# taz.de -- Japan-Ticker vom 23.3.2011: Wachsende Angst vor Strahlung
       
       > Japan begrenzt Gemüse-Ausfuhr aus der Region Fukushima. 40 Kilometer vom
       > Unfall-AKW wurde im Boden extrem hohe Radioaktivität gemessen. Erste
       > Partikel bald in Europa.
       
 (IMG) Bild: Erste Fotos aus dem Inneren des AKWs. Zwei Ingenieure sammeln Daten aus den Kontrollräumen von Reaktor 1 und 2. Weitere Fotos in der Bildergalerie.
       
       Eine aktuelle Zusammenfassung der Lage in Japan und am AKW Fukushima I
       finden Sie [1][hier]. 
       
       23:30 Uhr: Kanada verstärkt Lebensmittel-Kontrollen 
       
       Die kanadische Lebensmittelüberwachung hat umfangreichere Kontrollen der
       Importe aus japan angekündigt. Milchprodukte, Früchte und Gemüse aus der
       näheren Umgebung der havarierten Atomanlage sollen künftig nicht mehr
       eingeführt werden, wenn sie nicht auf ihre Unbedenklichkeit hin überprüft
       wurden und dies schriftlich festgehalten wurde, teilte die Behörde mit. Mit
       der Entscheidung folgt Kanada anderen Staaten wie den USA, die bereits
       zuvor angekündigt hatten, Importe von Molkereiprodukten und
       landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus dem Gebiet um das havarierte
       Atomkraftwerk zu stoppen.
       
       23:24 Uhr: Tokio verteilt Wasserflaschen für Kleinkinder 
       
       Die Stadtverwaltung von Tokio hat angekündigt, abgefülltes Wasser für
       Familien mit Babys bereitzustellen. Die lokalen Behörden seien
       aufgefordert, an diesem Donnerstag rund 80.000 Haushalte mit 3,5
       Liter-Flaschen zu versorgen, berichtet NHK. Zudem rief die Stadtverwaltung
       Mineralwasser-Hersteller dazu auf, ihre Produktion hochzufahren.
       
       Die Behörden ziehen damit die Konsequenz aus Messergebnissen in einer
       Wasseraufbereitungsanlage, wo erhöhte Werte an radioaktivem Jod 131
       festgestellt worden waren. Die Behörden ordneten an, dass Babys in 23
       Stadtteilen Tokios sowie in fünf weiteren Städten kein Leitungswasser mehr
       trinken dürfen.
       
       23:18 Uhr: Zahl der Toten steigt auf 9.500 
       
       Die Zahl der Toten ist auf 9.523 gestiegen. Nach Polizeiangaben werden
       weiterhin etwa 16.000 Menschen vermisst. 
       
       23:11 Uhr: Kein Leitungswasser für Kleinkinder 
       
       Tokios Kleinkinder sollen kein Leitungswasser mehr trinken, Babynahrung
       soll nur noch mit Flaschenwasser zubereitet werden. Das sagte der
       Regierungschef der Hauptstadtregion, Shintaro Ishihara, nachdem im
       Trinkwasser erhöhte Werte radioaktiven Jods gemessen wurden.
       
       22:48 Uhr: Teuerste Naturkatastrophe der Geschichte 
       
       Das Erdbeben und der Tsunami im Nordosten Japans dürften die bisher
       teuerste Naturkatastrophe gewesen sein. Nach Schätzungen der japanischen
       Regierung könnten sich die Kosten auf 16 bis 25 Billionen Yen (138,9
       Milliarden bis 217 Milliarden Euro) belaufen. Damit lägen die Kosten noch
       deutlich über den 125 Milliarden Dollar, die der Hurrikan "Katrina" 2005 in
       New Orleans und Umgebung verursacht hat.
       
