# taz.de -- Kommentar Krise in der Elfenbeinküste: Entscheidung in Abidjan
> Der Rückzug der Truppen Gbagbos lässt aufatmen – noch bis vor kurzem sah
> es nach Völkermord aus. Für die friedliche Wende hätten die Rebellen
> früher sorgen können.
Wieso sind die Rebellen in der Elfenbeinküste, die seit über acht Jahren
die Hälfte des Landes kontrollieren, nicht schon viel früher auf Abidjan
marschiert? Schon Ende 2010 hätten sie den grotesken Spuk beenden können,
den Präsident Laurent Gbagbo veranstaltete, als er erst Wahlen verlor, dann
die Ergebnisse frisierte, den Wahlsieger unter faktischen Hausarrest
stellte und seine Gegner in der ivorischen Metropole mit einer
Terrorkampagne überzog, die hunderte Tote forderte.
Noch vor einer Woche hatte es so ausgesehen, als treibe die Elfenbeinküste
in Richtung Völkermord und als könne nur noch eine Intervention von außen
das Schlimmste verhindern. Am Donnerstagnachmittag aber schien die
förmliche Übergabe der Macht von Gbagbo an Ouattara nur noch eine Frage von
Stunden. Gerade der Umstand, dass eben kein größenwahnsinniger Sarkozy und
kein auftrumpfender General aus Nigeria polternd in der Elfenbeinküste
einmarschierten, machte diese friedliche Wendung jetzt möglich.
Nach vier finsteren Monaten der Angst und Gewalt hat es jetzt weniger als
eine Woche gedauert, bis die nordivorischen Rebellen, neukonstitutiert als
Regierungsarmee des gewählten Präsidenten Alassane Ouattara, kampflos bis
an die Tore von Abidjan vorrückten. Gbagbos Militär hat die Waffen
gestreckt. Lieber ein Ende ohne Schrecken als ein Schrecken ohne Ende:
gegen eine solche Lösung dürfte in der Elfenbeinküste auf lange Sicht wohl
niemand etwas haben - auch nicht die über jedes Maß in einer Art
messianischem Rausch aufgeputschten, bedingungslosen Gbagbo-Anhänger, die
es nach wie vor gibt.
Alles läuft jetzt auf ein diskretes Exil für Gbagbo und ein
Versöhnungsangebot Ouattaras als Präsident hinaus. Die Ivorer werden
aufatmen - und ganz Afrika mit ihnen.
31 Mar 2011
## AUTOREN
(DIR) Dominic Johnson
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