# taz.de -- Frankreichs Grüne zeigen Stärke: Nur Dany soll "geschmollt" haben
       
       > Parteichefin Duflot ist im Amt bestätigt worden. Die Grünen sind aus den
       > Kinderschuhen raus, doch potenzielle Kandidaten für die Präsidentschaft
       > könnten neue Probleme bringen.
       
 (IMG) Bild: Wurde in ihrem im Amt bestätigt: Parteichefin der französischen Grünen Cécile Duflot.
       
       PARIS taz | Mit fast 93 Prozent der abgegebenen Stimmen ist Cécile Duflot
       beim ersten Parteikongress von Europe-Ecologie-Les Verts (EELV) in La
       Rochelle als Parteichefin der französischen Grünen bestätigt worden. Darin
       will die Mehrheit der Delegierten nun den Beweis für eine Geschlossenheit
       und Stärke sehen, wie sie die Umweltbewegung in Frankreich selten erlebt
       hat.
       
       Dieser Kongress ist der vorläufige Höhepunkt im Erweiterungsprozess der
       grünen Partei Les Verts, der 2009 mit der Wahlliste Europe Écologie
       begonnen hatte. Mit der Konstituierung einer breiteren Partei EELV wollen
       die Grünen nach den Achtungserfolgen von Europe Écologie bei den Europa-,
       Regional- und Departementswahlen auf Dauer zu einer politischen Kraft
       werden, die Anspruch auf Regierungsverantwortung erhebt.
       
       Lange litten die Grünen unter der Kinderkrankheit interner Spaltungen.
       Streitereien wie zwischen "Fundis" und Realos" gab es auch in französischen
       Varianten. Mit der klaren Bestätigung Duflots sind die strategischen
       Divergenzen jedoch nicht vom Tisch.
       
       Mit der Erweiterung vergrößerte sich auch das Meinungsspektrum, dem mit
       wohlmeinendem Pluralismus Rechnung getragen werden muss. Dazu braucht es
       eine Organisationsform, die sich nach Ansicht Daniel Cohn-Bendits von einer
       traditionellen Partei unterscheiden sollte. Sein Antrag blieb in der
       Debatte vor dem Kongress aber minoritär. Dass Cohn-Bendit nicht nach La
       Rochelle reiste, legten ihm die Medien als "Schmollen" aus.
       
       ## Hulot oder Joly als Kandidaten
       
       Die noch frische Einheit von EELV war aber vor allem einer anderen
       Belastungsprobe ausgesetzt. Am 24. Juni sollen die Mitglieder und
       Sympathisanten die EELV-Kandidatin oder den Kandidaten für die
       Präsidentschaftswahlen nominieren. Neben zwei Außenseitern bewerben sich
       die frühere Untersuchungsrichterin Eva Joly und der Fernsehstar Nicolas
       Hulot. Beide sind zwar sehr populär, aber nicht langjährige Mitglieder der
       Grünen.
       
       Hulot zögerte zudem lange. Erst nach Fukushima hat er sich klar für einen
       Verzicht auf Atomkraft ausgesprochen. Auch jetzt fragen sich die Grünen, wo
       Hulot steht. Denn Journalisten gegenüber hat er vor dem Kongress von La
       Rochelle ausgeplaudert, er habe erst eher an eine Allianz mit Sarkozys
       Ex-Umweltminister Jean-Louis Borloo gedacht.
       
       Eva Joly und andere, die sich als Teil der linken Opposition sehen,
       witterten Verrat und ihren Vorteil. Denn der bürgerliche Radikale Borloo
       bereitet ebenfalls eine Kandidatur zum Präsidenten vor, bei der die
       Ökologie im Zentrum steht. Niemand in La Rochelle möchte sich aber von den
       Wählern vorwerfen lassen, in der Frage einer künftigen Koalition werde bei
       EELV mit gezinkten Karten gespielt. Mit einer unbedachten Bemerkung hat
       sich Hulot vielleicht um seine Favoritenrolle gebracht.
       
       5 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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