# taz.de -- Kommentar Aussteigerhilfe für Rechtsextremisten: Unterlassene Hilfeleistung
       
       > Wenn ein Gewalttäter mit rechtsextremem Hintergrund eine
       > Aussteiger-Hotline anruft, muss die ihm auch weiterhelfen wollen. Sonst
       > ist sie überflüssig.
       
 (IMG) Bild: Die Neonazis waren über Jahre seine "Familie", sagt der Angeklagte Christopher R.
       
       Zwischen Halbsätzen erwähnte Christopher R. vor dem Kieler Landgericht, er
       habe "mal bei einer Aussteigerhilfe angerufen". Welches Ausstiegsprogramm
       für Rechtsextreme er da kontaktiert haben will, das wusste der Schläger vom
       18. April 2008 nicht mehr - wie so vieles andere auch. An einen Umstand
       jenes Telefonats aber erinnerte er sich noch genau: "Der Beamte" habe ihn
       abgewiesen, erzählte R., da er in keine Organisation eingebunden sei. Wenn
       sich das so zugetragen hat, ist es ein Skandal.
       
       Dass er vom "Beamten" spricht, legt zumindest die Vermutung nahe:
       Christopher R. wird von einer staatlichen Anlaufstelle für ausstiegsbereite
       Rechtsextremisten abgewiesen worden sein, nicht von einer
       zivilgesellschaftlichen. Die entsprechenden Programme - sei es beim
       Verfassungsschutz oder bei der Polizei - sind immer wieder kritisiert
       worden. Nicht zuletzt, befürchten Experten, melden sich ausstiegswillige
       Rechte dort kaum, weil sie denken, ihre Kameraden verraten zu müssen.
       
       Dass genau das von ihnen erwartet wurde, bestätigen Aussteiger.
       Nachweislich wurde mindestens ein Betroffener angehalten, in der Szene zu
       bleiben - und für die Behörden zu spionieren.
       
       Christoph R. ist ein Täter mit rechtsextremem Hintergrund, hat sich fast
       die Hälfte seines Lebens in der Szene aufgehoben gefühlt. Wenn so einer
       eine Aussteiger-Hotline anruft, muss die ihm auch weiterhelfen wollen.
       Sonst ist sie überflüssig.
       
       15 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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