       21:59 Uhr: Geigerzähler Mangelware 
       
       In Deutschland werden die Geigerzähler knapp. In Elektronikfachhandeln sind
       sie ausverkauft, die Nachfrage explodiert. Conrad beispielsweise kann erst
       am 6. Juni die Geräte wieder liefern. Sie kosten zwischen 300 und 3.000
       Euro. Strahlenschutzexperten halten solche Messgeräte für Privatleute
       allerdings für wenig hilfreich. Wenn der Laie nichts über die überall
       vorhandene Hintergrundstrahlung wisse, könne er nicht unterscheiden, ob der
       gemessene Wert auf diese natürliche Radioaktivität oder auf künstliche
       Strahlung zurückzuführen sei, sagt eine Sprecherin des Bundesamtes für
       Strahlenschutz (BfS).
       
       21:23 Uhr: Großspenden durch Prominente 
       
       Die Sängerin Gwen Stefani hat eine Million Dollar (rund 707.000 Euro) für
       die Erdbeben- Opfer in Japan gespendet. Das Geld soll einer
       Kinderhilfsorganisation zufließen, berichtete der Internetdienst
       "Usmagazine.com". Die Sängerin der Band No Doubt teilte mit, dass sie die
       Menschen in Japan und die Kultur des Landes sehr schätze. "Die Katastrophe
       in Japan ist mehr als herzzerreißend und ich möchte alles tun, um zu
       helfen." Erst kürzlich hatte Sandra Bullock eine Million Dollar gespendet.
       
       20:50 Uhr: Erste Partikel bald in Europa 
       
       Strahlenschutz-Experten rechnen fest mit dem Eintreffen radioaktiver
       Partikel in Deutschland im Laufe der nächsten Tage, geben aber gleichzeitig
       Entwarnung. Die Messwerte dürften weit unterhalb der gesundheitlich
       bedenklichen Konzentrationen bleiben, betonte das Bundesumweltministerium
       am Mittwoch. "Insbesondere kann eine radioaktive Belastung von
       Lebensmitteln mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
       ausgeschlossen werden." Von "extrem niedrigen Werten nahe der
       Nachweisgrenze" sprach der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch. Er
       misst die Aktivitätskonzentrationen in der Luft an 50 Messstationen.
       
       20:26 Uhr: Keine Gefahr durch verseuchte Lebensmittel 
       
       Japan ist ein klassisches Importland, das so gut wie keine Lebensmittel
       ausführt. Laut Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) werden
       generell nur sehr wenige Nahrungsmittel von dort nach Deutschland
       geliefert. Angesichts der aktuellen Notlage nach dem Erdbeben und dem
       Tsunami sei darüber hinaus jeglicher Handel vollkommen zusammengebrochen.
       Zudem haben die japanischen Behörden Verkaufsverbote für strahlenbelastete
       Produkte verhängt.
       
       20:18 Uhr: Keine erhöhte Radioaktvität in Deutschland 
       
       Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Wolfram König,
       rechnet nicht mit einer Gefahr für die deutsche Bevölkerung durch
       radioaktive Partikel aus Japan. König sagte der Braunschweiger Zeitung,
       wegen der weiten Entfernung und der hohen Verdünnung würden in Deutschland
       vermutlich nur Spuren von Radioaktivität gemessen. "Sie liegen weit
       unterhalb einer Bedeutung für die Gesundheit." 
       
       19.30 Uhr: Union verliert in der Wählergunst 
       
       Nach der Atom-Kehrtwende müssen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die von
       ihr geführte Union vor dem wichtigen Wahlsonntag deutliche Einbußen in
       Umfragen verkraften. CDU/CSU verlieren im Wahltrend von Stern und RTL im
       Vergleich zur Vorwoche bundesweit 3 Punkte auf 33 Prozent. Die Grünen legen
       zu. Meinungsforscher sagen, dass fast drei Viertel (71 Prozent) der
       Befragten das von Merkel nach der Katastrophe in Japan angeordnete
       dreimonatige Abschalten der sieben ältesten deutschen Atommeiler für reine
       Wahltaktik halten.
       
       18.20 Uhr: ExxonMobil öffnet Terminal Nord-Japan 
       
       Fortschritte im Katastrophengebiet von Japan: Der weltgrößte Energiekonzern
       ExxonMobil hat einen Ölumschlagplatz in der von Beben und Tsunami
       betroffenen Region Tohoku wieder geöffnet. Das erste Tankschiff habe am
       Dienstag am Shiogama Terminal angelegt, teilte ExxonMobil mit. An Bord
       seien eine Million Liter Benzin und eine Million Liter Kerosin gewesen, das
       als Heizöl verwendet werden könne.
       
