# taz.de -- Neuer Online-Kiosk: Telekom wird zum Zeitungsverkäufer
> Während die Verlage über Apples harte Bedingungen klagen, gibt sich die
> Telekom spendabel. Der Online-Kiosk "Pageplace" soll offener sein - wenn
> die Technik mitspielt.
(IMG) Bild: Telekom-Chef René Obermann präsentiert "Pageplace".
So mancher Medienmanager spricht vom "Apple -Schock": Seit wenigen Wochen
ist klar, dass Apple auch bei digitalen Zeitungen und Zeitschriften exakte
Bedingungen diktieren will, wenn Verlage ihre Waren an die Millionen Kunden
mit iPad, iPhone oder iPod touch verkaufen wollen. Zu den Bedingungen
gehört, dass die Daten der Abonnenten künftig nicht mehr automatisch bei
den Verlagen landen, die sie für das lukrative Direktmarketing nutzen
könnten. Stattdessen müssen Nutzer explizit zustimmen, dass Informationen
übertragen werden.
Da die Konzerne nicht so einfach klein beigeben wollen, suchen sie nach
Alternativen. Eine könnte nun von der Deutschen Telekom kommen. Pünktlich
zum Cebit-Start hat sie am Dienstag einen Online-Kiosk namens
[1][Pageplace] gestartet, der laut eigener Aussage "die Welt des digitalen
Lesens" zu den Nutzern bringen soll.
Auf einer zentralen Web-Plattform sollen Kunden digitale Bücher,
Zeitschriften und Zeitungen auswählen, sie dann mit Hilfe verschiedener
Bezahldiensten begleichen und schließlich auf diversen unterschiedlichen
Plattformen, darunter auch denen von Apple, lesen können. "Kinderleicht"
sei das, meint die Telekom in einem Werbevideo. Neben Mobilgeräten wird
auch der PC unterstützt, dazu muss der Nutzer sich eine eigene Anwendung
herunterladen.
Die Vorabversion von "Pageplace", die seit Dienstag verfügbar ist, ist
keineswegs perfekt. Im Selbstversuch zeigte die iPad-Software einen
merkwürdigen Cookie-Fehler an, den man wegdrücken musste. Auch die Optik
ist alles andere als optimal - zumindest auf dem Apple-Gerät.
Ganzseitendarstellungen von Zeitungen wirken wie ein schlichtes
PDF-Dokument, das nicht für Tablets optimiert wurde. Der
IT-Nachrichtendienst [2][Golem.de kam bei einem Kurztest] zu ähnlichen
Ergebnissen.
Die Telekom muss zudem fürchten, dass Apple die App spätestens zum 30. Juni
aus seinem Angebot wirft. Bis dahin müssen alle für iPad, iPhone und iPod
touch verfügbaren Inhalte-Anwendungen, die gekauften Content darstellen,
einen sogenannten In-App-Purchase integriert haben, mit dem dann direkt
innerhalb der Software gekauft werden kann. Das lässt sich Apple mit 30
Prozent des Umsatzes belohnen. Nur wenige Ausnahmen sind vorgesehen.
Für die Telekom würde das bedeuten, dass sie entweder mit 30 Prozent
weniger leben oder die Kosten an die Verlage weitergeben müsste. Die
könnten selbst mit Apple einen Vertrag abschließen, ohne auf die neue
Plattform des Rosa Riesen zu kommen - das würde dann mehr Geld bringen. Die
Telekom betont, dass "Pageplace" für verschiedene Plattformen gedacht sei.
Damit gemeint ist vor allem Googles Android-Betriebsystem.
Doch hier fehlt es bislang noch an Modellen im Tablet-Segment. Erst in
diesem Monat kommen optimierte Modelle auf den Markt - etwa das Xoom von
Motorola. Zudem ist noch nicht erwiesen, wie stark Android-Kunden ihre
Geldbeutel für Inhalte öffnen; Apples Plattform ist dagegen für manchen
Entwickler zu einer Haupteinnahmequelle geworden.
Die Telekom will das Problem mit einer besonders einfachen Zahlweise
angehen. So soll es neben der Nutzung von Paypal und Click & Buy auch
erlaubt sein, über die Telefonrechnung zu bezahlen. Man ziele mit dem
Service aber nicht nur auf die eigenen Kunden, sagte Telekom-Vorstand
Edward Kozel gegenüber der Financial Times Deutschland. Zudem sollen die
Medienkonzerne mit dem angelockt werden, was Apple verweigert: den
Kundendaten sowie einer offenen Preispolitik.
Zum Start von "Pageplace" sollen rund 40.000 Bücher, 40 Zeitungen und 450
Zeitschriften verfügbar sein. An deutschen Großverlagen sind unter anderem
der Süddeutsche Verlag und Holtzbrinck mit im Boot.
2 Mar 2011
## LINKS
(DIR) [1] http://www.pageplace.de/
(DIR) [2] http://www.golem.de/1103/81804.html
## AUTOREN
(DIR) Ben Schwan
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