# taz.de -- Staatssicherheit in Ägypten: Geheimdienstbüros gestürmt
       
       > Die Demokratiebewegung in Ägypten sammelt Akten der verhassten Apparate
       > des Sicherheitsdienstes, um Anklagen vorzubereiten. Dabei wurden auch
       > zahlreiche Folterwerkzeuge entdeckt.
       
 (IMG) Bild: Anhaltender Protest: Wütende Ägypter vor dem Geheimdienstgebäude in Kairo.
       
       KAIRO dpa | Drei Wochen nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Husni
       Mubarak ist der Kampf um hochbrisante Akten der Staatssicherheit entbrannt.
       Aktivisten der Demokratiebewegung stürmten am Wochenende
       Geheimdienstzentralen in Kairo, Alexandria und Assiut. Sie wollten
       verhindern, dass die Mitarbeiter der Dienste belastende Dokumente
       vernichten. Interims-Regierungschef Essam Scharaf ernannte am Sonntag den
       als "sauber" geltenden Polizeigeneral Mansur al-Essawi zum neuen
       Innenminister. Er soll die öffentliche Ordnung wiederherstellen und
       zugleich den "Kraken" Staatssicherheit gründlich reformieren.
       
       Tausende Demonstranten stürmten in der Nacht zum Sonntag die riesige
       Zentrale des Inlandsgeheimdienstes Muchabarat in der Kairoer Vorstadt Nasr
       City, berichtete das Internet-Portal "almasryalyoum". Im Inneren des
       Gebäudes sammelten sie Akten und Dokumente, um sie den später
       eingetroffenen Mitarbeitern der Generalstaatsanwaltschaft auszuhändigen. In
       deren Begleitung befand sich auch der ehemalige Präsident der ägyptischen
       Richtervereinigung, Sakarija Abdul Asis, ein ausgesprochener Kritiker des
       Mubarak-Regimes.
       
       Nach dem Bericht des Internet-Portals stießen die Demonstranten auf
       zahlreiche Dokumente, die die Repressions- und Spitzelaktivitäten der
       Behörde belegten. Darunter waren Aufzeichnungen von abgehörten
       Telefongesprächen. Auch abgefangene E-Mails und Protokolle von internen
       Beratungen der Oppositionsgruppen tauchten auf. Letztere wurden von
       Informanten angefertigt, die die Behörde in diese Gruppen eingeschleust
       hatte. Detaillierte Persönlichkeitsprofile von Regimegegnern und als
       Islamisten eingestuften Personen fanden sich gleichfalls unter der "Beute".
       
       Bei der Suche nach Gefangenen in dem Geheimdienstbau stießen die Aktivisten
       nur auf leere Gefängniszellen. Die dort zurückgelassenen Folterwerkzeuge
       ließen erahnen, mit welcher Brutalität die Verdächtigen hier behandelt
       worden waren. Im Keller fanden die Aktivisten zahlreiche Waffen. Auch in
       der Hafenstadt Alexandria und in der oberägyptischen Stadt Assiut wurden am
       Wochenende die Geheimdienstzentralen gestürmt.
       
       In Alexandria waren der Aktion heftige Zusammenstöße mit der Polizei
       vorausgegangen, ein Demonstrant wurde schwer verletzt. Vor der
       Muchabarat-Zentrale in einer Kairoer Vorstadt demonstrierten am Samstag
       Hunderte Menschen, nachdem dort Geheimdienstmitarbeiter Dokumente
       verbrannten. Die Demokratiebewegung verlangt die vollständige Auflösung der
       Geheimdienste.
       
       6 Mar 2011
       
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