# taz.de -- Universität der Künste: Professur für Ai Weiwei
       
       > Die UdK bietet dem inhaftierten Künstler eine Gastprofessur an.
       > Offensichtliche Solidaritätsbekundungen vermeidet man aber.
       
 (IMG) Bild: Die Gastprofessur für den chinesischen Künstler Ai Weiwei wird von der Einstein Stiftung finanziert.
       
       Der chinesische Künstler Ai Weiwei erhält eine von der Einstein Stiftung
       finanzierte Gastprofessur an der Universität der Künste (UdK). Das teilten
       am Mittwoch Jürgen Zöllner, Wissenschaftssenator und Vorsitzender der
       Einstein Stiftung, und UdK-Präsident Martin Rennert gemeinsam der
       Öffentlichkeit mit. "Ich freue mich, durch diese Professur eine der
       bekanntesten zeitgenössischen Künstlerpersönlichkeiten in die Ausbildung
       Berliner Studierender einzubinden", sagte Zöllner. Ai Weiwei werde der
       Wechselwirkung zwischen Kunst und Wissenschaft eine neue Dimension
       verleihen. Das offizielle Berufungsverfahren für die Professur laufe seit
       Dezember 2009, so Zöllner. Ai könne seine Stelle in Berlin jederzeit
       antreten.
       
       Die Worte des Ministers wirkten angesichts der aktuellen Situation Ais
       befremdlich. Er war am 3. April in Peking festgenommen worden, kurz nach
       der Eröffnung der deutschen Ausstellung "Die Kunst der Aufklärung".
       Offiziell werfen die chinesischen Behörden ihm "Wirtschaftsvergehen" vor,
       sein Atelier wurde zerstört, sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Während in
       Berlin die Akademie der Künste und der Deutsche Kulturrat eine sofortige
       Freilassung Ai Weiweis gefordert hatten, übte man sich am Mittwoch auf dem
       Podium in Zurückhaltung. Man habe das Berufungsverfahren aufgrund der
       aktuellen Ereignisse beschleunigt, sagte UdK-Präsident Rennert.
       
       Ob man mit der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz ein Zeichen in
       Richtung China setzen wollte, ließen die Herren auf dem Podium jedoch
       demonstrativ offen. Die Berufung Ais sei ein "Bekenntnis zu einer wichtigen
       künstlerischen Persönlichkeit", so Rennert. Man habe aber einen Künstler
       berufen, keinen Dissidenten.
       
       "Ich fände es wichtig, Ai als kritischen Künstler hier zu haben", sagte der
       dänische Künstler Olafur Eliasson, mit dessen Institut für Raumexperimente
       an der UdK der Gastprofessor eng zusammen arbeiten würde. Er habe Ai
       zuletzt im Dezember 2010 durch sein Atelier am Pfefferberg geführt. Man
       habe intensiv über Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Berlin gesprochen -
       auch über eine Gastprofessur. "Ich hatte den Eindruck, dass er sehr
       interessiert ist", so Eliasson.
       
       Ob Ai Weiwei von dem Stellenangebot überhaupt weiß, blieb indes offen. Am
       Dienstag habe ein Gespräch mit Mitarbeitern in Ais Hongkonger Atelier keine
       neuen Hinweise gebracht. Man habe aber sämtliche private wie offizielle
       Kanäle genutzt, um dem Künstler die Nachricht zu überbringen, sagte
       Rennert. Die Professur werde so lange frei gehalten, bis man eine
       persönliche Zu- oder Absage erhalte, betonte Zöllner. Also doch eine
       Solidaritätsbekundung?
       
       Es gebe Situationen, in denen komme man mit Diplomatie weiter als mit
       Protestnoten, betonte Rennert. Das gelte auch für einen - bereits mehrfach
       öffentlich geforderten - Abbruch der deutschen Schau in Peking.
       
       20 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nina Apin
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Proteste für die Freilassung von Ai Weiwei: 1.001 Stühle für die Freiheit
       
       Weltweit haben Menschen auf Stühlen sitzend vor chinesischen Vertretungen
       die Freilassung Ai Weiweis gefordert. Die Aktionen sind eine Hommage an den
       Künstler.
       
 (DIR) Kommentar Ai Weiwei: Wenn es still wird in Deutschland
       
       So lautstark die Bundesregierung Weiweis Freilassung verlangt, so
       schweigsam wird sie, wenn es darum geht, ob man nicht mehr tun kann, als
       nur seine Stimme zu erheben.