# taz.de -- Kommentar Fachkräftemangel: Selbstverschuldete Misere
> Soll also inländisch der Fachkräftemangel bekämpft werden, gilt es zu
> handeln und nicht zu wünschen: Minijobs gehören abgeschafft, der
> Kitaausbau vorangetrieben.
Wenn man nur fest genug an seinen Wunsch glaubt, dann wird er schon in
Erfüllung gehen: Diesen Geist atmen die ersten Entwürfe des Konzepts, mit
dem die Bundesregierung den Fachkräftemangel bekämpfen will.
Nach Berechnungen fehlen bis 2025 etwa 6,5 Millionen Vollzeitarbeitskräfte.
Allein 3,8 Millionen davon sollen im Inland gewonnen werden, durch die
Mobilisierung von Frauen, Älteren, Arbeitslosen oder jugendlichen
Schulabbrechern.
Aber Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und politische Entscheidungen
stehen diesem Wunsch diametral entgegen: Bei der Bundesagentur für Arbeit
wird gerade kräftig der Rotstift angesetzt, um die Sparvorgaben der
Bundesregierung zu erfüllen. Fördermaßnahmen für Jugendliche, die
Schwierigkeiten beim Übergang von der Schule ins Berufsleben haben, werden
ebenso zusammengestrichen wie Projekte, ältere Langzeitarbeitslose wieder
in einen Job zu vermitteln.
Ähnlich illusorisch ist die Hoffnung auf die Frauen: Die meisten Frauen in
Teilzeitjobs wünschen sich, mehr zu arbeiten. Gleichzeitig boomen die
Minijobs: 7,3 Millionen 400-Euro-Jobs gibt es mittlerweile, die Mehrzahl
von Frauen besetzt, die aus diesen Geringfügigkeitsfallen nicht mehr
herauskommen.
Soll also inländisch der Fachkräftemangel bekämpft werden, gilt es zu
handeln, nicht zu wünschen: Minijobs gehören abgeschafft, der Kitaausbau
vorangetrieben. In die Betreuung von Jugendlichen mit Problemen in und nach
der Schule und von Langzeitarbeitslosen muss deutlich mehr investiert
werden.
Auch die Wirtschaft sollte endlich dazu verpflichtet werden, genügend
Ausbildungsplätze verpflichtend zur Verfügung zu stellen. Aber selbst dann
ist klar: Ohne Zuwanderung geht es nicht.
11 May 2011
## AUTOREN
(DIR) Eva Völpel
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