# taz.de -- Das Zweite zeigt Champions League ab 2012: ZDF – Sat.1 3:0
       
       > Das öffentlich-rechtliche ZDF schnappt dem Privatsender ab 2012 die
       > Champions League weg – trotz Sponsoring-Tabus nach 20 Uhr. Sat.1 ist
       > sauer und erwägt rechtliche Schritte.
       
 (IMG) Bild: Mit dem Zweiten kickt man besser.
       
       Es sei Sat.1 verziehen, wenn sie mal wieder vor Wut schäumen: Nonchalant
       gab das ZDF am Dienstagmittag bekannt, dem Privatsender ab der übernächsten
       Saison die TV-Rechte an der Champions League weggeschnappt zu haben. Ab der
       Spielzeit 2012/2013 läuft die selbst ernannte Königsklasse des europäischen
       Fußballs im Zweiten. Der Deal mit der Uefa sichert dem ZDF eine
       Liveübertragung pro Spieltag, tagesaktuelle Zusammenfassungen der anderen
       Spiele plus die TV-Rechte an den Qualifikationsspielen und am UEFA Super
       Cup.
       
       Für ZDF-Intendant Markus Schächter ist der nach Branchengerüchten 50
       Millionen Euro pro Saison teure Spaß natürlich ein "wichtiger Baustein in
       der Sportstrategie des Senders". Und außerdem sollen sich die anderen mal
       bitte nicht so haben: "Das ZDF hat auf die Rechte beim Boxen und der Tour
       de France verzichtet und verfügt bereits seit einigen Jahren nicht mehr
       über die Übertragungsrechte beim UEFA-Pokal (heute: UEFA Europa League)",
       heißt es in einer ZDF-Mitteilung: "Auch deswegen ist die Champions League
       ein wichtiger Schwerpunkt in der künftigen Ausrichtung der
       Sportberichterstattung des ZDF."
       
       Denn dort sah das Zweite zuletzt fußballmäßig eben doch ein bisschen mau
       aus: Die Bundesliga-Zusammenfassung läuft eben weiter in der ARD, die
       Europa League auf Sat.1 – und Hoffnungen, durch Entzerrung des
       Bundesliga-Spieltags und spätere Spielzeiten würden dem "Aktuellen
       Sportstudio" des Zweiten Flügel verleihen, gingen kaum auf.
       
       Nun folgt erstmal – Streit. Denn dass ein gebührenfinanzierter Sender
       plötzlich das Privatfernsehen bei der Champions League aussticht, ist
       Wasser auf die Mühlen von RTL, Sat.1 & Co., die seit langem den aus ihrer
       Sicht unfairen Wettbewerb mit den Öffentlich-Rechtlichen um teure
       Sportrechte beklagen. Grundtenor: ARD und ZDF können sicher auf die
       Milliarden aus der Rundfunkgebühr setzen – die Privaten müssen das Geld
       erst verdienen.
       
       Und das wurde immer schwieriger: Dass Sat.1 mit der Champions League allein
       kein Geld, sondern bestenfalls Quote und Image macht, ist ein alter Hut.
       Und das, obwohl der Sender aktuell mit rund 40 Millionen Euro pro Saison
       sogar um einiges weniger bezahlt als künftige das ZDF.
       
       Trotzdem wähnten sich die Privaten relativ sicher. Denn gerade bei teuren
       TV-Sportrechten gibt es schon lange keine Verträge mehr, ohne die
       Verpflichtung, Sponsorenhinweise auszustrahlen. Genau das ist ARD und ZDF
       im 15. Rundfunksänderungsstaatsvertrag aber nach 20.00 Uhr künftig
       verboten. Und die Champions League stößt bekanntlich erst um 20.45 Uhr an.
       Ausgenommen vom Sponsoring-Tabu sind nur Großereignisse wie die Olympischen
       Spielen, die Begegnungen der Fußball-Nationalelf und Endspiele bei
       europäischen Vereinsmeisterschaften – aber nur, wenn noch ein deutsche Klub
       mitspielt.
       
       Das ZDF scheint hier aber auf ein taktisches Foul zu setzen: Künftig dürfen
       sich die Fans auf mehr als eine Stunde Warm-up vor dem Anpfiff freuen. Denn
       beim Zweiten ist offenbar geplant, 2012 sann gleich nach den
       „heute“-Nachrichten um 19.25 mit der Vorberichterstattung zu beginnen.
       Macht 35 völlig legale Minuten für alle Arten von Sponsoring.
       
       Hier will auch Sat.1 nochmals ansetzen: "Wir sind nach wie vor überzeugt,
       dass die Ausstrahlung der Champions League im ZDF problematisch ist und
       werden alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen", sagt Andreas Bartl,
       TV-Vorstand der ProSiebenSat.1 Media AG, zu der Sat.1 gehört. "Wir bedauern
       sehr, dass sich die UEFA nicht für Sat.1 entschieden hat", so Bartl, dabei
       habe man „ein wirtschaftlich sehr gutes Angebot verbunden mit einem
       inhaltlich attraktiven und innovativen Konzept abgegeben“ und mit „ran“ ja
       schon bisher „neue Standards gesetzt und redaktionell in der Königsklasse
       der Sportberichterstattung“ gespielt.
       
       Nun will sich Sat.1 „um andere Spitzenfußballrechte bemühen“, verspricht
       Bartl, ohne zu verraten, was er meint. Den Ausführungen habe man weder was
       die „rechtlichen Möglichkeiten“, gegen das ZDF vorzugehen, noch was
       etwaigen Ersatzfußball angeht etwas hinzuzufügen, sagt eine
       Sendersprecherin.
       
       Heute Abend spielt in der Championsleague übrigens unter anderem Inter
       Mailand gegen Schalke – und (noch) live auf Sat.1 (20.15 Uhr)
       
       5 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
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