# taz.de -- Mehr als 24 Milliarden gesucht: Irland im Schuldenstrudel
       
       > Das Land ist mit dem Versuch gescheitert, Gläubiger an den Verlusten
       > seiner Banken spürbar zu beteiligen. Staatsschulden um 17.000 Euro pro
       > Bürger gestiegen.
       
 (IMG) Bild: Ernste Gesichter, so auch dieses auf einem Plakat in der irischen Hafenstadt Waterford.
       
       DUBLIN taz | Irland kann ausländische Gläubiger nicht stärker an den
       Verlusten seiner maroden Banken beteiligen. Der irische Finanzminister
       Michael Noonan erklärte am Freitag, die Europäische Zentralbank (EZB)
       blockiere einen solchen Schritt. Die EZB habe lediglich zugestimmt, die
       Eigentümer von Anleihen mit fünf Milliarden Dollar an den Verlusten zu
       beteiligen. Zu den Gläubigern Irlands gehören vor allem Großbanken aus
       England, Deutschland und den USA.
       
       Dabei ist der zusätzliche Kapitalbedarf der vier verbleibenden irischen
       Großbanken groß: 24 Milliarden Euro benötigen sie kurzfristig an
       zusätzlicher Liquidität. Das ergab ein Stresstest der irischen
       Geldinstitute, dessen Ergebnis am Donnerstagabend veröffentlicht wurde.
       
       Nur durch das frische Geld könnten die maroden Banken im Fall einer weiter
       ungünstigen wirtschaftlichen Entwicklung Irlands überleben. Der erneute
       Kapitalbedarf kann vorerst aus einem bestehenden Rettungsfonds gedeckt
       werden, den die Eurostaaten, der Internationale Währungsfonds und die
       britische Regierung vor vier Monaten für Irland aufgelegt hatten.
       
       ## Standard & Poors stufte auf BBB+ herab
       
       Die Ratingagentur Standard & Poors (S & P) stufte am Freitag die
       Kreditwürdigkeit Irlands auf den Wert BBB+ herab. Der Wert liegt drei
       Stufen über dem sogenannten Ramschstatus. Grund sei die Befürchtung, dass
       Eigentümer von Anleihen nach neuen EU-Regeln ab 2013 stärker an Verlusten
       beteiligt werden können. S & P betonte, dass eine weitere Abwertung nicht
       unmittelbar bevorstehe. Wesentliche Ursachen der irischen Wirtschaftskrise
       waren der überbewertete Immobiliensektor und die lasche Regulierung der
       irischen Finanzbranche.
       
       Deutsche, amerikanische und britische Banken hatten Milliarden Euro in die
       irische Finanzwirtschaft investiert. Das Geld floss als Kredite vor allem
       in einen durch Steuervergünstigungen angefeuerten Bauboom. Nach dem Platzen
       der Immobilienblase stehen nun 300.000 Häuser leer, es gibt Hunderte von
       Geistersiedlungen.
       
       ## Bankengarantie entpuppt sich als Fass ohne Boden
       
       Die damalige Koalitionsregierung aus Fianna Fáil und den Grünen, die im
       Februar abgewählt worden ist, hatte im Herbst 2008 eine Bankengarantie
       ausgesprochen, die sich als Fass ohne Boden entpuppte. Die irische
       Regierung hat seitdem 46 Milliarden Euro in die Banken gepumpt.
       
       Die 24 Milliarden, die nun fällig werden, sind der fünfte Versuch, den
       Finanzsektor zu sanieren. Finanzminister Michael Noonan von der
       Regierungspartei Fine Gael, die im Februar eine Koalition mit Labour
       eingegangen ist, räumte ein, dass das irische Haushaltsdefizit im nächsten
       Jahr 111 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen werde. Allein die
       Bankenhilfen haben die irischen Staatsschulden pro Kopf um 17.000 Euro
       erhöht.
       
       ## Irische Staatsschulden um 17.000 Euro pro Kopf gestiegen
       
       Noonan kündigte eine Umstrukturierung des Bankensektors an. Von den sechs
       Banken werden nur die Bank of Ireland und die Allied Irish Bank überleben.
       Erstere benötigt 5,2 Milliarden zusätzliches Kapital, letztere sogar 13,3
       Milliarden.
       
       Weiterhin bleibt unklar, wie Irland die Schulden bezahlen soll. Der
       Haushaltsplan für dieses Jahr ist um sechs Milliarden Euro gekürzt worden.
       Viel Spielraum für weitere Einsparungen gibt es nicht. So droht den Iren
       nach wie vor ein Staatsbankrott.
       
       1 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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