# taz.de -- Kommentar Wiederwahl Sepp Blatters: Der Organisator des Schweigens
       
       > Sepp Blatter darf weiter regieren und daran arbeiten, den Fußball zu
       > zerstören. Er ist aber nicht das einzige Problem des Fußballverbandes.
       
       Auftritt Franz Beckenbauer. Ja, auch der deutsche Kaiser hat gesprochen auf
       jenem skandalumtosten 61. Fifa-Kongress in Zürich. Er steht einer Task
       Force im Internationalen Fußballverband vor, die sich mit der Verbesserung
       des Fußballspiels beschäftigt. Am Mittwoch referierte er erste Ergebnisse,
       forderte mehr Unparteiische am Spielfeldrand, die Möglichkeit eine vierten
       Einwechslung, wenn ein Spiel in die Verlängerung geht.
       
       Die Fifa ist mittlerweile derartig kaputt, dass Beckenbauers Auftritt
       regelrecht verstört hat. Der Internationale Fußballverband tagt und da
       redet tatsächlich einer über Fußball. Dem Verband wird es doch nicht
       plötzlich um das Gute im Sport gehen? Kurz darauf war alles wieder normal
       in Zürich. Sepp Blatter wurde als Präsident mit überwältigender Mehrheit
       wiedergewählt und das war es endlich wieder: das Thema der Woche:
       Korruption.
       
       Das wird noch eine gute Zeit lang so bleiben. Dabei ist das Problem nicht
       nur der alte und neue Chef der Fifa, der nun in seine vierte Amtszeit geht.
       Er ist zwar der große Organisator des Schweigens im Weltfußballkartell,
       doch er kann sich auf die meisten der 208 Mitglieder verlassen. Die
       Machenschaften der ganz Korrupten unter den Fifa-Fürsten wollen die
       wenigsten Mitglieder des Weltverbandes aufklären.
       
       Ein Antrag Englands, die Wahl zu verschieben, bis die jüngsten
       Korruptionsfälle geklärt sind, wurde regelrecht abgeschmettert. Die
       Engländer wurden als Nestbeschmutzer an den Pranger gestellt, als seien sie
       es, die dem Fußball schaden wollten.
       
       Blatter darf weiter regieren und wird weiter schützend seine Hand über die
       von ihm so sehr geliebte Fußballfamilie halten. Wie ein Mafiaboss wacht er
       über die seinen und wird nur dann ein wenig sauer, wenn jemand allzu
       ungeschickt bestochen hat oder ihn, den Paten, angreift. Er wird weiter
       daran arbeiten, den Fußball zu zerstören. Die paar Reförmchen, die er
       angekündigt hat, werden ihn nicht davon abhalten.
       
       Zurück zum Kaiser. Der hat in Zürich mehr Unparteiische am Spielfeldrand
       gefordert, damit nicht mehr passieren kann, was bei der Qualifikation zur
       WM in Südafrika passiert ist. Da hatte sich Frankreich durch ein nicht
       geahndetes Handspiel von Thierry Henry gegen Irland durchgesetzt. Nicht
       wenige waren sich damals sicher, dass die Fifa dabei ihre Hände im Spiel
       hatte. Sie waren sich sicher, dass die gewinngeile Fifa dem großen
       Fußballmarkt Frankreich die WM-Teilnahme zuschanzen wollte. Auch wenn es
       nicht so war, der notorisch korrupten Fifa wird alles zugetraut – sogar die
       Manipulation der von ihr selbst veranstalteten Wettbewerbe.
       
       Das ist, was Sepp Blatter geschafft hat. Der Fußball geht an seinem eigenen
       Verband zugrunde. Besserung ist nicht in Sicht.
       
       1 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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