# taz.de -- USA reißen Schuldenobergrenze: Obama muss nun mehr dealen
       
       > Die USA haben ein Defizit von 14,3 Billionen Dollar erreicht – mehr geht
       > laut US-Gesetz nicht. Obama will die Grenze nun anheben, muss dafür aber
       > Vorschläge der Republikaner schlucken.
       
 (IMG) Bild: Mit dem Reißen der Schuldenobergrenze wird's für Obama abermals nicht leichter.
       
       WASHINGTON dpa | John Boehner, starker Mann der US-Republikaner im
       Repräsentantenhaus, gibt den Unbeugsamen: "Es wird keine Anhebung der
       Schuldenobergrenze ohne eine ernsthafte Haushaltsreform und bedeutende
       Einsparungen geben", meinte der Präsident der größeren Kongresskammer am
       Montag vollmundig – nachdem die USA, wie lange erwartet, ihre
       Schuldenschallmauer durchbrachen.
       
       Mit 14,3 Billionen Dollar (10,1 Billionen Euro) steht die Supermacht in der
       Kreide, und mehr darf es laut Gesetz nicht werden. Finanzminister Timothy
       Geithner muss jetzt in die finanzpolitische Trickkiste greifen. Bis zum 2.
       August sieht er noch Spielräume – danach droht der weltgrößten
       Volkswirtschaft die Zahlungsunfähigkeit. Nie zuvor konnten die USA ihre
       Schulden nicht bedienen. Fast flehend klang es, als Geithner am Montag an
       die Republikaner gerichtet erklärte, es gehe darum, "das volle Vertrauen in
       die USA und ihre Kreditwürdigkeit zu schützen, um dadurch katastrophale
       wirtschaftliche Konsequenzen für ihre Bürger abzuwenden".
       
       Jedoch: Am Tag, als Amerika die Schuldenlatte riss, reagierten die Märkte
       kaum. Bei Gefahr in Verzug müssten die Zinsen auf Staatsanleihen eigentlich
       steigen. Stattdessen fielen sie bei zehnjährigen Schuldtiteln von 3,7
       Prozent im Februar auf unter 3,2 Prozent. Wirtschaftsexperten zeigten sich
       in einer am Montag veröffentlichten Umfrage des "Wall Street Journal" mit
       übergroßer Mehrheit überzeugt, dass das Weiße Haus und die Republikaner bis
       August einen Deal schmieden werden, um das Schuldenlimit zu erhöhen.
       
       ## Schuldenberg wohl Top-Thema im Präsidentschaftswahlkampf
       
       Bis dahin steht Amerika über den Sommer wohl noch einiges an politischem
       Hickhack und Schaulaufen für die Wähler bevor – schließlich dürften der
       US-Schuldenberg zum Top-Thema des Präsidentschaftswahlkampfes 2012 werden.
       Schon im April inszenierten die Konservativen ein Scharmützel um den
       Bundeshaushalt 2011. Nach zähem Ringen konnte schließlich den Finanzkollaps
       abgewendet werden.
       
       Noch kennt niemand den Weg, wie beide Seiten bei der Frage der
       Schuldendeckelung zueinanderfinden. Vizepräsident Joe Biden,
       Verhandlungsführer des Weißen Hauses, sprach vorige Woche von den Konturen
       einer Einigung. Am Sonntag meinte Republikaner Boehner hingegen: "Ich kann
       keine echte Bewegung erkennen." Eine der höchsten Hürden der delikaten
       Gespräche: Steuererhöhungen zum Stopfen des Etatlochs lehnen die
       Konservativen rundweg ab.
       
       ## Zahlungen an Pensions- und Sozialfonds gestoppt
       
       Damit die USA weiter ihre Rechnungen zahlen können, setzte Finanzminister
       Geithner am Montag vorerst neue Investitionen in staatliche
       Beamtenpensions- und Sozialfonds aus. Ist die Schuldengrenze erst einmal
       angehoben, würden die Mittel nachgeliefert, sagt er. Ruheständler hätten
       nichts zu fürchten.
       
       Experten mutmaßen, dass das Ministerium noch weitere Asse im Ärmel hat.
       Schon 1995 und 1996 riss die Regierung die Schuldenlatte, als sich
       Präsident Bill Clinton und die Republikaner über die Staatsausgaben in den
       Haaren lagen. "Die Regierung hat schon in der Vergangenheit kreative Wege
       gefunden, die Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden", schreibt das "Wall Street
       Journal". So könnte für eine längere Periode die Ausgabe bestimmter
       Schuldtitel ausgesetzt werden.
       
       ## Ratingagentur S&P: "Anleihemarkt wird übel reagieren"
       
       Doch sind die Warnungen vor einem Spiel mit dem Feuer unüberhörbar.
       US-Notenbankchef Ben Bernanke mahnt schon seit längerem, die
       Schuldenobergrenze sei "keine Verhandlungsmasse". Komme keine Einigung
       zustande, "wird der Anleihemarkt übel reagieren, und die Frage ist dabei –
       wie übel", sagte der Chefökonom der Ratingagentur Standard&Poor's (S&P),
       David Wyss, dem "Wall Street Journal".
       
       Einen Warnschuss gab S&P bereits ab: Vergangenen Monat stellte die Firma
       die Kreditwürdigkeit der USA infrage. Sie werde deren Bonität zwar weiter
       mit der Bestnote "AAA" bewerten. Jedoch senkte sie den Ausblick für die
       langfristige Beurteilung von "stabil" auf "negativ". Damit droht in den
       kommenden zwei Jahren eine Herabstufung - mit einer Wahrscheinlichkeit von
       33 Prozent.
       
       17 May 2011
       
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