# taz.de -- VfL Wolfsburg schafft Klassenerhalt: Mannschaft ohne Teamgeist
       
       > Der VfL Wolfsburg sichert sich mit einem Sieg den Klassenerhalt. Doch der
       > Brasilianer Diego tritt in den Streik, weil er Magaths demütigende
       > Motivationen nicht schätzt.
       
 (IMG) Bild: Befreiender Jubel: Trainer Magath nach dem Treffer zum 2:1.
       
       HOFFENHEIM taz | Was sich zunächst niedlich anhörte, war eine herbe
       Botschaft des strengen Trainers. "Diese kleinen Problemchen", sagte Felix
       Magath und meinte seinen streikenden Spielmacher Diego, "verschiebe ich auf
       später. Ich werde mich damit im Urlaub nicht belasten."
       
       Als die Profis des VfL Wolfsburg, deren Klassenerhalt in der
       Fußball-Bundesliga durch einen 3:1-Erfolg bei der TSG Hoffenheim aus
       eigener Kraft gelang, am Sonntagmittag in die Sommerpause verabschiedet
       wurden, ging das Theater um ihren bockigen Kollegen in die nächste Runde.
       
       Am Tag zuvor, als Magath ihn zunächst auf die Bank setzen wollte, hatte
       Diego den Dienst verweigert und war spurlos verschwunden. Dass er am
       gestrigen Abschlusstraining wieder teilnahm, dürfte nichts daran ändern,
       dass seine Zukunft nach nur einer Saison in Wolfsburg verbaut ist.
       
       Die Spieler einer Mannschaft, deren Teamgeist eine gesamte Saison lang
       schmerzlich vermisst worden war, hatten in Hoffenheim eine Energieleistung
       gezeigt, die als beste Antwort auf Diegos Verweigerung gewertet werden
       darf. "Sein Verhalten ist nicht zu entschuldigen und nicht zu akzeptieren",
       sagte Kapitän Marcel Schäfer.
       
       Magath musste zugeben, dass er einen Eklat wie den von Diego noch nicht
       erlebt habe. "Als ich im Mannschaftshotel an die Tafel geschrieben habe,
       dass er nicht von Beginn an spielt, hat er seine Sachen gepackt und ist
       gegangen", berichtete der Wolfsburger Boss.
       
       Magath möchte es Juristen überlassen, wie man mit einem Großverdiener
       umgeht, der den VfL Wolfsburg immerhin rund 16 Millionen Euro Ablöse
       gekostet und der sein Ego wiederholt wichtiger als die Ziele der Mannschaft
       genommen hat. "Unser Team hat auf den Vorfall gut reagiert. Vielleicht hat
       uns das auch noch enger zusammengeschweißt", fand Sascha Riether.
       
       ## Sich selbst im Weg gestanden
       
       Wie man sich für eine in Not geratene Mannschaft richtig engagiert, hatte
       erneut Mario Mandzukic vorgemacht. Der Kroate war mit acht Saisontreffern
       während der letzten neun Spiele der große Erfolgsgarant eines Teams, das
       auf ganzer Linie enttäuscht hatte. Zwei Treffer des unermüdlich kämpfenden
       Stürmers brachten die durch ein Gegentor von Roberto Firminio in Rückstand
       geratenen Wolfsburger noch auf die Siegerstraße.
       
       Bezeichnend für den Zustand der Mannschaft war aber auch, dass Stürmer
       Grafite auf dem Weg zu seinem 3:1 vom Kollegen Riether angeschossen wurde
       und dabei nur im Weg herumgestanden hatte. "Wir sind die gesamte Saison
       über unseren Ansprüchen nicht gerecht geworden. Aber wir gehen aus dieser
       Sache hoffentlich gestärkt heraus", sagte Kapitän Schäfer, der als einer
       der wenigen VfL-Profis die Fähigkeit zur Selbstkritik mitbringt.
       
       Diego trieb es auf die Spitze. Er hatte mit seiner Arbeitsverweigerung am
       alles entscheidenden Spieltag noch einmal bewiesen, worum es ihm, aber auch
       so manchen anderem Großverdiener im Kader wirklich gegangen ist - nämlich
       um die eigenen Belange. "Die Mannschaft war nie eine Mannschaft", beteuert
       Magath, der es mithilfe von viel Druck und Kritik verstanden hat, das in
       eine tiefe Lethargie verfallene Ensemble gerade noch rechtzeitig wieder
       wachzurütteln.
       
       Mit dem Verteilen der Urlaubspläne hat Magath am Sonntag, der weiter von
       einem Abstieg verschont bleibt, ein neues Kapitel mit Wolfsburg
       aufgeschlagen. "Dramatischer hätte die Saison nicht enden können. Ich bin
       erleichtert und leer. Aber in den kommenden Jahren möchte ich mit dem VfL
       weiter oben spielen", sagte der 57-Jährige, der sich entscheiden muss, ob
       er seiner Mannschaft eine weitere Saison mit Diego zumuten möchte. "Man
       sollte in Fällen wie diesen immer alle Seiten hören", findet Leonardo
       Scheinkmann, der Medienberater des Brasilianers. Magaths Taktik im
       Abstiegskampf, den glücklosen Diego durch den im Grunde schon aussortierten
       Dänen Thomas Kahlenberg in der Startelf zu ersetzen, muss einem Profi wie
       Diego wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen.
       
       15 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Otto
       
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