       Auch Schiffe der Konkurrenz dürfen hier ihre für die Menschen so
       überlebenswichtige Fracht abladen. "Wir arbeiten als Branche geschlossen
       daran, so schnell wie möglich jede Art von Brennstoff in die Krisengebiete
       zu schaffen", sagte der örtliche Raffineriechef Philippe Ducom. In der
       Region hatte es nach der Naturkatastrophe auch noch geschneit.
       
       17.55 Uhr: Hamburg klagt gegen Laufzeitverlängerungen 
       
       Der Stadtstaat Hamburg wird sich an der Verfassungsklage gegen
       Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke beteiligen. Außerdem habe die
       Hansestadt bereits vergangene Woche einen Antrag auf Rücknahme der
       Laufzeitverlängerungen im Bundesrat mit eingebracht, sagte Bürgermeister
       Olaf Scholz (SPD). "Das Zeitalter der Atomtechnologie ist schon seit
       längerem vorbei."
       
       17.00 Uhr: Suzuki muss Produktion erneut aussetzen 
       
       Nach nicht einmal zwei vollen Produktionstagen schließt der Autobauer
       Suzuki die meisten seiner Fabriken in Japan wieder, [2][meldet] das
       Branchenblatt Automotive News. Es sei für den Konzern schwierig, die
       nötigen Teile herbeizuschaffen. Einige der Zulieferer sitzen nach Angaben
       des Unternehmens in den Regionen, die von Beben und Tsunami besonders
       schwer getroffen wurden.
       
       Laut Automotive News hatte Suzuki seine Produktionsbänder in seinen
       Endmontagewerken am Dienstag und Mittwoch den halben Tag laufen lassen.
       Mindestens bis Sonntag bleiben die Fabriken nun geschlossen. Allerdings
       produziert ein Motorenwerk den Angaben zufolge so lange weiter wie der
       Lagervorrat ausreicht.
       
       16.35 Uhr: Südamerikaner verlassen Japan 
       
       Wegen der atomaren Bedrohung in Japan sind jetzt insgesamt 163 Kolumbianer,
       Chilenen und Peruaner in die Heimat geflogen worden. Die Menschen trafen am
       Mittwoch an Bord einer Maschine der kolumbianischen Luftwaffe von Tokio aus
       in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá ein. Sie wurden sofort ärztlich
       auf eventuelle Verstrahlungen untersucht, teilten die Behörden des
       südamerikanischen Landes mit.
       
       15.55 Uhr: Toyota muss Modellstart verschieben
       
       Die Katastrophe in Japan belastet den Autobauer Toyota: Weil die meisten
       Fabriken weiterhin stillstehen, verzögert sich der Verkaufsstart des neuen
       Prius-Hybridvans im Heimatland. Der Termin Ende April sei nicht mehr zu
       halten, [3][berichtet] das Branchenblatt Automotive News. Demnach habe eine
       Firmensprecherin nicht einmal sagen können, wann der Wagen überhaupt
       eingeführt werden soll.Seit dem 14. März stehen die Toyota-Fabriken in
       Japan still.
       
       15.45 Uhr: AKW-Betreiber plant Tsunami-Schutzwall 
       
       Nach der Fukushima-Katastrophe plant der Betreiber eines Kernkraftwerks an
       der Küste südlich von Tokio offenbar, einen zwölf Meter hohen
       Tsunami-Schutzwall zu bauen. Zudem werde der Bau eines sechsten Reaktors in
       der Anlage Hamaoka um ein Jahr verschoben, um die Sicherheitspläne zu
       überprüfen, teilte Japans drittgrößter Energiekonzern Chubu Electric Power
       mit. Der neue Reaktor solle aber wie geplant im März 2024 in Betrieb
       genommen werden. Der Konzern hielt zudem an seinem erst kürzlich
       angekündigten Vorhaben fest, bis zum Jahr 2030 ein zweites Atomkraftwerk zu
       bauen.
       
