# taz.de -- Ehec-Epidemie hält an: "Werden weitere Menschen verlieren"
       
       > Der aggressive Darmkeim Ehec hat bisher zehn Menschen getötet – vor allem
       > Frauen. Experten rechnen mit weiteren Opfern. Heute kommen Bund und
       > Länder zum Krisentreffen zusammen.
       
 (IMG) Bild: Viel zu tun an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf: 4 Kinder und 14 Erwachsene sind dort auf der Intensivstation.
       
       BERLIN dpa | Der aggressive Ehec-Erreger fordert weitere Menschenleben.
       Allein bis zum Wochenende stieg die Zahl der Toten auf zehn – alle Opfer
       stammten aus Norddeutschland. Viele Patienten liegen in äußerst kritischem
       Zustand auf der Intensivstation. Nun wollen sich Bundesregierung, Länder
       und Behörden an diesem Montag bei einem Spitzentreffen in Berlin beraten.
       
       Vor allem im Norden ist die Situation dramatisch. "Wir werden weitere
       Menschen verlieren", sagte Prof. Jörg Debatin, Chef des Hamburger
       Universitätsklinikums Eppendorf. 4 Kinder und 14 Erwachsene sind auf der
       Intensivstation. 30 am hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) Erkrankte haben
       keine Nierenfunktion mehr. Wer einen schweren HUS-Verlauf überlebe, müsse
       auch mit bleibenden neurologischen Störungen und Nierenschäden rechnen.
       
       Bundesweit registrierten die Behörden mehr als 1.200 bestätigte und
       Ehec-Verdachtsfälle, davon allein in Hamburg bis Samstag mindestens 467.
       Die Behörden in Schleswig-Holstein und Niedersachsen gehen indes davon aus,
       dass die Zahl der Schwererkrankten noch weiter steigen wird. Den Angaben
       nach könnten zwischen einer Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit bis
       zu zehn Tage liegen.
       
       ## Weiter Warnung vor Gurken und Salat
       
       Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) bekräftigte die Warnung vor
       dem Verzehr von rohen Gurken, Tomaten und Salat. "Solange es den Experten
       in Deutschland und Spanien nicht gelungen ist, die Quelle des Erregers
       zweifelsfrei zu benennen, haben die allgemeinen Warnhinweise für Gemüse
       weiterhin Bestand", sagte Aigner der Bild am Sonntag. Bei Untersuchungen
       der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO) von
       Gemüse der Mitglieder wurden noch keine Ehec-Bakterien gefunden, so der
       Verband.
       
       Der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank-Ulrich Montgomery, sagte der
       Passauer Neuen Presse: "Jeder kann sich schützen, indem er sich streng an
       die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts hält." Gleichzeitig warnte er
       vor "Panikmache".
       
       Laut Verbraucherschutzministerium ist derzeit noch nicht bekannt, wo die
       Kontamination der Waren stattgefunden habe. Daher seien die
       Sicherheitsaussagen durch Tests auf der Erzeugerseite noch von begrenzter
       Aussagekraft.
       
       ## Neun der zehn Toten sind Frauen
       
       Von den zehn Toten in Deutschland sind neun Frauen. Bislang stammen alle
       Opfer aus Norddeutschland: vier aus Schleswig-Holstein, drei aus
       Niedersachsen, zwei aus Hamburg und eines aus Bremen. Laut
       EU-Seuchenkontrollbehörde ECDC in Stockholm handelt sich um einen der
       weltweit schwersten Ehec-Ausbrüche. Unmittelbare Gefahren für andere
       europäische Länder sieht die Behörde derzeit noch nicht.
       
       Wegen Überlastung verlegen Hamburger Kliniken Erkrankte nach Niedersachsen.
       Dort wurden mehr als 140 bestätigte Erkrankungen, rund 50
       Ehec-Verdachtsfälle und über 40 HUS-Fälle registriert.
       
       Mediziner setzen bei schweren HUS-Fällen auf den neuen Wirkstoff
       Eculizumab. Dieser Antikörper hatte im vergangenen Jahr bei drei
       Ehec-infizierten Kindern die HUS-Symptome drastisch gebessert, wie Ärzte
       und Wissenschaftler aus Heidelberg, Montreal und Paris im Fachblatt New
       England Journal of Medicine berichten. Ob sie wirkt, lässt sich den Angaben
       zufolge noch nicht beurteilen.
       
       30 May 2011
       
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