# taz.de -- Neuer Streit um den Mauerpark: Der Park und die Bürger
> Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) lässt Jury über Ausbau entscheiden.
> Bürgerinitiativen kritisieren die Pläne. Und sich gegenseitig.
(IMG) Bild: Besucher im Mauerpark
Es sollte der Durchbruch nach jahrelanger Debatte werden. Mit einer breit
angelegten Beteiligung der Öffentlichkeit, einer Bürgerwerkstatt und einer
Jury wollte der Baustadtrat von Mitte, Ephraim Gothe (SPD), einen Konsens
für den überfälligen Ausbau des Mauerparks erzielen. Doch als am
Mittwochabend im Stadtplanungsausschuss die Auswertung der Bürgereinwände
diskutiert wurde, war schnell klar: Von Konsens fehlt jede Spur.
Seit Anfang der 90er-Jahre ist der Park auf dem einstigen Todesstreifen
zwischen Prenzlauer Berg und Wedding geplant. Die Allianz Umweltstiftung
hatte dafür 4,5 Millionen Mark bereitgestellt - unter der Bedingung, dass
der Park bis zum Jahr 2010 auf mindestens 10 Hektar anwächst. Bisher wurden
nur 8 Hektar realisiert. Das restliche als Grünfläche ausgewiesene Gebiet
gehört der Immobilienfirma Vivico, die dort gern bauen würde.
Im Januar stellte Baustadtrat Gothe einen Bebauungsplanentwurf vor. Danach
könnte die Vivico nördlich des Gleimtunnels und am südlichen Parkende
bauen. Im Gegenzug würde sie 6 Hektar zur Erweiterung des Parks abgeben.
Über die Art der Bebauung sollte ein städtebaulicher Wettbewerb
entscheiden. Eine Jury aus Architekten und Vertretern der Vivico, des
Senats und des Bezirks hat ihr Urteil intern bereits gefällt.
Die Pläne sind zwar noch nicht öffentlich, stoßen aber bei den beteiligten
Bürgerinitiativen schon auf heftigen Widerstand. "Keiner der Entwürfe denkt
in seiner Gestaltung vom Park aus", kritisiert Alexander Puell, der sich
als Vertreter einer Anwohnerinitative an der von Gothe initiierten
Bürgerwerkstatt beteiligt hat. Vor allem die Dichte der geplanten Bauwerke
im Norden und deren negative Auswirkung auf den Luftaustausch seien
untragbar, so Puell.
Andere Bürgervertreter gehen noch weiter. Mehrere Bürgerinitiativen hatten
ihre Mitarbeit an der Bürgerwerkstatt vorzeitig beendet. "Um sich an den
Entwürfen zu einer Bebauung zu beteiligen, müssten wir erst einer Bebauung
zustimmen. Das wollen wir aber nicht", sagt Christian Rippel von der BI
Mauerpark Fertigstellung. Auch Frank Möller von der BI Weltbürgerpark lehnt
jede Bebauung strikt ab. Er fordert eine Neuaufnahme des gesamten
Verfahrens.
Puell weist das zurück. "Der städtebauliche Wettbewerb ist gescheitert,
aber nicht die Bürgerwerkstatt." Er werde im Gespräch mit der Vivico
bleiben, sich aber auch alternativen Ideen zuwenden. "Unser Ziel ist es,
den Mauerpark fertigzustellen und nicht Gothes Idee umzusetzen", betont
Puell. Vivico-Sprecher Brandt warnt hingegen vor einer zu langen Debatte:
"Zwei Jahre Diskussion sind genug."
Bei der Sitzung des Ausschusses lagen die heftig debattierten Pläne nicht
einmal vor. Aber auch der Umgang mit den 2.649 Bürgereinwände sorgte für
Streit. Claudia Hilse (CDU) findet die von Gothe vorgelegte Auswertung
"unbefriedigend und dünn". Auch Sven Dietrich (Linke) wundert sich, warum
überhaupt Bürger befragt werden, wenn ihre Einwände nicht ernst genommen
werden. Bezirksstadtrat Ephraim Gothe verteidigt die Auswertung. Es sei
schwer, einen Konsens zu finden, da es unterschiedliche Sichtweisen darüber
gebe, was der Mauerpark überhaupt ist.
24 Feb 2011
## AUTOREN
(DIR) Janina Trebing
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