# taz.de -- Kommentar Anklage gegen Wikileaks-Quelle: Wer ist der Feind?
       
       > Das Wissen, das Wikileaks öffentlich gemacht hat, hat die Welt verändert.
       > Sollte Bradley Manning die Quelle sein, hätte er Zivilcourage gezeigt.
       
       Die Dokumente, die über Wikileaks an die Weltöffentlichkeit gekommen sind,
       haben längst Geschichte gemacht. Sie haben das Wissen über das
       Kriegsgeschehen im Irak dramatisch vertieft. Und sie haben nie zuvor da
       gewesene Einblicke in das Leben und Tun der politisch Verantwortlichen in
       aller Welt geliefert.
       
       Es sind Hintergrundinformationen, die nicht zuletzt beim Verständnis der
       Bewegungen gegen autoritäre Regime in der arabischen Welt - von Tunesien
       über Ägypten bis Libyen - helfen.
       
       Ein solches Wissen kann Kriege verhindern. Man male sich aus, Wikileaks
       hätte schon 2003 existiert und es geschafft, das Nicht-Vorhandensein von
       Massenvernichtungswaffen im Irak öffentlich zu machen: Wer wäre mit George
       W. Bush in die Schlacht gezogen?
       
       Sollte der ehemalige Nachrichtendienstsoldat Bradley Manning tatsächlich
       die Quelle für die nie da gewesene Menge von sensiblen Daten und
       Informationen sein, die an die Öffentlichkeit gelangt sind, hat er
       Historisches geleistet.
       
       In einer Situation, wo Zigtausende anderer SoldatInnen blinden Gehorsam
       leisten, hätte er Zivilcourage gezeigt. Er wäre seinem Gewissen gefolgt,
       weil er nicht Komplize bei Kriegsverbrechen sein wollte. Für solche Gesten
       gehören Menschen nicht in den Kerker, sondern auf einen Sockel. Und die USA
       täten gut daran, diese historische und politische Dimension des Falles
       Manning und Wikileaks zu berücksichtigten.
       
       Doch jenseits der Person Manning steht seit Mittwoch etwas anderes im Raum:
       ein beunruhigendes Stichwort, das all jene betrifft, die dankbar über die
       Informationen von Wikileaks sind - JournalistInnen, HistorikerInnen und die
       große Öffentlichkeit: "der Feind". Die US-Militärjustiz erhebt den Vorwurf
       der "Kollaboration mit dem Feind". Wer ist der Feind?
       
       3 Mar 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Wikileaks-Informant vor Gericht: Die Leiden des jungen Manning
       
       Bradley Manning saß 17 Monate im Gefängnis weil er Wikileaks Informationen
       zuspielte. Jetzt beginnt in den USA sein Prozess - wegen Spionage.
       
 (DIR) Wikileaks-Informant im Gefängnis: Bessere Haftbedingungen für Manning
       
       Bradley Manning, der vermeintliche Informant der Enthüllungsplattform
       Wikileaks, soll bessere Haftbedingungen erhalten. Zuvor hatte Amnesty diese
       kritisiert.
       
 (DIR) US-Militärjustiz und Wikileaks: Bradley Manning schwer beschuldigt
       
       Wegen mutmaßlicher Weitergabe geheimer US-Dokumente an Wikileaks wurde er
       verhaftet. Jetzt wird der US-Gefreite Bradley Manning 22 weiterer
       Verbrechen angeklagt.