# taz.de -- Kommentar Tierschutzpläne: Vom Nutzen des Nichtstuns
       
       > Die Agrarindustrie hat iin Lindemann einen Undercover-Agenten gefunden,
       > der zuverlässig dafür sorgt, dass alles bleibt, wie es ist: unerträglich.
       
 (IMG) Bild: Schächten verboten: Rituelle Schlachtungen wird es in den Niederlanden nicht mehr geben.
       
       Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann (CDU) spielt auf Zeit -
       zugunsten der Industrie. Zwar könnte man seinen vorgestellten
       "Tierschutzplan" für ein gutes Signal halten, die Anbahnung eines
       Studien-Programms über Bedingungen der Möglichkeit der Verbesserung
       einzelner Haltungsbedingungsmerkmale - sicher, das dauert, aber: Wäre das
       nicht besser als nichts?
       
       Nein. Weils nichts ist. Denn, wer an den - von unabhängigen Studien als
       Norm beschriebenen - Zuständen etwas ändern will, der müsste jetzt handeln.
       Eile ist geboten, weil jetzt, in diesem Sommer, über die EU-Agarpolitik ab
       2013 entschieden wird.
       
       Unwahrscheinlich, dass dabei Standards übergangen würden, die Niedersachsen
       als Europas Agrarindustrie-Region Nummer 1 gesetzt hat. Dass aber
       Tierschutzmaßnahmen ignoriert werden, die Niedersachsen ab 2012 vereinzelt
       erproben will, das ist sicher. Sie jetzt nicht umzusetzen bedeutet, sie zu
       verhindern.
       
       Indem Lindemann tut, als täte er etwas, heilt er den durchs Astrid
       Grotelüschen-Intermezzo entstandenen Imageschaden der McAllister-Regierung:
       Denn dass die ständig mit den in ihren Betrieben herrschenden Grausamkeiten
       für Mensch und Tier konfrontiert wurde, war lästig und färbte ab. Vor allem
       aber kann die Agrarindustrie frohlocken: Sie hat in Lindemann einen
       Undercover-Agenten, der zuverlässig dafür sorgt, dass alles bleibt, wie es
       ist: unerträglich.
       
       20 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Benno Schirrmeister
       
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