# taz.de -- Frauen in Führungspositionen: Professorin für Krebs bestraft
       
       > In Sachsen darf eine Wissenschaftlern nicht Hochschulrektorin werden,
       > weil ihre Krankheit wieder ausbrechen könnte. Selbst brave Studenten
       > protestieren.
       
 (IMG) Bild: Musste ihre geschätzte Kollegin doch enttäuschen: Sachsens Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer (mitte).
       
       LEIPZIG taz | Eine 45-jährige Frau besiegt den Krebs und wird zur Rektorin
       der nicht ganz unbedeutenden Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft
       und Kultur gewählt. Doch das sächsische Wissenschaftsministerium verweigert
       der Professorin Renate Lieckfeldt die zum 1. Mai geplante Ernennung. Wegen
       des hohen Wiedererkrankungsrisikos lasse das Sächsische Beamtengesetz die
       Ernennung zur Wahlbeamtin auf fünf Jahre nicht zu, so die Begründung.
       
       Die studierte Pharmazeutin hat angekündigt, um ihr Amt zu kämpfen und sich
       notfalls einzuklagen. So, wie sie schon einmal um das Leipziger Rektorat
       kämpfte, als sie eine erneute Wahl gerichtlich erzwang. Im ersten Wahlgang
       war nur ein Bewerber nominiert worden.
       
       Eine entschlossene Frau, die ihr Studium in Heidelberg früh abschloss und
       mit 27 Jahren ihren Doktor für Pharmazeutische Technologie in der Tasche
       hatte. Nach einem Intermezzo in den Niederlanden war sie seit 2001
       Professorin für Technisches Management und Projektmanagement an der
       Fachhochschule Gelsenkirchen. In Nordrhein-Westfalen ist sie Beamtin auf
       Lebenszeit.
       
       Sachsens parteilose Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer kennt und
       schätzt ihre Kollegin Renate Lieckfeldt eigentlich, nicht nur, weil diese
       wie sie trotz ihrer akademischen Laufbahn drei Kinder hat und noch
       gelegentlich Zeit für das Klavierspiel findet. Nach eingehender
       beamtenrechtlicher Prüfung, so verlautet es aus dem Ministerium, folgt sie
       aber dem Buchstaben des Gesetzes. Dagegen protestierten nach Ostern sogar
       Studenten der HTWK, die sonst eher Distanz erkennen lassen. Unterstützt von
       Sympathisanten aus ganz Sachsen hielten sie das Rektorat bis
       Donnerstagmorgen besetzt.
       
       Die Landtagsopposition hatte den "Skandal", so die Grünen, schon vor Ostern
       einstimmig verurteilt. Das Vorgehen sei "an politischer und moralischer
       Instinktlosigkeit kaum noch zu übertreffen", kritisierte die Konferenz
       Sächsischer Studierendenschaften. Nun will die Ministerin in der ersten
       Maiwoche mit der designierten Rektorin reden. Erwartungen, es könne dabei
       um einen Kompromiss auf angestelltenrechtlicher Basis gehen, wurden vom
       Ministerium jedoch gedämpft.
       
       29 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Bartsch
       
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