# taz.de -- Gegen ein Klima der Korruption: Strenge Auflagen gegen dunkle Kanäle
       
       > Korruptionsbekämpfer warnen davor, dass für den Klimaschutz gedachtes
       > Geld irgendwo versickern könnten. Sie fordern bessere Kontrollen.
       
 (IMG) Bild: Schlechte Aussichten: Das Erreichen der Klimaschutzziele ist auch durch Korruption gefährdet.
       
       BERLIN taz | Viel Geld will die internationale Gemeinschaft für den
       Klimaschutz lockermachen, aber beträchtliche Teile davon drohen nicht dort
       anzukommen, wo sie eingesetzt werden sollen. 100 Milliarden Dollar pro Jahr
       wurden den ärmeren Ländern auf der Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 für
       die Verminderung des CO2-Ausstoßes und den Schutz vor den Folgen des
       Klimawandels versprochen.
       
       Aber: "Wo große Geldsummen durch neue und ungeprüfte Märkte und Mechanismen
       fließen, herrscht immer ein Korruptionsrisiko", heißt es in einer
       umfangreichen Untersuchung, die Transparency International (TI) am Samstag
       in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka vorstellte.
       
       Schon mit der Ortswahl will die Organisation auf die Probleme hinweisen:
       Das unter häufigen Überschwemmungen leidende Land ist besonders stark vom
       Klimawandel bedroht - und Bestechung ist sehr verbreitet.
       
       Auf dem Korruptionsindex von TI, der zeigt, wie stark Politiker und andere
       Entscheider in einem Land Korruption wahrnehmen und damit auch bekämpfen,
       liegt Bangladesch auf Platz 134 von 178.
       
       Der Bericht identifiziert die 20 Länder, in die der Großteil der
       Klimaschutzmittel fließen soll, darunter auch Honduras, Myanmar und
       Madagaskar. Keines erzielt mehr als 3,6 Punkte auf der Korruptionsskala von
       1 bis 10. Angeführt wird der Index von Dänemark mit 9,3 Punkten,
       Deutschland steht mit 7,9 Punkten auf Platz 15.
       
       ## Korruptionsanfällige Branchen
       
       Gerade Klimaprojekte werden oft unter Beteiligung von Unternehmen aus
       korruptionsanfälligen Branchen durchgeführt. Dazu gehören die Bauindustrie,
       die Deiche verstärken soll, ebenso wie die Anlagenbauer, die alternative
       Kraftwerke hochziehen, oder Rohstoffkonzerne, die Agrotreibstoffe oder die
       Rohmaterialien für die Herstellung von Solarzellen produzieren.
       
       Auch Projekte zum Schutz der tropischen Regenwälder, in den jährlich 28
       Milliarden US-Dollar fließen sollen, sind nach Ansicht von TI anfällig: Der
       Raubbau mit tropischen Hölzern geht oft mit Bestechung der lokalen Behörden
       einher.
       
       Ähnlich ist es mit neuen Finanzierungsmechanismen, wie sich immer wieder im
       europäischen Emissionshandel zeigte, der mehrfach Opfer von Hackerangriffen
       wurde.
       
       Transparency International will die Ergebnisse aber nicht als Ausrede
       verstanden wissen, die Hilfszahlungen zu reduzieren. Im Gegenteil:
       "Korruption darf die Bekämpfung des Klimawandels nicht in Gefahr bringen",
       heißt es in dem von der Europäischen Investitionsbank und vom
       Bundesentwicklungsministerium geförderten Bericht weiter.
       
       Konkret schlagen die Korruptionsschützer vor, insbesondere Projekte, bei
       denen bislang oft technische Fragen im Vordergrund stehen, um strenge
       Auflagen und deren Überwachung zu ergänzen.
       
       Dabei spiele auch die Öffentlichkeit eine wichtige Rolle. Manche der
       Empfehlungen drehen sich um eigentlich Selbstverständliches: etwa dass die
       mit der Überwachung und Evaluierung beauftragten Experten unabhängig sein
       sollen - und nicht etwa durch die Projekte finanziert, die sie anschließend
       kritisch beurteilen sollen.
       
       1 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Liebert
       
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