# taz.de -- Kommentar Rechte Übergriffe: Erweiterte Kampfzone
       
       > Im Hinterland, abseits der Kamerawagen, schlagen die Neonazis zu. Mit
       > Stöcken, Knüppeln und anderen Schlagwerkzeugen wird auf Gewerkschaftler
       > und Studenten eingeprügelt.
       
       Hamburger verbarrikadieren ihre Ladenlokale am 1. Mai, Kreuzberger
       Mittelstandsfamilien packen ihre Koffer, fliehen raus aufs Land: bloß weg
       von den Randalen in der großen Stadt. Selten war diese auch schon
       ritualisierte Flucht so irreführend wie an diesem Wochenende.
       
       Die Bilder der Kreuzberger Nächte verdecken einen echten Straßenkampf ums
       Überleben. Denn dort auf dem Land, wo nicht die großen Übertragungswagen
       der Fernsehsender auf die Feuerschwaden brennender Autos warten, hat sich
       ein neues Format entwickelt: Ganz kühl führen Neonazis den Straßenkampf in
       der Provinz mit Dachlatten und Schlagwerkzeugen.
       
       Man möge sich das vor Augen führen: Weil ein Student eine Antifa-Fahne am
       Fenster hängen hat, schlagen vermummte Neonazis ihm mit einem Hammer die
       Scheibe ein und besprühen den am Schreibtisch Sitzenden mit gelber Farbe.
       
       Am helllichten Tag stürmen zehn vermummte Neonazis auf
       Gewerkschaftsjugendliche los, mit Stöcken in der Hand.
       
       Wieder andere werden von Rechten krankenhausreif geprügelt, weil einer von
       ihnen ein Friedenssymbol auf dem Pullover trägt. All dies allein in
       Greifswald, an diesem Wochenende. Die Rechten haben die Kampfzone
       ausgeweitet.
       
       Ihr Kampf um die Straße hatte sich zuletzt vor allem auf das Demo-Areal
       bezogen. Neonazis wollten demonstrieren, alle anderen sie blockieren.
       
       Nachdem die Rechtsextremen diesen Kampf oft verloren haben, "befreien" sie
       die deutschen Straßen nun mit aller Gewalt. Das Gerede darüber, ob bei den
       Maifestspielen am Wochenende in Hamburg und Berlin eine Hausfassade mehr
       oder weniger beschmiert wurde, ist vor diesem Hintergrund völlig belanglos.
       
       Richtig auf die Fresse gibts im Dunkeln. Und diese Dunkelheit muss neu
       ausgeleuchtet werden.
       
       1 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Kaul
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Nazis im Internet: Vom Kollektiv lahmgelegt
       
       Das Hackerkollektiv "Anonymous" legt seit Anfang des Monats rechtsextreme
       Internetseiten lahm. Der Erfolg ist eher von kurzer Dauer, die Neo-Nazis
       sind schnell wieder online.
       
 (DIR) Rechte Attacken in Greifswald: Neonazis greifen gezielt Linke an
       
       In Greifswald kommt es vor einem NPD-Aufmarsch am 1. Mai zu Überfällen
       durch Rechte: Maskierte jagen die DGB-Jugend. In mehreren Städten gibt es
       Anti-Nazi-Demos.
       
 (DIR) Ticker NPD-Demo in Bremen: Polizei trennt säuberlich
       
       4.000 Demonstranten versuchten in Bremen den Marsch von knapp 200 Neonazis
       aufzuhalten. Doch die Polizei trennte die beiden Lager rigide. Die
       Rechtsextremen konnten fast ungestört demonstrieren.
       
 (DIR) Nach Neonazi-Angriff auf Migranten: Brandstifter im schwäbischen Idyll
       
       Es sollte Steaks und Bier geben. Stattdessen setzte es Prügel und plötzlich
       brannte die Gartenlaube. Jetzt fragen Bürger und Opfer, warum die Tat nicht
       verhindert worden ist.
       
 (DIR) Rechte Demos zum 1. Mai: Neonazis dürfen marschieren
       
       Die Rechtsstreite sind entschieden. Alle geplanten Neonazi-Demos um den 1.
       Mai haben die Gerichte zugelassen. Sie konzentrieren sich auf Bremen,
       Greifswald, Halle und Heilbronn.
       
 (DIR) 1. Mai in Hamburg: Maitanz könnte wild werden
       
       Die Diskussion um den Verkauf der "Roten Flora" befeuert in Hamburg die
       Befürchtungen um schwere Randale am Wochenende. In Berlin herrscht
       Normalbetrieb.