# taz.de -- Kolumne Meer: Die Privatsphärokalypse ist nah!
       
       > Noch sind nur Gebäude unter Beschuss. Doch bald schon geht es auch gegen
       > Menschen. Die ersten Opfer: Prominente. Die einzigen, die überleben
       > werden: Clowns.
       
       Schöne neue Welt nach der Privatsphärokalypse: Anonymität im Öffentlichen
       Raum könnte bald Geschichte sein. Noch sind nur Gebäude unter Beschuss.
       Bald geht es aber auch gegen Menschen.
       
       Die ersten Opfer: Prominente. Am [1][19. Mai] 2011 kamen neue Waffen im
       Kampf gegen die Privatsphäre in die Welt. Das [2][US-Patent 20110116690],
       eingereicht von Google, beschreibt ein Verfahren, um Gesichter von
       Prominenten automatisch zu erfassen. Aussortiert werden sollen Bilder, auf
       denen keine Gesichter zu sehen sind – und Fotos von Nicht-Prominenten.
       
       Wann auch die unter Beschuss geraten – unklar. Googles ehemaliger Chef Eric
       Schmidt sagt: "Die Verbindung von Suchfunktionen und Gesichtserkennung ist
       kein Thema für uns." Es existierten ungelöste Fragestellungen im Bereich
       der Privatsphäre.
       
       ## Prominente und Nicht-Prominente
       
       Der Einmarsch in persönliche Gefilde auch von Privatleuten in Zeiten des
       Web 2.0, in denen die sprichwörtlichen 15 Minuten Ruhm für jeden greifbar
       geworden sind und die Grenzen zwischen Prominenten und nicht Prominenten
       verschwimmen, ist nur noch eine Frage der Zeit.
       
       Google lauert. Wartet, bis sich eine andere Firma aus der Deckung wagt, um
       dann mit ihr gemeinsam die Privatsphäre sturmreif zu schießen.
       
       Und da rotten sich die Armeen der Finsternis zusammen: Apple hat die Waffe
       iPhoto im Angebot. Und die Allianz Facebook-Microsoft unterläuft die
       Verteidigung der Privatsphären-Ritter und fährt [3][ein ganzes Arsenal]
       Trojanischer Pferde vor: automatisch hochgeladene Bilder werden mit einer
       Datenbank vermisster und missbrauchter Kinder abgeglichen.
       
       Zum [4][Gegenschlag] ausgeholt hat der Student Adam Harvey. Künstlerisch
       schlägt er vor, auf bewährte Methoden aus dem Zweiten Weltkrieg
       zurückzugreifen: Mit Dazzle-Tarnmustern, wie sie in beiden Weltkriegen von
       der US Navy verwendet wurden, sollen sich Nutzer im Internet schützen.
       Dunkle, gern asymmetrische Muster im Gesicht sollen die Anti-Privacy-Armeen
       verwirren und Gesichtern im Netz eine Tarnkappe überziehen. User ddd34
       kommentiert trocken: "Clowns werden die einzigen sein, die
       [5][Robopocalypse] überleben".
       
       24 May 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://de.wikipedia.org/wiki/19._Mai
 (DIR) [2] http://appft1.uspto.gov/netacgi/nph-Parser?Sect1=PTO1&Sect2=HITOFF&d=PG01&p=1&u=%2Fnetahtml%2FPTO%2Fsrchnum.html&r=1&f=G&l=50&s1=%2220110116690%22.PGNR.&OS=DN/20110116690&RS=DN/20110116690
 (DIR) [3] http://www.focus.de/digital/internet/facebook/kinderpornografie-microsoft-und-facebook-schmieden-allianz_aid_629575.html
 (DIR) [4] http://www.engadget.com/2011/03/15/student-thwarts-face-detection-software-with-cv-dazzle-makeup#disqus_thread
 (DIR) [5] http://business.blogs.cnn.com/2010/03/11/is-minority-report-becoming-reality/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Julia Seeliger
 (DIR) Julia Seeliger
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Minority Report
       
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