       Die Gegend um Hamaoka wird Geologen zufolge etwa alle 100 bis 150 Jahre
       zufolge von Erbeben der Stufe acht oder darüber heimgesucht. Das letzte
       Erbeben dieser Stärke liege bereits länger als 150 Jahre zurück, erklärte
       der Chubu Electric Power. Studien hätten ergeben, dass ein Erdbeben in der
       Gegend maximal Flutwellen von acht Metern Höhe auslöse.
       
       14.30 Uhr: Strengere Kontrollen für Importe aus Japan 
       
       Die deutschen Behörden haben nach eigenen Angaben ein engmaschiges
       Kontrollnetz gespannt, um radioaktiv belastete Importgüter abzufangen. Am
       Frankfurter Flughafen etwa werden nach Angaben des hessischen Umwelt- und
       Verbraucherschutzministeriums alle Lebensmittelsendungen aus Japan auf
       Radioaktivität untersucht. Auch die Behörden der anderen Bundesländer sind
       beauftragt, die Lage sehr aufmerksam zu kontrollieren. Der deutsche Zoll
       prüft alle sonstigen aus Japan eintreffenden Waren an den Grenzen
       stichprobenartig auf Radioaktivität.
       
       14.00 Uhr: Günstige Winde für Tokio 
       
       Der Wind in der japanischen Unglücksregion um Fukushima dreht günstig:
       Nordwestwinde tragen mögliche radioaktive Stoffe derzeit auf den Pazifik
       hinaus, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit. Bis zum Wochenende sei
       überwiegend mit Westwind zu rechnen. Am Freitag drehe ein schwacher Wind
       kurzzeitig auf südliche Richtung. Danach soll er wieder aus Westen und
       somit die Schadstoffe vom Festland weg auf den Pazifik wehen.
       
       Zum Wochenende zieht ein Tief über Japan nach Nordost und bringt leichten
       Frost. Teilweise können Regen und Schnee fallen. Die Temperaturen um
       Fukushima schwanken dann um den Gefrierpunkt.
       
       13.35 Uhr: Milliardenkredite für AKW-Betreiber? 
       
       Japans führende Banken erwägen offenbar, dem Betreiber des
       Unglücks-Atomkraftwerks Fukushima mit Notkrediten von bis zu 2 Billionen
       Yen (etwa 17,4 Milliarden Euro) unter die Arme zu greifen. Wie die
       Nachrichtenagentur Kyodo [4][meldet], soll das kurzfristig gewährte Geld
       der Betreibergesellschaft Tepco helfen, die Folgen des verheerenden
       Erdbebens vom 11. März zu bewältigen. Neben der Rettungsaktion an den
       beschädigten Reaktoren muss das Unternehmen auch kostspielige Engpässe bei
       der Stromversorgung schultern.
       
       Als voraussichtliche Geldgeber nannte Kyodo die Institute Sumitomo Mitsui
       mit einem Betrag von 600 Milliarden Yen, Mizuho (500 Milliarden Yen) und
       die Bank of Tokyo-Mitsubishi (300 Milliarden Yen). Darüber hinaus stünden
       weitere Banken für Kredite bereit. Die japanische Regierung prüft nach
       Informationen von Kyodo, ob auch die Entwicklungsbank des Landes Kredite
       gewähren könne. Die Mittel könnten aus einem Programm stammen, das auch
       Darlehen für den Katastrophenfall vorsehe. Für dieses habe die Regierung
       3,3 Billionen Yen (29 Milliarden Euro) für das Steuerjahr 2010
       bereitgestellt und erwäge, die Mittel für 2011 aufzustocken.
       
       13.20 Uhr: Keine erhöhte Radioaktivität in Deutschland 
       
       In der Atmosphäre über Deutschland sind bis zum Mittwochmittag keine
       radioaktiven Partikel aus dem beschädigten japanischen Atomkraftwerk
       Fukushima nachweisbar gewesen. Das teilte das Bundesamt für Strahlenschutz
       (BfS) in Salzgitter mit. Die Behörde untersucht die Luft über Deutschland
       laufend mit einem sehr genauen Messnetz auf Strahlenbelastungen. Nach
       Angaben des BfS sei aufgrund der großen Entfernung zu Japan ohnehin nur mit
       äußerst geringen Spuren zu rechnen, von denen keine Gesundheitsgefahr
       ausgeht.
       
