# taz.de -- Künast im Wahlkampf 2011: Überzeugungsarbeit zur Frühstückszeit
       
       > Renate Künast lässt sich bei konservativem Wirtschaftsclub nicht
       > provozieren und beeindruckt.
       
       Es ist ja nicht so, dass Renate Künast ihre Zeit ausschließlich in
       linksalternativen Kreisen verbringen würde. Aber vor einem über 130 Jahre
       alten und eher konservativen Wirtschaftsclub aufzutreten steht auch bei
       einer grünen Exministerin und Bürgermeisterkandidatin nicht täglich im
       Kalender. Und so war es am Mittwoch schon spannend zu sehen, wie Künast
       abschnitt beim Verein Berliner Kaufleute und Industrieller, der sich selbst
       zu den "mobilisierungsstärksten Multiplikatoren" der Stadt zählt. Der
       schien eine redselige Blockiererin erwartet zu haben und erlebte anderes:
       "Überraschend konstruktiv und konkret", lautete ein Teilnehmerfazit, das
       unwidersprochen blieb.
       
       "Sind die Grünen in der Mitte der Gesellschaft angekommen?", wollte der
       Wirtschaftsverein von Künast wissen. "Business breakfast" nennt er seine
       Termine mit prominenten Politikern. Sich kräftig einzumischen in die
       Politik sei die Mission, hat sein Präsident Klaus von der Heyde mal
       formuliert. Er hatte an diesem Morgen seine Zweifel an Künast, als er
       einführend an deren Monate zurückliegende Äußerungen zum Flughafen BBI, zu
       flächendeckendem Tempo und zum Gymnasium erinnerte - "mitten in der
       Gesellschaft ist etwas anderes". Und nur "Antiatom oder
       Umverteilungsreflexe" seien nicht genug.
       
       Wenn das provozierend gemeint war - es gefiel vielleicht den 120 anderen,
       meist männlichen Frühstückern, verfing aber bei Künast nicht, genauso wenig
       wie von der Heydes Bemerkung, sie habe "erst Sozialarbeit studiert - ich
       wusste gar nicht, dass man das studieren kann - und dann etwas Richtiges,
       Jura".
       
       Künast, die selbst zu Rührei und Tomate gegriffen hatte, verzichtete auf
       eine Replik und kam schell zum Kernpunkt. "Ja, wir sind in der Mitte
       angekommen", sagte sie, "weil die Mittelschicht weiß: Die Grünen
       beschäftigen sich mit den Kernaufgaben der Gesellschaft." Das gelte aber
       nur, wenn man diese Mitte nicht als etwas Statisches, Unbewegliches sehe.
       Souverän vermied sie eine Debatte um den Großflughafen: Das Thema BBI sei
       mehr oder weniger entschieden, bei den Flugrouten sei man auf einem guten
       Weg, "und der Rest wird am Bundesverwaltungsgericht entschieden". Weitere
       Schulreformen sollen ausbleiben, "ich habe nicht vor, das Gymnasium
       abzuschaffen".
       
       Nach einer guten Stunde musste Künast zum nächsten Termin. Zurück blieb
       eine Frühstücksrunde, die zwar nicht plötzlich ergrünt, aber durchaus
       angetan schien.
       
       4 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
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