# taz.de -- Öffentlicher Aufruf zu Sabotage: Inge Viett vor Gericht
> Früher war Inge Viett bei der RAF, heute soll sie Straftaten gebilligt
> haben, nämlich das Abfackeln von Bundeswehrfahrzeugen als
> Anti-Kriegs-Aktion. Das sei "legitim", soll Viett gesagt haben.
(IMG) Bild: Inge Viett bei der Rosa-Luxemburg-Konferenz. Hier soll sie die eventuell justiziablen Worte gesagt haben.
BERLIN dapd | Das ehemalige RAF-Mitglied Inge Viett muss sich wegen
Billigung von Straftaten vor Gericht verantworten. Die Berliner
Staatsanwaltschaft habe jetzt Anklage erhoben, sagte der Sprecher der
Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, und bestätigte einen Bericht
der Tageszeitung Die Welt.
Viett hatte am 8. Januar 2011 auf einer Podiumsdiskussion bei der Berliner
Rosa-Luxemburg-Konferenz unter anderem Brandanschläge auf Bundeswehrgeräte
gerechtfertigt. Wörtlich sagte sie dem Blatt zufolge: "Wenn Deutschland
Krieg führt und als Antikriegsaktion Bundeswehrausrüstung abgefackelt wird,
dann ist das eine legitime Aktion wie auch Sabotage im Betrieb an
Rüstungsgütern, illegale Streikaktionen, Betriebs- und Hausbesetzungen,
militante antifaschistische Aktionen, Gegenwehr bei Polizeiattacken."
Staatsanwalt Steltner sagte der Zeitung, die Anklageschrift sei der
Angeschuldigten Ende Mai zugestellt worden. Aufgelistet seien darin neun
Brandanschläge, die von Juni 2009 bis Mai 2010 auf Fahrzeuge der Bundeswehr
sowie auf Eigentum mit ihr verbundener Rüstungs- und Logistikfirmen verübt
wurden. Steltner fügte hinzu: "Frau Viett wird vorgeworfen, vor etwa 1.200
Zuhörern, darunter den versammelten Journalisten aus Funk und Presse, unter
anderem die genannten Taten gebilligt zu haben. Sie soll dadurch die
Bereitschaft von möglichen Gesinnungsfreunden geweckt haben, ähnliche Taten
zu begehen und damit das friedliche Zusammenleben der Bevölkerung in der
Bundesrepublik zu untergraben."
## Kommunismus-Debatte in der Urania
An der Podiumsdiskussion mit Viett und der Chefin der Deutschen
Kommunistischen Partei (DKP), Bettina Jürgensen, sollte ursprünglich auch
Linke-Chefin Gesine Lötzsch teilnehmen. Unter anderem als Reaktion auf die
Kritik an ihrem Artikel über Kommunismus für die Zeitung junge Welt sagte
die Berliner Bundestagsabgeordnete ihre Teilnahme an der Podiumsdiskussion
ab, nahm an der Konferenz aber teil.
Viett gehörte in den 1970er Jahren der Bewegung 2. Juni und später der
Rote-Armee-Fraktion an. Sie hatte 1981 in Paris auf einen Polizisten
geschossen. Der Beamte wurde schwer verletzt. Danach war Viett in der DDR
untergetaucht. Erst 1990 wurde sie festgenommen und zwei Jahre später wegen
versuchten Polizistenmordes zu 13 Jahren Haft verurteilt. 1997 kam Viett
vorzeitig frei.
6 Jun 2011
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