# taz.de -- Transrapid-Unglück: Bewährungsstrafe für tödlichen Fehler
       
       > Beim Transrapid-Unglück im September 2006 starben 23 Menschen. Die
       > hauptverantwortlichen Fahrer sind jetzt wegen fahrlässiger Tötung zu
       > Bewährungsstrafen verurteilt worden.
       
 (IMG) Bild: Der Magnetzug krachte mit Tempo 170 auf ein 50 Tonnen schweres Wartungsfahrzeug.
       
       OSNABRÜCK dpa | Im Prozess um das Transrapid-Unglück im September 2006 sind
       die hauptverantwortlichen Fahrdienstleiter zu Bewährungsstrafen verurteilt
       worden. Das Osnabrücker Landgericht sprach die 61 und 52 Jahre alten Männer
       am Donnerstag wegen fahrlässiger Körperverletzung in elf Fällen und
       fahrlässiger Tötung in 23 Fällen schuldig und verhängte Freiheitsstrafen
       von anderthalb Jahren sowie einem Jahr. Beide müssen außerdem jeweils 4.000
       Euro an Bethel und an das Westfälische Kinderdorf in Paderborn zahlen. Die
       Angeklagten akzeptierten das Urteil, das damit rechtskräftig ist. Aus
       juristischer Sicht ist die Katastrophe damit aufgearbeitet.
       
       "Bei den Angeklagten handelt es sich nicht um Kriminelle, sondern um
       erfahrene und verantwortungsvolle Mitarbeiter", betonte der Vorsitzende
       Richter Dieter Temming. Es habe sich um ein "Augenblicksversagen"
       gehandelt. Zu der Katastrophe hätten auch technische und organisatorische
       Besonderheiten beigetragen.
       
       So sei das Setzen einer elektronischen Sperre nicht verbindlich in den
       Betriebsregeln der Anlage vorgeschrieben worden. Eine solche Sperre hätte
       den Männern im Leitstand signalisiert, dass bei der Fahrtfreigabe des
       Transrapid noch ein tonnenschwerer Werkstattwagen auf der Strecke stand.
       Der Magnetzug hätte auch nicht losfahren können. Auch die Tatsache, dass
       unterschiedliche Funksysteme benutzt wurden und damit die Mitarbeiter auf
       dem Werkstattwagen nicht den Funkverkehr mit dem Transrapid mithören
       konnten, habe zu dem Unglück beigetragen.
       
       Die Männer hatten am Vormittag des 22. September 2006 die Fahrt des
       Transrapid freigegeben, ohne zuvor den Werkstattwagen von der Strecke zu
       nehmen. Der Magnetzug krachte mit Tempo 170 auf das 50 Tonnen schwere
       Wartungsfahrzeug. Alle Passagiere aus dem ersten Segment des Zuges starben.
       
       Beide Angeklagten baten die Opfer und deren Angehörigen um Entschuldigung.
       "Ich finde keine Erklärung für meinen schweren Fehler", sagte der
       61-Jährige. "Ich würde alles tun, um das Geschehene ungeschehen zu machen",
       sagte sein Kollege. Beide sind seit dem Unfall psychisch krank und gelten
       als selbstmordgefährdet. Sie sind inzwischen Rentner.
       
       3 Mar 2011
       
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