# taz.de -- Fake-Twitter-Account des Atomforums: "Panikmacher ins Abklingbecken"
       
       > Bisher verhielt sich das Deutsche Atomforum in der öffentlichen
       > Atomdebatte recht ruhig. Auf einmal verbreitet es über Twitter allerlei
       > schräge Ansichten - scheinbar.
       
 (IMG) Bild: Erfreut sich großer Beliebtheit und Aufmerksamkeit: Der gefakte Twitter-Account "Atomforum_eV".
       
       BERLIN taz | Ein satirischer Twitter-Account sorgt in den letzten Tagen für
       Verstimmungen in der Atomlobby. Mit dem Benutzernamen "Atomforum_eV" wird
       suggeriert, der Account gehöre dem größten Lobbyverband der deutschen
       Atomwirtschaft, mit den veröffentlichten Kurznachrichten wird eben dieser
       persifliert.
       
       So finden sich [1][dort] Beschwichtigungen wie "Diese Wolke ist doch im Nu
       vom Winde verweht" oder "Ein Atom ist übrigens nur ein Millionstel
       Millimeter groß. Wer davor Angst hat, hat sie ja nicht mehr alle." Auch der
       Situation in Deutschland wird Rechnung getragen: "Gorleben ist sicher! Das
       Wellblechdach des Zwischenlagers ist aus purem Metall." Außerdem gebe es
       auch beim Brötchenholen ein Restrisiko.
       
       "Wie will man mit Wind und Sonne nachts bei Windstille fernsehen?
       Kernenergie sofort!", wird skandiert - ganz besonders schlimm sei die
       Sonnenenergie, denn "die Strahlung ist überall!" Allen, die sich von den
       Argumenten der vermeintlichen Atomlobby nicht überzeugen lassen wollen,
       schlägt nicht viel Verständnis entgegen. So wird eine angebliche Äußerung
       Ralf Güldners wiedergeben, dem Präsidenten des wahrhaftigen Atomforums:
       "Panikmacher gehören ins Abklingbecken. Mindestens."
       
       Der erste Tweet von dem Account aus wurde erst vor etwa zwei Tagen
       abgesetzt, seitdem folgten mehr als 100 weitere. Bis zum jetzigen Zeitpunkt
       sind etwa 3000 Nutzer als "Follower" zu verzeichnen. Das ist die fast
       vierfache Anzahl der Follower des [2][Twitter-Accounts des echten
       Atomforums], das über diesen Weg ebenfalls kommuniziert - und vor dem Fake
       warnte.
       
       Beide Accounts sehen auf den ersten Blick so gut wie gleich aus, sogar das
       offizielle Logo des Atomforums wurde noch bis zum Mittwochnachmittag von
       dem Fake-Account verwendet - worin ein Verstoß des Markenrechts hätte
       liegen können. Dieter Marx, der Geschäftsführer des Lobbyverbands,
       [3][kündigte über den Branchendienst Meedia.de rechtliche Schritte an].
       
       ## Klare Satire
       
       Mittlerweile jedoch ist in dem Ring des Atomforum-Logos das Warnzeichen für
       Radioaktivität zu sehen, außerdem wird in der Account-Beschreibung vor
       "radioaktiver Satire" gewarnt. Rechtliche Schritte werden daher offenbar
       nicht mehr in Betracht gezogen: "Wir hatten ein Problem damit, dass uns
       jemand imitiert und man denken könnte, er würde im Namen des Deutschen
       Atomforums posten", [4][so Dieter Marx auf süddeutsche.de].
       
       Zu der Kenntlichmachung als Satire habe ihnen nach Lektüre der Twitter-AGB
       ihr "Legal Staff" geraten, um das "Restrisiko einer Zensur" zu minimieren,
       sagen die nach eigenen Angaben der "hedonistischen Nukleare" angehörenden
       Betreiber gegenüber taz.de - und bleiben damit ihrem satirischen Ton treu.
       Klagen befürchte man jedoch nicht, da man wisse, "dass die Anwälte des
       Atomforums gerade mit der Klage gegen das Moratorium beschäftigt sind."
       
       Nach der Motivation für ihre Aktion befragt, geht es allerdings auch
       ernsthafter. Durch den satirischen Umgang mit seiner verharmlosenden
       Rhetorik wolle man das Atomforum daran hindern, das Thema seiner
       Ernsthaftigkeit zu berauben: "Wir wollen auf den Zynismus und die
       Verantwortungslosigkeit der deutschen Atomlobby aufmerksam machen."
       
       Während das bisher erstaunlich gut funktioniert, wie an den stündlich
       steigenden Follower-Zahlen abzulesen ist, kann das Atomforum die
       Angelegenheit offenbar gar nicht schnell genug vom Tisch haben:
       Geschäftsführer Dieter Marx wollte sich gegenüber taz.de nicht äußern, da
       das Thema für ihn "durch ist" und er bereits "genug gesagt hat", wie eine
       Sprecherin mitteilte.
       
       17 Mar 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://twitter.com/Atomforum_eV
 (DIR) [2] http://twitter.com/atomforum
 (DIR) [3] http://meedia.de/details-topstory/article/rechtliche-schritte-gegen-atomforum-fake_100033807.html
 (DIR) [4] http://www.sueddeutsche.de/digital/atomlobby-satire-im-netz-diese-wolke-ist-doch-im-nu-vom-winde-verweht-1.1073363
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
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