# taz.de -- Kommentar Volksentscheid Stuttgart 21: Grüner Eiertanz zu Ostern
       
       > Die Einigung auf einen Volksentscheid über S21 kommt einem Sieg der
       > Beton-Sozis gleich. Der Stresstest wird den Grünen nicht aus der
       > Glaubwürdigkeitsfalle helfen.
       
 (IMG) Bild: Das Stuttgart 21 des Ostens: Der City-Tunnel in Leipzig.
       
       Es hat schon seinen Grund, warum die schwäbischen Neukoalitionäre nicht auf
       die Trommel gehauen haben. Mit ihrem Kompromiss beim Thema Stuttgart 21 ist
       auf der Bühne nicht zu glänzen. Er verhindert lediglich, dass das grün-rote
       Experiment scheitert, bevor es begonnen hat.
       
       Die SPD stimmt zu, weil es ihr nicht weh tut. Die Grünen beißen die Zähne
       zusammen, weil sie die Roten nicht ins Bett der Schwarzen springen lassen
       wollen. Das zeigt, wer hier gewonnen hat. Die Genossen haben ihre
       Volksabstimmung, die sie aus taktischen Gründen gefordert haben, und die
       Grünen ein Problem. Sie wissen, dass sie bei diesem Votum nur verlieren
       können. Aber von diesem Baum, den sie mit gepflanzt haben, können sie nun
       nicht mehr herabsteigen.
       
       Ihre Eiertänze spiegeln dieses Dilemma wider. Jetzt soll das Quorum runter,
       selbst die CDU den Steigbügel dafür hinhalten und dann geguckt werden, ob
       das Wahlergebnis entsprechend hingebogen werden kann. Das hätte Stefan
       Mappus mal machen sollen: In der Luft hätten sie ihn zerrissen und einen
       Antidemokraten genannt, dem die Stimme des Volkes am Stiernacken
       vorbeigeht.
       
       Aus dieser Glaubwürdigkeitsfalle hoffen die Grünen nun mit dem Stresstest
       herauszukommen. Er soll den Beweis erbringen, dass das, was sie schon immer
       gesagt haben, wahr ist: Stuttgart 21 ist ein Phantom und zu teuer. Die
       SPD-Spitze wird sich das in aller Ruhe anschauen und darauf vertrauen, dass
       die Bahn die richtigen Zahlen liefert. Und die Grünen werden die Roten
       bitten, ihren Glauben an die Bahn fahren zu lassen.
       
       Sie vergessen nur, dass sie es mit sozialdemokratischen Hardlinern zu tun
       haben, die ihr "Jahrhundertprojekt" wollten und wollen. Zusammen mit der
       CDU, der FDP, den einschlägigen Kreisen der Baden-Württemberg AG und gegen
       den Willen der Hälfte ihrer Basis. Mit Wattestäbchen sind diese Bretter
       nicht zu bohren.
       
       22 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Josef-Otto Freudenreich
       
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