       13.10 Uhr: Lange Stromausfälle in Tokio erwartet 
       
       Die Menschen in Tokio und Umgebung müssen noch lange mit Stromausfällen
       rechnen. Der Energiekonzern Tepco plane noch mindestens ein Jahr lang
       Stromsparmaßnahmen, berichtet die Zeitung Asahi Shimbun [5][auf ihrer
       Internetseite]. Der Strom solle den ganzen Sommer und den folgenden Winter
       über weiter zeitweise in verschiedenen Gegenden abgestellt werden.
       
       Neben dem Atomkraftwerk Fukushima Eins habe der Tsunami vom 11. März auch
       zwei große Wärmekraftanlagen in Fukushima und Ibaraki beschädigt. Die
       beiden Kraftwerke produzieren laut Tepco zusammen so viel Strom wie die
       havarierte Atomanlage. Ein Mitarbeiter der Firma sagte der Zeitung, es sei
       noch nicht klar, wann sie wieder ans Netz gehen könnten.
       
       13.00 Uhr: Zahl der Toten steigt weiter 
       
       Die Zahl der Toten und Vermissten in den japanischen Erdbeben- und
       Tsunami-Gebieten steigt weiter an. Rettungsmannschaften können nur noch
       Leichen bergen. Neuen Polizeiangaben zufolge wurden durch die Katastrophe
       offiziell 9408 Menschen getötet. Allerdings gelten weiterhin 14.716
       Menschen als vermisst. Hoffnung, dass sie die Katastrophen überlebten, gibt
       es kaum.
       
       12.00 Uhr: Extrem hohe Strahlung im Boden gemessen 
       
       Nach [6][einem Bericht des staatlichen Senders NHK] wurde i40 Kilometer
       nordwestlich vom Atomkraftwerk Fukushima im Boden eine 1600-fach erhöhte
       Konzentration eines radioaktiven Stoffes festgestellt. Ein Experte der
       Universität Gakusin soll demnach nahe dem Dorf Iitate 163.000 Becquerel an
       Cäsium-137 pro Kilo Erde gemessen haben.
       
       Zum Vergleich: Der nach Tschernobyl am stärksten betroffene Landkreis
       Bayerns, Augsburg/Stadt, wurde durch radioaktives Cäsium mit knapp 54.000
       Becquerel pro Quadratmeter belastet. Der jetzt gemessene Wert aus Iitate
       mit über 160.000 Becquerel Cäsium pro Kilogramm wäre weit höher.
       
       Die Halbwertszeit dieses Stoffes beträgt etwa 30 Jahre, er belastet die
       Umwelt also auf Generationen.
       
       11.30 Uhr: Ausfuhrstopp für verstrahltes Gemüse 
       
       Japans Regierung hat die Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte aus zwei
       Präfekturen im Umkreis des AKW Fukushima untersagt. Ministerpräsident Naoto
       Kan ordnete einen Lieferstopp für Brokkoli und das japanische Gemüse
       Komatsuna aus der Region Fukushima sowie für Rohmilch und Petersilie aus
       der Präfektur Ibaraki an, wie die Nachrichtenagentur Jiji mitteilte.
       
       Die USA kündigten in der Nacht zum Mittwoch strenge Importvorschriften für
       Lebensmittel aus Japan an. Die US-Lebensmittelbehörde erklärte in einer
       Mitteilung, sowohl Milch und Milchprodukte als auch Gemüse und Obst aus den
       Präfekturen Fukushima, Ibaraki, Tochigi und Gunma dürften nur noch nach
       vorherigen Radioaktivitätsmessungen eingeführt werden.
       
       Frankreich rief die EU-Kommission zu "systematischen Kontrollen aller
       frischen Lebensmittel" auf, die Europa aus Japan erreichten.
       
