# taz.de -- Proteste gegen Atomkraft: Ungehorsam gegen Atomlobby
       
       > Kommende Woche tagt das Atomforum in Berlin - Atomkraftgegner wollen das
       > Treffen mit Blockaden und Zeltlager auf dem Alex verhindern.
       
 (IMG) Bild: Sie legten sich noch ganz ohne Zelt auf den Alex: Anti-AKW-Flashmob im April
       
       Ein Hauch von Wendland auf dem Alexanderplatz - das ist ab Sonntag das Ziel
       von Berliner Atomkraftgegnern. Mit einem Widerstandscamp wollen die
       Aktivisten die Jahrestagung des Deutschen Atomforums begleiten, das sich
       von kommendem Dienstag bis Donnerstag im Congress Center am Alexanderplatz
       trifft. Mehr noch: Statt des üblichen Begleitprotests soll das Treffen mit
       Blockaden verhindert werden.
       
       "Um den kompletten Atomausstieg zu beschleunigen, müssen wir zu allen
       Mitteln greifen", sagt Sonja Schubert vom Bündnis "Atomforum blockieren".
       Nur wenige Wochen nach den Atomunfällen in Fukushima werde man die
       Atomlobby nicht ungestört in Hinterzimmern klüngeln lassen. Die
       Protestankündigung zeigt offenbar bereits Wirkung: Ein für Montagabend
       geplantes Vorabenddinner des Atomforums wurde abgesagt. "Ein Anfang",
       findet Schubert. "Jetzt müssen wir noch die Tagung verhindern."
       
       Maik Luckow, Sprecher des Atomforums, widerspricht: Die Absage des Dinners
       sei nicht dem Protest, sondern der aktuellen Lage nach Fukushima
       geschuldet. Deshalb habe man auch den politischen Part der Jahrestagung auf
       den Herbst "verschoben". Stattdessen werde nun erst ab Dienstagnachmittag
       ausschließlich über technische Fragen zur Atomenergie diskutiert. "Solange
       die Folgen noch so unklar und die Diskussion so offen ist, gilt es, deren
       Ergebnisse abzuwarten", begründet Luckow den Schritt. AKW-Gegnerin Schubert
       hält das für "vorgeschoben".
       
       Nach Fukushima erlebte die Anti-Atom-Bewegung in Berlin eine kleine
       Renaissance: Hunderte beteiligten sich an Mahnwachen für einen
       Atomausstieg, zu einer Großdemo im März kamen 120.000 Menschen. Jetzt geht
       der Protest einen Schritt weiter: zum zivilen Ungehorsam. Organisiert wird
       die Blockade von autonomen Anti-Atom-Gruppen aus Berlin. Moderatere Gruppen
       wie die Naturfreunde und Anti Atom Berlin unterstützen zumindest das Camp
       auf dem Alexanderplatz.
       
       Mit 25 Zelten und einem Großzelt mit Bühne wollen die Anti-AKWler ab
       Sonntagnachmittag rund um die Weltzeituhr aufschlagen - mit Volksküchen,
       Workshops, Ausstellungen und Straßentheater. Geplant sind Auftritte von
       Berliner Bands wie den Ohrbooten, abends soll es "Silent Discos" mit
       Kopfhörern geben. "24 Stunden Kulturprogramm täglich" verspricht
       Mitorganisatorin Schubert.
       
       Auf die Straße geht es erstmals am Montagabend - mit einer Demonstration
       vom Schlesischen Tor zum Bundesumweltministerium am Alexanderplatz. Am
       Dienstag sollen dann die Eingänge zum Congress Center blockiert werden, um
       das Atomforum zu verhindern. Dabei werde man "kreativ und entschlossen"
       vorgehen, heißt es in einem Aufruf: "Von sitzen bis flitzen, von türmen bis
       stürmen". Mit mindestens 1.000 Teilnehmern rechnet Schubert. Auch Busse aus
       dem Wendland und Hannover würden anreisen.
       
       "Jeder hat das Recht zu demonstrieren", kommentiert Atomforum-Sprecher
       Luckow die Proteste. "Aber auch wir haben das Recht, eine lange geplante
       Veranstaltung durchzuführen." Bereits in den Vorjahren begleiteten Proteste
       das Jahrestreffen des Atomforums. Die Polizei verspricht, "alle
       erforderlichen Maßnahmen für einen störungsfreien Verlauf" zu
       gewährleisten.
       
       10 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
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