# taz.de -- Folgen der Volkszählung: Viele Verlierer
       
       > Nach der Bevölkerungsinventur drohen Stadtstaaten und Kommunen
       > Einnahmeverluste in Millionenhöhe - weil Karteileichen nicht mehr zählen.
       
 (IMG) Bild: Den Markt kriegen sie noch voll in Bremen, zumindest am Nationalfeiertag 3. Oktober - aber ob das auch alles Bremer sind?
       
       HAMBURG taz | Wie viele sind wir? "Das wichtigste Ergebnis wird die
       Ermittlung der aktuellen Einwohnerzahl in der Bundesrepublik, aber auch den
       Ländern, Städten und Gemeinden sein", kündigt der Vorstand des für Hamburg
       und Schleswig-Holstein zuständigen Statistikamtes, Helmut Eppmann an. Der
       Statistik-Chef erinnert daran, dass nach der Volkszählung 1987 die
       Einwohnerzahl der damaligen Bundesrepublik schon einmal nach unten
       korrigiert werden musste.
       
       Das dürfte sich wiederholen: Die Statistiker gehen - auch aufgrund der
       Mikrozensus-Ergebnisse von 2001 - davon aus, dass in Deutschland 1,3
       Millionen Menschen weniger leben, als angenommen - 80,5 statt 81,8
       Millionen. Der Hauptgrund sind Karteileichen, die sich an ihrem alten
       Wohnort nicht abgemeldet haben und nun doppelt gezählt werden.
       
       Die erwartete Korrektur nach unten wird Folgen haben: Die amtliche
       Einwohnerzahl, die nun per Zensus ermittelt wird, hat Einfluss auf den
       kommunalen Finanzausgleich und den der Länder und auf alle auf die
       Einwohnerzahl bezogenen Bundeszuschüsse - ein Resultat, das sich in Euro
       und Cent ausdrückt.
       
       Wo mehr Einwohner leben als angenommen, gibt es mehr Geld, wo es weniger
       Menschen gibt, wird gekürzt - und das dürfte die Mehrheit der Länder und
       Kommunen sein.
       
       So fürchtet etwa Hannover, dessen amtliche Einwohnerzahl derzeit bei
       522.734 liegt, durch die Bevölkerungsinventur Einwohner zu verlieren. Wenn
       die Landeshauptstadt künftig nicht mehr als Halbmillionen-Metropole
       durchgehe, müsse sie "Einnahmeverluste von mehreren Millionen Euro"
       hinnehmen, sagt Stadtkämmerer Marc Hansmann.
       
       Auch Schleswig-Holstein ist zensusgebeutelt. Bereits nach der bislang
       letzten Volkszählung 1987 wurde auch hier die Einwohnerzahl um 58.000 nach
       unten korrigiert. Die Folge: Das Bundesland verlor in den Jahren 1987 und
       1988 Zahlungen von insgesamt 159 Millionen Mark.
       
       Während Niedersachsen im selben Zeitraum nur 16 Millionen Mark einbüßte,
       konnten sich Hamburg und Bremen über Mehreinnahmen von 97 beziehungsweise
       34 Millionen Mark freuen. Doch diesmal dürften auch sie bluten: Die
       Vorabtests der Statistiker zeigten eine Karteileichen-Quote zwischen fünf
       und sechs Prozent für Hamburg - mehr als doppelt so viel wie im
       bundesweiten Durchschnitt.
       
       In dieselbe Richtung gehen die Prognosen für Bremen: Dessen derzeit
       amtliche Einwohnerzahl dürfte um rund 13.000 Einwohner überzeichnet sein,
       sagt der Leiter des Statistischen Landesamts Jürgen Wayand. Der notorisch
       klamme Bremer Haushalt könnte deshalb nach dem Zensus noch tiefer in die
       roten Zahlen rutschen, die Bremer müssten dann mit weiteren Sparmaßnahmen
       rechnen.
       
       13 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
       
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