# taz.de -- Effenbergs "Initiative Borussia": Wille statt Talent
       
       > Stefan Effenbergs "Initiative Borussia" stellt ihre Pläne für die
       > Übernahme des Klubs vor. "Bild", "Express" und Sky trommeln dafür. Das
       > Unbehagen im Klub wächst.
       
 (IMG) Bild: Effenbergs Maßstab sind die ganz Großen der Branche.
       
       MÖNCHENGLADBACH taz | Es ist Wahlkampf am Niederrhein. Draußen vor dem
       Hotel am Stadtrand, wo die [1]["Initiative Borussia"] zur Diskussion lud,
       hatte sich eine andere Oppositionsgruppe, die "Mitgliederoffensive"
       aufgebaut. "Initiative? Nein Danke!" stand auf einem großen Transparent,
       und unter den Scheibenwischern der Fahrzeuge im Umkreis von ein paar
       hundert Metern klemmten Flyer.
       
       Mit der Forderung nach einem größeren Einfluss der Fans und Argumenten
       gegen die Vereinsführung von Borussia Mönchengladbach, aber auch gegen die
       drinnen tagenden Herren. Gegen jene Partei also, die im vorigen Herbst
       gegründet wurde und sich nun mit Haut und Haaren einem Mann unterwirft:
       Stefan Effenberg, der als Sportdirektor und Geschäftsführer der neue starke
       Mann des Traditionsklubs werden soll.
       
       Der Plan der "Initiative Borussia" sieht vor, auf der
       Jahreshauptversammlung am 29. Mai eine Zweidrittelmehrheit für eine
       Satzungsänderung zu organisieren. Das würde die Einberufung eines
       außerordentlichen Mitgliedertreffens ermöglichen, auf dem dann die
       Vereinsführung abgewählt werden könnte, um den Weg für Effenberg zu ebnen.
       Und für Horst Köppel, den ehemaligen Spieler und Trainer der Borussia, der
       für das Amt des Präsidenten vorgesehen ist.
       
       ## Effenberg: "Sportliche Kompetenz ist vorhanden"
       
       Mit dünnen Lippen versuchte Effenberg, die rund 50 Journalisten zu
       überzeugen. Statt jedoch ein Konzept zu präsentieren, griff Effenberg an
       allen neuralgischen Punkten auf Politikerphrasen zurück. "Wir werden Worten
       Taten folgen lassen, dafür stehe ich mit meinem Namen", rief er. Effenberg
       ist ohne jede Erfahrung also Verantwortungsträger in einem Fußballklub.
       "Sportliche Kompetenz ist bei mir vorhanden, ich denke, das ist
       unbestritten", glaubt der 42-Jährige, auch wenn er im Gegensatz zu anderen
       Fußballern seiner Generation noch keine Ausbildungsnachweise vorweisen
       kann. Effenberg hat sich in den sieben Jahren nach dem Ende seiner aktiven
       Laufbahn als Privatier und TV-Experte durchgeschlagen.
       
       Auf die Frage, worin denn seine Kompetenz bestehe, trug er zwei Punkte vor.
       "Ich glaube, dass ich durch meinen Namen und meine Beziehungen national und
       international vieles im Verein verbessern kann", sagte er, "es ist ja kein
       Geheimnis, dass Rudi Völler und Reiner Calmund Big Buddys von mir sind."
       Außerdem werde ein prominent besetzter Sportbeirat ihn unterstützen. Wer
       diesem Gremium angehören soll, verriet er nicht.
       
       ## "Der Wille, es schaffen zu wollen, ist fast wichtiger als Talent"
       
       Vor allem aber will der gebürtige Hamburger die Qualitäten des Spielers
       Effenberg zur Geltung bringen. "Der Wille, es schaffen zu wollen, ist fast
       wichtiger als Talent", verkündete er entschlossen, und ein paar vereinzelte
       Fans in den hinteren Reihen des Saales klatschten begeistert in die Hände.
       Präsidentschaftskandidat Köppel behauptete gar: "Unser Team wird eine
       sportliche Kompetenz haben wie kaum ein anderer Bundesligaverein."
       
       An Selbstvertrauen fehlt es den Putschisten also nicht. Effenbergs Maßstab
       sind die ganz Großen der Branche. Der Champions-League-Gewinner von 2002
       erwähnte Uli Hoeneß als langjährigen Manager von Bayern München, Rudi
       Völler, den Manager von Bayer Leverkusen, Klaus Allofs von Werder Bremen
       und Horst Heldt, der für Schalke 04 arbeitet, als Vorbilder. Auch diese
       Leute seien einst ohne Managererfahrung in erfolgreiche
       Funktionärskarrieren gestartet.
       
       ## Hoch emotionalisierende Kampagne
       
       Es ist eine hoch emotionalisierende Kampagne, die flankiert wird von
       wichtigen Zeitungen und dem Bezahlsender Sky, der Effenberg eine prominente
       Plattform für sein Vorhaben bietet. Im Klub wird das Unbehagen immer
       größer. Da wurde zuletzt gegen die Initiative argumentiert, indem auf die
       Gefahr hingewiesen wurde, dass Effenberg und seine Leute Klubanteile
       verkaufen wollten. Das hatte große Sorgen unter den Fans ausgelöst.
       
       Das entkräftete die Initiative am Dienstag. Sie ließ notariell festlegen,
       dass dieses Szenario in keinem Fall eintrete. "Das war nie unser Anliegen",
       sagte Norbert Kox, ein wohlhabender Mann aus der Region und einer der
       Sprecher der Initiative.
       
       5 May 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.initiativeborussia.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Theweleit
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Mönchengladbach in der Relegation: Die Statistik spricht für Bochum
       
       Borussia Mönchengladbach muss in der Relegation nicht nur den VfL Bochum
       bezwingen, sondern auch Stefan Effenberg. Eine Niederlage würde ihm nützen.
       
 (DIR) Mönchengladbach besiegt Dortmund: Tor zu
       
       Borussia Mönchengladbach stand fünf Monate am Ende der Tabelle.
       Ausgerechnet mit einem Sieg gegen Dortmund gelingt der Sprung auf Platz 17.
       Dabei spielte ein junger Mann die wichtigste Rolle.
       
 (DIR) Favre in Mönchengladbach: Ein Stratege für den Strukturwandel
       
       Der neue Trainer Lucien Favre soll Borussia Mönchengladbach vor dem Abstieg
       retten. Er ist aber wohl eher der Mann für den Wiederaufbau in der zweiten
       Liga.