# taz.de -- Kommentar Militärintervention in Libyen: Hilfe ja, Bomben nein!
       
       > Von einem Flugverbot über Libyen bis zu einer militärischen
       > Auseinandersetzung ist es nicht weit. Damit wäre aber niemandem geholfen,
       > nicht einmal den Aufständischen.
       
       So richtig es auch ist, darüber zu diskutieren, was die internationale
       Gemeinschaft unternehmen kann, um weiteres Blutvergießen in Libyen zu
       vermeiden, so sehr geht die Diskussion doch derzeit in die falsche
       Richtung. US-Kriegsschiffe positionieren sich rund um Libyen, die britische
       Regierung spricht offen über Vorbereitungen zur Durchsetzung einer
       Flugverbotszone. Ziel: Diktator Gaddafi soll seine Luftwaffe nicht
       einsetzen können, um die eigene Bevölkerung zu bombardieren.
       
       Aber wer auch immer die Idee vorantreibt, muss sich darüber im Klaren sein,
       dass es von der Durchsetzung eines solchen Flugverbots bis zur vollen
       Involvierung in eine militärische Auseinandersetzung nur ein winziger
       Schritt ist. Das kann niemand wollen - nicht einmal die Aufständischen in
       Libyen selbst.
       
       Sosehr sie Hilfe gebrauchen können, um in der längst vom Protest zum
       Bürgerkrieg eskalierten Situation in der Offensive zu bleiben, so wenig
       kann es in ihrem Interesse liegen, dass Libyens Diktator nicht durchs
       eigene Volk, sondern durch ein militärisches Eingreifen des Westens
       gestürzt würde.
       
       Es kann Situationen geben, in denen ein Militäreinsatz zwingend geboten
       ist: Wenn es etwa darum ginge, einen Völkermord zu stoppen. Sollte Gaddafi
       dazu zum Beispiel dazu übergehen, seine Senfgas-Arsenale gegen die eigene
       Bevölkerung einsetzen zu wollen, wäre sofortiges Eingreifen ein
       moralischer, menschenrechtlicher und politischer Imperativ. Doch bei aller
       Brutalität: Dafür gibt es bislang keinerlei Anzeichen.
       
       Gaddafis Macht ist gebrochen. Die Libyer müssen diesen Prozess zu Ende
       führen, unterstützt mit Druck und humanitärer Hilfe aus dem Ausland. Jedes
       militärische Eingreifen aber wäre derzeit verfehlt.
       
       1 Mar 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
 (DIR) taz.lab 2011 „Die Revolution haben wir uns anders vorgestellt“
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Debatte über Intervention in Libyen: US-Militär rät zu Zurückhaltung
       
       US-Außenministerin Hillary Clinton befürwortet eine Flugverbotszone über
       Libyen. Verteidigungsminister Robert Gates zeigt sich dagegen skeptisch.
       
 (DIR) Aufstand in Libyen: Heerscharen von Freiwilligen
       
       Die Stadt Bengasi ist das Zentrum der Aufständischen. Hunderte von
       Jugendlichen lassen sich in Schnellkursen zur militärischen Verteidigung
       ihrer Stadt ausbilden.
       
 (DIR) Doktorarbeit an Londoner Hochschule: Gaddafi-Sohn hat abgeschrieben
       
       Die renommierte London School of Economics untersucht Plagiats-Vorwürfe
       gegen den Sohn von Muammar al-Gaddafi Saif. Die Hochschule schämt sich für
       ihre Verbindungen zum Gaddafi-Clan.
       
 (DIR) Freie Presse in Libyen: Der alte Traum ist wahr geworden
       
       In Bengasi haben sich die ersten unabhängigen Medien gegründet. Die
       Tageszeitung "Freies Libyen" und ein Radioprogramm leben dabei vom
       Enthusiasmus der Menschen.
       
 (DIR) Aufstand in Libyen: Tausende Tote
       
       Gaddafi geht im Osten des Landes in die Offensive und kündigt an, "bis zum
       letzten Mann" kämpfen zu wollen. Tausende sind bereits gestorben, sagen
       Menschenrechtsorganisationen.
       
 (DIR) Aufstand in Libyen: Rebellen schlagen Gaddafi-Truppen
       
       Die Aufständischen in Sawija und Misrata haben Angriffe von Gaddafi-Truppen
       zurückgeschlagen. Die Situation der Flüchtlinge sei an einem Krisenpunkt
       angelangt, sagen die Vereinten Nationen.