# taz.de -- Kommentar IWF-Chef Strauss-Kahn: Absturz eines Favoriten
       
       > Dominique Strauss-Kahns Karriere ist beendet. Ein Sexskandal um den
       > Favoriten der Sozialisten ist vor allem ein gefundenes Fressen für die
       > Rechtspopulisten.
       
 (IMG) Bild: Sein Image als Schwerenöter ist bekannt: Dominque Strauss-Kahn.
       
       Versuchte Vergewaltigung und sexuelle Nötigung sind schwerwiegende
       Vorwürfe. Sie sind so gravierend und folgenreich, dass viele in Frankreich
       in einer ersten Reaktion wohl gedacht haben, hinter den Anschuldigungen
       können eigentlich nur eine niederträchtige Intrige oder eine Manipulation
       stehen. Zwar gilt auch für den IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn das
       Recht, solange als unschuldig betrachtet zu werden, bis eine Verfehlung
       bewiesen ist. Aber kaum jemand in Frankreich zweifelt daran, dass die
       Karriere des "DSK" politisch so gut wie erledigt ist.
       
       Nicht nur seine Freunde sind konsterniert. Ebenso sehr trauern die
       Umfrageinstitute um ihren Liebling. Seit Monaten bereits hatten die
       Meinungsforscher den früheren Wirtschaftsminister und bisherigen IWF-Chef
       so klar zum Top-Favoriten der französischen Präsidentschaftswahlen erklärt,
       dass man ihn in Frankreich schon zum designierten Nachfolger von Nicolas
       Sarkozy und zum zukünftigen Staatspräsidenten ausrief.
       
       Die Außenseiter, die sich ebenfalls in der Sozialistischen Partei, in der
       Strauss-Kahn den "sozialdemokratischen" Flügel verkörpert, bei Primärwahlen
       um die Kandidatur bewarben, wurden nachsichtig belächelt. Denn die internen
       Vorwahlen im Herbst galten als bloße Formsache für Strauss-Kahn - sofern er
       denn überhaupt antreten wollte. Am Ehrgeiz des IWF-Chefs, nach dem höchsten
       Amt in der französischen Republik zu greifen, zweifelte allerdings kaum
       jemand. Der Job wurde ihm geradezu wie eine reife Frucht angetragen.
       
       Nun kommt es wieder einmal erstens anders, zweitens als man denkt.
       Strauss-Kahns Image als Schürzenjäger und Schwerenöter war hinreichend
       bekannt. Er hätte wissen müssen, dass er solche Anschuldigungen nicht aus
       der Welt schaffen kann - seien diese berechtigt oder nicht. Die Folgen hat
       er sich in erster Linie selber zuzuschreiben. Und an Schadenfreudigen
       mangelt es auch nicht, und dies nicht nur unter seinen rechten
       Widersachern.
       
       Ein Sexskandal um den Favoriten der Sozialisten ist vor allem ein
       gefundenes Fressen für Marine Le Pen vom rechtspopulistischen Front
       National. Für ihre Kampagne gegen ein "verkommenes Establishment" ist der
       "Kaviarlinke" Strauss-Kahn ein Prachtexemplar auf ihrer Abschussliste. Sein
       Ausscheiden aus dem Wahlfinale öffnet ihr den Weg zu einem Duell um die
       Macht mit Sarkozy.
       
       15 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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