       11.20 Uhr: Neues Erdbeben nahe Fukushima 
       
       In der Nähe des schwerbeschädigten Atomkraftwerks Fukushima hat es am
       Mittwoch ein Erdbeben gegeben. Die Stärke des Erdstoßes gaben die
       japanischen Behörden vorläufig mit 4,7 an. Das Epizentrum habe zehn
       Kilometer unter dem Meeresspiegel gelegen. Ein erneuter Tsunami drohe
       nicht, hieß es in einem Fernsehbericht. Angaben zu möglichen Schäden lagen
       zunächst nicht vor.
       
       11.05 Uhr: Keine neue Kühlaktion für Reaktor 3 
       
       Die Feuerwehr soll den Reaktor 3 am Mittwoch doch nicht mehr von außen mit
       Wasser kühlen. Die Aktion sei abgeblasen worden, berichtet die japanische
       Nachrichtenagentur Kyodo. Zuvor war die gesamte Atomanlage aus
       Sicherheitsgründen geräumt worden. Der neue Feuerwehreinsatz sollte
       eigentlich am Mittwochnachmittag starten und zwei Stunden dauern. Außerdem
       sollte eine Kühlpumpe für den Block 3 getestet werden.
       
       10.40 Uhr: Abgeordnete fordern weitere Evakuierungen 
       
       Im japanischen Parlament wird die Forderung nach weiteren Evakuierungen um
       das havarierte Atomkraftwerk Fukushima laut. In einer Petitition plädieren
       mittlerweile zwölf Abgeordnete dafür, auch außerhalb des bislang gezogenen
       20-Kilometer-Radius die Evakuierung "drastisch voranzutreiben". Vorrangig
       sollten schwangere Frauen und Kleinkinder aus einem Umkreis von 30
       Kilometern herausgeholt werden.
       
       Die Parlamentarier Ober- und Unterhaus des japanischen Parlaments
       kritisierten die Entscheidung der Regierung, die Evakuierungszone bislang
       auf 20 Kilometer um das AKW zu begrenzen. Die Beschädigungen an den
       Reaktoren seien "schwerwiegend". Besonders im Block 3 sei zu befürchten,
       dass das Containment die radioaktive Strahlung nicht mehr aufhalten könne.
       Wörtlich heißt es in dem Dokument: "Wenn das passieren würde, käme es zu
       einer 100-fach erhöhten Freisetzung von radioaktivem Jod, was besonders für
       Babies und Kleinkinder gefährlich ist."
       
       10.20 Uhr: Rauch über Reaktor 3 lässt nach 
       
       Der schwarze Rauch über dem Reaktor 3 lässt offenbar wieder nach. Das habe
       die Betreiberfirma Tepco mitgeteilt, berichtet die japanische
       Nachrichtenagentur Kyodo. Alle Arbeiter an den Reaktoren 1 bis 4 mussten
       sich demnach vorübergehend in Sicherheit bringen. Die Intensität der
       radioaktiven Strahlung habe sich im Bereich um das Haupttor der Anlage
       jedoch nicht verändert, seit der Rauch aufgestiegen sei.
       
       9.50 Uhr: Strahlung reicht weiter als gedacht 
       
       Auch außerhalb der Sicherheitszone um das Atom-Wrack in Fukushima ist nach
       Angaben der Regierung stark erhöhte radioaktive Strahlung aufgetreten. An
       manchen Orten, die weiter als 30 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt
       seien, habe die Strahlung zeitweise womöglich bei mehr als 100 Millisievert
       pro Stunde gelegen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Mittwoch. Die
       natürliche Hintergrundstrahlung liegt bei etwa 2 Millisievert pro Jahr.
       
       Es bestehe allerdings kein Grund, die Evakuierungszone von 20 Kilometern um
       das Kraftwerk auszuweiten, sagte Edano. Besorgte Anwohner sollten die
       Fenster geschlossen halten. Die Strahlung ändere sich ständig mit dem Wind.
       Es sei sehr schwer, genau zu messen, wie sich die Radioaktivität vom
       havarierten Kraftwerk ausbreite.
       
