# taz.de -- Angeklagter gesteht im KiKa-Prozess: "Ich habe alles verspielt"
       
       > Er hat den KiKa um Millionen geprellt - angeblich wegen seiner Spielsucht
       > und rauer Arbeitsbedingungen. Der Herstellungsleiter des ARD-Kinderkanals
       > legte vor Gericht ein Geständnis ab.
       
 (IMG) Bild: Der ehemalige Herstellungsleiter des Kinderkanals Ki.Ka, Marco K., gesteht er habe über Jahre hinweg Millionen veruntreut.
       
       ERFURT/BERLIN dpa | Der im KiKa-Prozess angeklagte ehemalige Top-Manager
       hat den Millionenbetrug gestanden. Als Gründe gab er am Montag vor dem
       Landgericht Erfurt seine massive Spielsucht und die Arbeitssituation beim
       Kinderkanal an. "Ich bedaure zutiefst, dass ich das Vertrauen meiner
       Mitarbeiter und Vorgesetzten missbraucht und meinen Freunden und der
       Familie nicht von den Problemen erzählt habe", sagte der 43-Jährige zum
       Prozessauftakt.
       
       Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, er habe von 2005 bis 2010 Rechnungen
       von rund 4,6 Millionen Euro ohne Gegenleistung zur Zahlung an eine Berliner
       Produktionsfirma angewiesen. Das Geld soll er sich mit der Firma geteilt
       haben.
       
       Der ehemalige Herstellungsleiter verlas ein rund halbstündiges Geständnis.
       Darin gab er an, dass er sein gesamtes Vermögen an Automaten verspielt
       habe. Auch das durch Scheinrechnungen veruntreute Geld habe er im Casino
       wieder verloren. "Ich habe alles verspielt, was ich in die Hände bekam",
       sagte der 43-Jährige.
       
       An den Automaten habe er versucht, seine Frustrationen unter anderem über
       die Arbeitssituation beim Kinderkanal auszugleichen. Das Klima sei rau, der
       Umgang brutal gewesen. Zudem hätten praxisferne Vorschriften des
       federführenden MDR die Arbeit erschwert. Er sei in wichtige Entscheidungen
       nicht eingebunden worden und habe sich überfordert gefühlt, den Betrieb
       fast im Alleingang aufzubauen. Der KiKa ist ein Gemeinschaftsprojekt der
       öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF und wird aus Rundfunkgebühren
       finanziert.
       
       Von den Scheingeschäften habe außer ihm niemand gewusst, sagte der frühere
       zweite Mann in der Führungsriege des Erfurter Senders. Diejenigen, die
       seine Rechnungen gegengezeichnet hätten, hätten sie inhaltlich nicht prüfen
       können. Er selbst habe sich in das Gefühl gerettet, dem Kinderkanal keinen
       Schaden zuzufügen, weil der ehemalige Programmgeschäftsführer Frank
       Beckmann ihn einmal aufgefordert habe, das gesamte KiKa-Budget
       auszuschöpfen.
       
       Die Scheingeschäfte kamen erst ans Licht, als sich der Chef der inzwischen
       insolventen Berliner Produktionsfirma selbst anzeigte. Dem internen
       Revisionsbericht von ZDF und MDR zufolge steckte der 43-Jährige noch mit
       vier weiteren Firmen unter einer Decke. Die Staatsanwaltschaft ermittelt
       gegen elf Verdächtige - sieben Geschäftsführer und vier KiKa-Mitarbeiter.
       
       6 Jun 2011
       
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