# taz.de -- Allererste US-Notenbank-Pressekonferenz: Bernankes lahme Antrittsvorlesung
> Erstmals gab die Fed eine reguläre Pressekonferenz. Die Fakten waren
> bekannt, Beobachter konzentrierten sich auf die Darbietung Ben Bernankes
> – und wurden enttäuscht.
(IMG) Bild: Bernanke-Watch in der Börse von Chicago.
NEW YORK taz | Die Beobachter waren hinterher etwas enttäuscht: Sie hatten
sich mehr von dieser Premiere erwartet. Erstmals in der Geschichte der
US-Notenbank Federal Reserve (Fed) gab ihr Chef eine reguläre
Pressekonferenz.
Doch Ben Bernanke sagte kaum mehr, als auch schon in der Presseerklärung zu
lesen stand, die zwei Stunden vorher verteilt worden war. Der Leitzins
bleibt weiter bei fast null, nämlich zwischen 0 und 0,25 Prozent. Aber die
expansive Geldpolitik wird wie geplant eingeschränkt: Die Notenbank wird ab
Juli keine weiteren US-Staatsanleihen mehr aufkaufen, sondern es bei dem
bisherigen Programm von 600 Milliarden Dollar belassen.
Diese beiden Botschaften waren von den Finanzmärkten erwartet worden. Daher
konnten sich die Kommentatoren ganz darauf konzentrieren, wie Bernanke
seine Pressekonferenzpremiere gestaltete. Sein einleitendes Statement von
rund 15 Minuten kam nicht gut an – zu unverständlich und akademisch,
befanden die meisten Medien.
Der Live-Blogger des Guardian schrieb etwas ratlos: "Es hätte vielleicht
geholfen, wenn Bernanke eine Simultanübersetzung aus dem Lateinischen
mitgeliefert hätte." Auch die anschließende Fragerunde erschien den meisten
Journalisten wenig erhellend, obwohl dafür weitere 45 Minuten geopfert
wurden. Am Ende resümierte der Live-Blogger der New York Times: "Wie immer
klang Bernanke wie ein gelassener Professor. Dieser Mann hat einfach keine
Zukunft als mitreißender Redner."
Trotzdem soll das Experiment fortgesetzt werden. Die Federal Reserve
kündigte an, dass es nun viermal im Jahr eine Pressekonferenz geben werde.
Damit folgt die US-Notenbank dem Beispiel der Europäischen Zentralbank
(EZB) in Frankfurt, die schon seit Jahren regelmäßig Pressekonferenzen
abhält, um die Öffentlichkeit über ihre Geldpolitik zu informieren.
## Der Leitzins bleibt noch lange unten
Auch Bernanke hat offenbar eingesehen, dass es politisch gefährlich werden
kann, wie sein Vorgänger Alan Greenspan das "Orakel" zu geben, das nur
gelegentlich gezielte Interviews gewährt. Denn während Bernanke meist
schwieg, redeten dafür andere: Die Geldpolitik der Fed wird in ihrem
Offenmarktausschuss bestimmt, der insgesamt 17 Mitglieder hat. Mit seiner
neuen Presseoffensive will der Fed-Chef offenbar seine Deutungshoheit in
der Geldpolitik unterstreichen.
Am konkretesten wurde Bernanke, als er gefragt wurde, wie lange die Fed den
Leitzins noch bei fast null belassen will. Es würden wohl "noch mehrere
Sitzungen" des Offenmarktausschusses vergehen, war die Antwort. Fed-Auguren
haben anschließend schnell ausgerechnet, dass vor Herbst also nicht mit
einer Zinserhöhung zu rechnen sei. Damit bleibt das Währungsgefälle
zwischen den USA und den Euro-Ländern bestehen, wo der Leitzins inzwischen
bei 1,25 Prozent liegt.
Der Wert der europäischen Gemeinschaftswährung stieg daher prompt auf 1,48
US-Dollar, kaum dass Bernanke seine erste Pressekonferenz beendet hatte.
28 Apr 2011
## AUTOREN
(DIR) Ulrike Herrmann
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