       9.00 Uhr: Reaktor 3 evakuiert 
       
       Das Gebäude von Reaktor 3 musste nach Angaben des Betreibers Tepco geräumt
       werden, weil dort wieder Rauch aufgestiegen war. Es sei unklar, ob der
       Rauch von der Turbine oder aus der Schutzhülle des Reaktorkerns stamme,
       sagte ein Tepco-Sprecher. Die Mitarbeiter des dortigen Kontrollraums seien
       in Sicherheit gebracht worden. In den Brennelementen des durch eine
       Explosion bereits beschädigten Reaktors befindet sich auch hochgefährliches
       Plutonium.
       
       8.00 Uhr: Schwarzer Rauch über Reaktor 3 
       
       Erneut ist von Reaktor 3 am havarierten Atomkraftwerk Fukushima Eins
       schwarzer Rauch aufgestiegen. Der Fernsehsender NHK zeigte Bilder von
       dunklen Schwaden über dem Reaktor. Der Rauch habe sich am
       Mittwochnachmittag (Ortszeit) entwickelt, hieß es.
       
       Es sei unklar, ob der Rauch von der Turbine oder aus der Schutzhülle des
       Reaktorkerns stamme, sagte ein Tepco-Sprecher. Die Mitarbeiter des dortigen
       Kontrollraums seien in Sicherheit gebracht worden.
       
       Quellen: dpa, afp, dapd, rtr, Kyodo1 
       
       Was zuvor geschah, lesen Sie im [7][Live-Ticker vom Dienstag].
       
       23 Mar 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /1/zukunft/umwelt/artikel/1/tokios-trinkwasser-fuer-babys-ungeeignet/
 (DIR) [2] http://www.autonews.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20110323/OEM01/303239851/1117
 (DIR) [3] http://www.autonews.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20110323/OEM04/303239846/1448
 (DIR) [4] http://english.kyodonews.jp/news/2011/03/80515.html
 (DIR) [5] http://www.asahi.com/english/TKY201103220186.html
 (DIR) [6] http://www3.nhk.or.jp/daily/english/23_28.html
 (DIR) [7] /1/zukunft/umwelt/artikel/1/katastrophe-schlimmer-als-zugegeben/
       
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 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
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 (DIR) Japan-Ticker von Mittwochnacht: Mitarbeiter gefährlich verstrahlt
       
       Fukushima I ist zwar zum großen Teil wieder an das Stromnetz angeschlossen.
       Dies aber zu einem hohen Preis: Drei Arbeiter haben eine außerordentlich
       hohe Strahlendosis abbekommen.
       
 (DIR) Trinkwasser immer stärker belastet: Die Brennstäbe schmelzen weiter
       
       Das Trinkwasser in der Hauptstadt und die Böden im Umkreis von Fukushima
       werden immer stärker radioaktiv belastet. Am Kraftwerk selbst bleibt die
       Lage gefährlich.
       
 (DIR) Kommentar Atomkatastrophe in Japan: Es gibt kein Zurück zur Normalität
       
       Wer glaubt, die Katastrophe könne weitgehend geräuschlos in einen
       Normalzustand übergehen, ist naiv. Fukushima wird uns noch lange und immer
       wieder neu in Atem halten.
       
 (DIR) Reaktorunglück in Japan: Die Katastrophe als Normalzustand
       
       Weißer Rauch, ein Stromkabel: Erfolgsmeldungen. Die Maßstäbe in Fukushima
       ändern sich. Strahlen, kochende Abklingbecken und das verseuchte Meer
       werden verdrängt.
       
 (DIR) Anti-AKW-Protest in Deutschland: Provinz protestiert plötzlich
       
       Überall in Deutschland regt sich Widerstand gegen die Atomkraft. Neu ist,
       dass nun auch viele Mahnwachen in der Provinz stattfinden. Wie etwa in
       Neuenhagen.
       
 (DIR) Strahlenbelastung in Japan steigt: Trinkwasser ist tabu
       
       Die japanischen Behörden haben den Verkauf von Gemüse und Milch verboten,
       das Trinkwasser ist radioaktiv verseucht. Und jetzt weht die Wolke auch
       noch Richtung Tokio.
       
 (DIR) Anlaufende Debatte um Atomkraft in Japan: Lobby unter Druck
       
       In Japan war ursprünglich der Bau einer Reihe von neuen Atomkraftwerken
       geplant - nach der Katastrophe von Fukushima werden die Vorhaben nun
       überdacht.