# taz.de -- Hacker entdecken Vorteil der Cloud: Angriff aus der Wolke
       
       > Früher war es aufwendig, große Systeme zu knacken, wenn sie keine
       > bekannten Sicherheitslücken aufwiesen. Mittlerweile nutzen böse wie gute
       > Hacker die Power der Cloud.
       
 (IMG) Bild: Der Hackerattacke kam durch die Cloud: Software-Firma Sony.
       
       Sollten die bisherigen Berichte stimmen, dann fielen Millionen Kundendaten
       aus Sonys Playstation Network auch deshalb Angreifern zum Opfer, weil der
       japanische Elektronikriese seine Systeme nicht gut genug wartete. Angeblich
       wurde Software älterer Versionen eingesetzt, die bekannte Sicherheitslücken
       enthielten. Entsprechend konventionell dürften die Angriffsmethoden gewesen
       sein.
       
       Es wäre aber auch anders gegangen, wie eine weitere Attacke auf Sony, die
       ebenfalls im April stattgefunden haben soll, zeigt: Wie die
       Nachrichtenagentur Bloomberg [1][meldet], setzte der anonyme Angreifer
       dabei das riesige Rechenzentrum des E-Commerce-Giganten Amazon ein, dessen
       Server man sich ab drei US-Cent pro Stunde anmieten kann. Möglicherweise
       ging es dabei um eine sogenannte Denial-of-Service-Attacke, bei der Sonys
       Rechner von fehlerhaften Anfragen überschwemmt wurden, so dass sie für
       legitime Anwender nicht mehr nutzbar waren. Details ermittelt das FBI
       gerade.
       
       Cloud-Computing, also das Anmieten kostengünstiger Rechenkapazität bei
       Anbietern im Netz, wird immer beliebter. Dabei lagern Firmen das aus, wofür
       sie früher viel eigene (und teure) Hardware benötigten: Von der
       Finanzabrechnung bis zum Berechnen von 3D-Modellen für die Fertigung.
       Gezahlt wird dabei bequem nach Nutzung, Anfangsinvestitionen sind nicht
       (oder nur im geringen Umfang) notwendig.
       
       ## Genügend Kapazitäten auf Abruf bereit
       
       Doch auch böse wie gute Hacker mögen die Idee. Geht es beispielsweise
       darum, Passwörter mittels "Brute Force" - also durch das Ausprobieren
       zahlloser Kombinationen - zu knacken, ließ sich das früher nur realisieren,
       wenn man über ausreichend viel Rechenleistung verfügte. Ein einzelner
       Rechner (oder auch ein halbes Dutzend) brauchten dafür dann viel zu lange.
       Bei Amazon und Co. stehen mittlerweile aber genügend Kapazitäten auf Abruf
       bereit. Tatsächlich benutzen sogar legitime Knackdienste, die Menschen
       helfen, denen ein Passwort entfallen war, mittlerweile die Cloud, weil es
       derart effizient ist.
       
       Natürlich sind Angriffe über Dienste wie die von Amazon grundsätzlich
       verboten. Es ist allerdings leicht, mit einer geklauten Kreditkarte
       entsprechende Kapazitäten anzumieten, wie Pete Malcolm vom
       Cloud-Computing-Beratungsunternehmen Abiquo gegenüber Bloomberg sagte.
       "Jeder kann sich einen Account besorgen und ihn dann anonym benutzen." Das
       sorge auch dafür, dass Angriffe weniger leicht zu verfolgen seien: "Wenn
       der Computer im hinteren Schlafzimmer steht, ist er viel leichter
       aufzufinden als bei Amazons Web-Diensten."
       
       Neu ist die Nutzung fremder Rechner für Angriffe allerdings nicht: Hacker
       fahren schon seit Jahrzehnten derart gestufte Attacken, um ihre Spuren
       nicht so leicht rückverfolgbar zu machen. Da wird dann ein System geknackt,
       um damit wiederum ein anderes zu hacken. Außerdem ist es keineswegs so,
       dass Amazon und Co. - auch Google bietet ähnliche Dienste an - ihre
       Services nicht einschränken würden. So sorgen die Firmen beispielsweise
       dafür, dass Cloud-Dienste nicht so leicht zum Spamversand genutzt werden
       können. (Dazu nutzen Online-Gauner lieber in ihre Gewalt gebrachte Heim-PCs
       in einem sogenannten Botnetz-Verband.)
       
       ## Amazon beschäftigt sich mit Auswirkungen des Sony-Hacks
       
       Trotzdem war es nie so bequem, kostengünstig an viel Rechenleistung zu
       kommen. Und die kann eben zu "guten" wie "bösen" Zwecken genutzt werden,
       das war schon immer so.
       
       Nun darf sich Amazon erst einmal mit den Auswirkungen des Sony-Hacks
       beschäftigen. Das FBI hat dem E-Commerce-Riesen, der das Cloud-Geschäft
       parallel als (mittlerweile dem Vernehmen nach höchst einträgliches) Zubrot
       betreibt, inzwischen einen Durchsuchungsbeschluss für die betroffenen
       Datenbereiche und Rechnersysteme zugestellt. Man folge jeder Spur, hieß es
       von der Bundespolizei. Parallel wird geprüft, ob über die Kreditkarte, mit
       der die Cloud-Services für den Sony-Angriff gekauft wurden, eine
       Rückverfolgung durchgeführt werden kann. Amazon selbst kommentiert den Fall
       momentan nicht.
       
       17 May 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.bloomberg.com/news/2011-05-15/sony-attack-shows-amazon-s-cloud-service-lures-hackers-at-pennies-an-hour.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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