# taz.de -- Personalstreit in der Linkspartei: Gesine Lötzsch rügt Gysis Spieltrieb
> Die Linken-Chefin ist über Gregor Gysis Ruf nach Lafontaine erbost. Für
> einen Kurswechsel der Partei sieht sie keinen Bedarf. Und CDU-Mann Böhmer
> bescheinigt der Linken noch ein langes Leben.
(IMG) Bild: Gesine Lötzsch geht mit Fraktionschef Gregor Gysi (r.) hart ins Gericht.
BERLIN/MAGDEBURG dapd | Die Linken-Vorsitzende Gesine Lötzsch kritisiert
Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi wegen der von ihm befeuerten Gerüchte
über ein Comeback von Ex-Parteichef Oskar Lafontaine. "Gysi muss seinen
Spieltrieb ein bisschen zügeln. Politik ist kein Spiel", sagte Lötzsch dem
Berliner Tagesspiegel. Es sei nicht fair gegenüber Lafontaine, ihn wie ein
passives Objekt zu behandeln.
Gysi hatte gesagt, derzeit habe Lafontaine zwar nicht die Absicht, wieder
eine größere Rolle zu übernehmen, jedoch hinzugefügt: "Aber ich denke, wenn
es eine Notsituation gibt, kann er sich eine Rückkehr vorstellen."
Lötzsch steht in den eigenen Reihen ebenso wie Ko-Chef Klaus Ernst in der
Kritik. Sie sagte: "Wir sollten respektieren, dass Parteitage über unsere
Führung entschieden haben. Ansonsten wird nicht nur die Partei, sondern
auch die Öffentlichkeit verunsichert." Persönliche Ambitionen und
Eitelkeiten müssten zurückgestellt werden.
Lötzsch warnte zugleich vor einem Kurswechsel als Konsequenz aus den
Niederlagen ihrer Partei bei den Wahlen in Baden-Württemberg und
Rheinland-Pfalz. Es gelte "dicke Bretter und bohren und bei unseren Themen
zu bleiben". "Die Grünen haben uns doch gerade vorgemacht, wie mit einem
Urthema zu punkten ist", sagte sie.
Zuvor hatten die beiden Linkspartei-Chefs Rückendeckung durch den
niedersächsischen Linke-Vorsitzenden Manfred Sohn erhalten. Dieser sieht
keine Notwendigkeit für eine Rückkehr von Ex-Parteichef Oskar Lafontaine in
die Bundespolitik, ließ er am Donnerstag verlautbaren. "Wir haben keine
Notzeit, deshalb ist eine Personaldebatte nicht notwendig", so Sohn. Die
Partei habe zudem zwei Vorsitzende, die "richtig gut" seien.
## Böhmer: Linkspartei wird noch lange existieren
Sachsen-Anhalts scheidender Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) ist
davon überzeugt, dass die Linkspartei auch zukünftig eine Rolle spielen
wird. Seiner Meinung nach werde es der Politik nicht gelingen, die
Linkspartei überflüssig zu machen. Seit mehr als 2.000 Jahren gebe es
Menschen, die die Gegenwart als ungerecht empfinden und das Leben gerechter
organisieren wollten, sagte Böhmer in einem Video-Interview der Leipziger
Volkszeitung. "Es zieht sich durch die ganze Geschichte, dass immer wieder
Menschen versuchen, auf dieser Erde schon so etwas wie ein Paradies zu
organisieren", sagte Böhmer. Alle seien daran gescheitert, aber die
Illusion werde nicht ganz auszurotten sein.
Böhmer sagte, die Linke sei eine sehr ideologisch festgelegte Partei. "Ich
kenne die Linkspartei als die Nachfolgepartei der ehemaligen SED. Das liegt
jetzt 20 Jahre zurück. Und das sollte man auch nicht dauernd argumentativ
immer wieder als erstes anführen", sagte Böhmer. Vor etwa fünf Jahren habe
die Linke in Sachsen-Anhalt plakatiert, sie sei jetzt eine gesamtdeutsche
Partei. "Da waren sie richtig stolz darauf", sagte Böhmer. Doch es sei
nicht nur ein Vergnügen, eine gesamtdeutsche Partei zu sein. "Jetzt
erleiden sie das gleiche Schicksal, was alle anderen Parteien auch kennen:
Zwischen Nord und Süd und Ost und West bestehen regionale Unterschiede, die
man ausbalancieren muss, wenn man auf dem gesamtdeutschen Politikfeld
agieren will", sagte Böhmer.
8 Apr 2011
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