# taz.de -- Kubas Regierung lässt Gegnern keinen Raum: 54 Hausarreste, 46 Festnahmen
       
       > Am ersten Jahrestag des Hungertods von Orlando Zapata agiert die
       > kubanische Regierung mit Härte. Auf der ganzen Insel waren Polizei und
       > Staatssicherheit im Einsatz.
       
 (IMG) Bild: Unterstützer der Regierung treffen in Havanna auf die "Damen in Weiß".
       
       BERLIN taz | "Zwölf direkte Familienangehörige - mehr hat die kubanische
       Staatspolizei nicht zugelassen", erklärte Reina Luisa Tamayo am Donnerstag
       nach dem Besuch des Grabs ihres Sohns in Banes. In der kleinen Stadt, rund
       vierzig Kilometer von Holguín entfernt, ist Orlando Zapata Tamayo beerdigt
       worden, nachdem er am 23. Februar 2010 an den Folgen seines Hungerstreiks
       gegen die Haftbedingungen in Kubas Gefängnissen gestorben war.
       
       Und am Grab ihres Sohns versammelte sich die Familie, um des von Amnesty
       International als politischen Gefangenen bezeichneten Manns zu gedenken.
       Eigentlich hatten sich zwar mehrere bekannte Oppositionelle bei Reina Luisa
       Tamayo angekündigt, aber letztlich schaffte es niemand, die Kontrollen der
       Polizei zu passieren, so die 62-jährige Frau gegenüber der spanischen
       Nachrichtenagentur Efe.
       
       Auf der ganzen Insel waren Polizei und Staatssicherheit im Einsatz, um
       international bekannte und weniger bekannte Oppositionelle daran zu hindern
       nach Banes zu fahren. 54 Hausarreste wurden ausgesprochen, meldete Elizardo
       Sánchez von der Kubanischen Kommission für Menschenrechte und Nationale
       Versöhnung (CCDHRN). Die von der Regierung geduldete Organisation
       dokumentierte zudem 46 vorübergehende Festnahmen.
       
       Dazu zählt auch die von Guillermo Fariñas. Der im Dezember mit dem
       Menschenrechtspreis des Europäischen Parlaments ausgezeichnete
       Oppositionelle war in Santa Clara auf das Dach seines Hauses gestiegen und
       hatte Parolen gegen die Regierung der Insel gerufen, worauf er von zwei
       Polizisten vorübergehend festgenommen wurde. Wenig später tauchte dann ein
       Bus auf und vierzig Kubaner, die Parolen pro Regierung skandierten, stiegen
       aus.
       
       Ein Mittel, dass in Havanna vor dem Hause von Laura Pollán ebenfalls
       eingesetzt wurde. Dort wollten sich rund sechzig Frauen der "Damen in Weiß"
       treffen, um Orlando Zapata zu gedenken. Doch mehrere der Frauen kamen durch
       die Polizeisperren rund um die Zufahrten zum Haus nicht durch.
       
       Schließlich fanden sich rund zweihundert Anhänger der Regierung vor dem
       Haus in der Straße Neptuno auf, schrien Parolen wie "Die Straße gehört
       Fidel", was wiederum von den Frauen mit "Zapata lebt, Mörder!" quittiert
       wurde. Eine Situation, die Berta Soler und Laura Pollán, den beiden
       Sprecherinnen der Organisation, nur zu vertraut ist, denn die "actos de
       repudio" - wörtlich "Akte der Ablehnung", tatsächlich geht es um
       Einschüchterung - haben in den letzten Wochen wieder zugenommen.
       
       Erst am 12. Februar wurden die beiden Ehefrauen jüngst aus der Haft
       entlassener Oppositioneller Opfer eines "acto de repudio". Auch Reina Luisa
       Tamayo wurde mehrfach von wütenden Regierungsanhängern angepöbelt und
       angegriffen. Für sie und ihre Familie hat das demnächst ein Ende, denn just
       am Todestag ihres Sohns suchten sie Beamte der Migrationsbehörden auf. Vor
       wenigen Tagen hat die US-Interessensvertretung in Havanna der 13-köpfigen
       Familie Visa erteilt, und wenn die sterblichen Reste ihres Sohns exhumiert
       und eingeäschert sind, will die Frau die Insel verlassen.
       
       25 Feb 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Knut Henkel
       
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