# taz.de -- Die Guttenberg-Springer-Symbiose: Ein BILD von einem Mann
       
       > Alle sind gegen Guttenberg, doch auf eine kann sich der Minister immer
       > verlassen – die Bild. Wie sich Springers buntes Blatt einen Polit-Popstar
       > strickte.
       
 (IMG) Bild: Setzt sich immer bestens in Szene: Karl-Theodor zu Guttenberg. Hier "Top-Gun"-mäßig in Kundus im August 2010.
       
       BERLIN taz | Es ist eine Waffenbrüderschaft mit gegeltem Haar: adelig der
       eine, mächtig der andere. Niemand hat den rasanten Aufstieg des
       Karl-Theodor von und zu Guttenberg so nachdrücklich mitbetrieben wie die
       Bild-Zeitung unter ihrem Chefredakteur Kai Diekmann. Auch der begann seine
       Karriere bei der Bundeswehr: als Wehrdienstleistender in der Pressestelle.
       
       Treu hält das Blatt, bei dem andere aus viel nichtigeren Anlässen als
       zusammenkopierten Doktorarbeiten zum "Verlierer des Tages" werden, jetzt
       erst recht am Freiherrn fest: "87 Prozent Ja-Stimmen beim Bild-Entscheid -
       ,Ja wir stehen zu Guttenberg!' ", verkündet die Titelseite das
       "überwältigende Ergebnis" einer Abstimmung unter 261.223 LeserInnen.
       
       Und verschweigt, dass eine andere, schon etwas länger laufende Abstimmung
       auf seiner Internetseite [1][bild.de] zu einem ganz anderen Ergebnis kommt:
       Gefragt nach Guttenbergs Stand nach der De-facto-Abschaffung der
       Wehrpflicht, der "Gorch Fock"-Affäre und dem Dissertations-GAU, fordern
       hier 55 Prozent der Abstimmenden den Rücktritt des Verteidigungsministers.
       In der gedruckten Bild steht davon kein Wort. Was nicht passt, wird
       mitunter passend gemacht.
       
       ## Was nicht passt, wird passend gemacht.
       
       Also schimpft Franz Josef Wagner in seiner "Post"-Kolumne auf die
       Guttenberg-Kritiker ("Was kann ein Mensch mehr tun, als sich zu
       entschuldigen?"). Und weil auch das nicht reichen könnte, gibt auch noch
       der Meinungsvermieter und frühere Deutschlandfunk-Intendant Ernst Elitz dem
       Verteidigungsminister Schützendeckung: "Die Politik braucht Guttenberg",
       denn der würde ja von seiner Partei gebraucht, damit "der Freiherr […] die
       CSU bei der nächsten Wahl in die Nähe der 50-Prozent-Grenze bringt". Und
       außerdem, so Elitz, müsse Guttenberg schließlich "ein Jahrhundertwerk
       stemmen - die Bundeswehrreform".
       
       Von der profitieren Bild und Bild am Sonntag auch ganz direkt: Weil die
       Bundeswehr nun ganz anders als bisher für den Dienst an der Waffe werben
       muss, ist eine große Werbekampagne für den Truppendienst geplant. Sie soll
       schon nächsten Monat beginnen - und zwar in Bild, Bild am Sonntag und auf
       [2][bild.de]. Am Mittwoch stellte im Verteidigungsausschuss des Bundestages
       ein Oberst der Bundeswehr die Idee den verdutzten Parlamentariern vor. "Das
       war eine dürre Mitteilung", erinnert sich der Sozialdemokrat Hans-Peter
       Bartels.
       
       ## Rekruten-Werbekampagne via BILD
       
       Nachfragen, warum zunächst nur Bild, Bild am Sonntag und bild.de bedacht
       werden, beantwortete der Oberst nicht. "Das hat ein Geschmäckle", sagt
       Bartels der taz. Auch zu den Kosten der Aktion schwiegen sich die Vertreter
       des Ministeriums aus. Auf Druck der Fachpolitiker will Guttenbergs Haus die
       Zahlen nachreichen.
       
       Fest steht bis jetzt, dass die Kampagne in drei Phasen ablaufen soll. Im
       März startet die Aktion in Radio- und Fernsehsendern unter dem plakativen
       Motto "Bundeswehrreform - Deine Chance". Im April beginnt die zweite Phase,
       und in der kommen die Boulevardmedien vom Springer-Konzern zum Zug: Als
       einzigen Partnern wurden mit den drei genannten Bild-Organen bisher
       Verträge geschlossen. Zwar beteuert ein Sprecher des
       Verteidigungsministeriums gegenüber der taz, dass weitere Printmedien
       folgen würden. Er sagt aber auch: "Es ist noch nichts fixiert." Sein Fazit:
       "Wenn man Mannschaftssoldaten werben will, darf man nicht in der Capital
       werben."
       
       Die Entscheidung sei wegen der Reichweite und der Zielgruppe gefallen.
       Zudem habe das Ministerium sich auf den Rat einer Agentur verlassen – deren
       Namen der Sprecher jedoch nicht nennen konnte. "Die Medien waren eine
       Empfehlung", sagte er.
       
       ## Kundus, Gorch Fock, Feldpost: Kritik blieb aus
       
       Den angeschlagenen Minister wird es freuen. Richtige Kritik an Guttenberg
       gab es in der Bild nie. Wie Feigenblättchen muten die drei Negativurteile
       an, die das Blatt neben knapp zwei Dutzend positiver Bekenntnisse zur
       Freiherrn-Umfrage veröffentlicht. Beim Umfaller von Kundus – Guttenberg
       hatte den unter seinem Vorgänger Franz Josef Jung (CDU) erfolgten
       Luftangriff gegen einen von Rebellen gekaperten Tanklastzug im September
       2009 nach seiner Amtsübernahme einen Monat später zuerst als "angemessen"
       bezeichnet und später gleich mehrere Militärs dafür gefeuert – vollzog Bild
       brav jede Volte des Ministers mit.
       
       Als Guttenberg dann Ende Januar seine laut Bild schon damals "schwerste
       Bewährungsprobe" zu bestehen hatte und im Verteidigungsausschuss wegen
       seiner Informationspolitik zu Kundus, des Todesfalls einer Kadettin auf dem
       Segelschulschiff "Gorch Fock", des ungeklärten Todes eines deutschen
       Soldaten in Afghanistan und geöffneter Feldpostbriefe dem Parlament schon
       einmal unter Beschuss stand, schrieb das Blatt in seiner Onlineausgabe:
       "Der Angriff auf Guttenberg ging ins Leere."
       
       Vier Stunden habe der Minister damals den Parlamentariern vor dem Ausschuss
       "Rede und Antwort" gestanden. "Doch die Opposition konnte ihm kein einziges
       auch nur halbwegs stichhaltiges Versäumnis oder gar Fehlverhalten
       nachweisen", triumphierte Bild. Auch heute gilt: Wer gegen Guttenberg ist,
       macht Kampagne.
       
       24 Feb 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://bild.de
 (DIR) [2] http://bild.de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
 (DIR) Gordon Repinski
       
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       bestraft.