet. So das zentrale Argument der Union.
Jetzt hat es sich in Rauch aufgelöst.
Und Merkel steht vor zwei kristallklaren Alternativen: Entweder sie feuert
Guttenberg sofort und beendet dessen zusehends groteske Versuche, sich zum
Opfer einer Kampagne zu stilisieren. Oder sie hält an ihm, dem Schwindler,
fest. Und das heißt, dass Fälschen, Betrügen und Plagiieren plus
nachträgliches Schönreden künftig unter "nicht schlimm" fallen. Ein Fehler,
mehr nicht. Wer populär ist, darf das. Was eigentlich noch?
All das spricht jener Rechtschaffenheit, die die Union so gerne für sich
reklamiert, Hohn. Ich bin nicht die Universität Bayreuth, hat Merkel
kürzlich gesagt. Nein, sie ist die Kanzlerin, die am liebsten abwartet, wie
sich die Dinge entwickeln und im Ungefähren bleibt. Das geht jetzt nicht
mehr. Wenn sie Guttenberg weiter schützt, ist dies ab jetzt ihre Affäre.
23 Feb 2011
## AUTOREN
(DIR) Stefan Reinecke
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