# taz.de -- Kommentar Verhaftung Ratko Mladic: Serbien blickt nach Europa
       
       > Die serbische Regierung wird für die Verhaftung Ratko Mladic die Aufnahme
       > in die EU erwarten. Für Staatspräsident Tadic könnte dies
       > wahlentscheidend sein.
       
 (IMG) Bild: Anhänger von Mladic in Lazarevo.
       
       Ratko Mladic war, nach Osama bin Laden, der meistgesuchte Kriegsverbrecher
       der Welt. Nun ist er in Haft. Das ist eine gute Nachricht.
       
       Die serbische Regierung wird dafür nun eine politische Belohnung erwarten.
       Mit der Aussicht auf eine rosige Zukunft seines Landes in der EU konnte
       Serbiens Staatspräsident Tadic bisher so einige Wahlen zu seinen Gunsten
       entscheiden. In den vergangen Monaten versprach er den Bürgern Serbiens den
       EU-Kandidaten-Status und sofortige Beitrittsverhandlungen bis zum
       Jahresende. Es war ein hochriskantes Pokerspiel. Denn ohne die Festnahme
       von Ratko Mladic und seine Auslieferung an das UN-Tribunal wäre Serbiens
       baldige EU-Kandidatur eigentlich nicht denkbar.
       
       Die Staatskasse ist leer, die Wirtschaft steht still, der Staat verschuldet
       sich immer mehr, eine Armee von über einer Million Arbeitslosen vegetiert
       von Tag zu Tag, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung und die soziale
       Misere werden immer größer, die Wut wegen des Verlusts des Kosovo ist nicht
       abgeflaut.
       
       Die Reform des Justizsystems, der Kampf gegen Korruption und das
       organisierte Verbrechen kommen nicht so richtig voran. Ein wichtiges
       Hindernis auf dem Weg in die EU hat Tadic nun aus dem Weg geräumt. Doch nur
       wenn er den Integrationsprozess seines Landes weiter vorantreibt, haben
       Tadic und andere proeuropäische Politiker eine Chance, in Belgrad an der
       Macht zu bleiben. Andernfalls könnten dort wieder diejenigen die Macht
       ergreifen, für die Ratko Mladic noch immer ein Volksheld ist.
       
       26 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andrej Ivanji
       
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