# taz.de -- Erster Gerichtstermin in New York: Strauss-Kahn nennt sich unschuldig
       
       > Die erste Sitzung vor Gericht gegen den Ex-IWF-Chef Dominique
       > Strauss-Kahn wegen Vergewaltigung dauerte nur fünf Minuten. Er
       > bezeichnete sich selbst als nicht schuldig.
       
 (IMG) Bild: Steht ab sofort vor einem Gericht in New York: Dominique Strauss-Kahn (li).
       
       NEW YORK dapd | Bei seinem ersten Gerichtstermin seit seiner Freilassung
       auf Kaution hat sich der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn sich zu
       den gegen ihn erhobenen Vergewaltigungsvorwürfen als nicht schuldig
       bezeichnet. Der zurückgetretene Chef des Internationalen Währungsfonds
       äußerte sich vor dem Gericht in Manhattan mit fester Stimme. Seine beiden
       Verteidiger begleiteten den Angeklagten und seine Frau, die Journalistin
       Anne Sinclair, war ebenfalls anwesend.
       
       Dem 62-Jährigen wird vorgeworfen, Mitte Mai ein Hotel-Zimmermädchen in New
       York sexuell angegriffen zu haben. Es war der erste Gerichtstermin seit
       seiner Freilassung aus der Untersuchungshaft gegen eine Kaution von sechs
       Millionen Dollar vor mehr als zwei Wochen.
       
       Während der fünf Minuten dauernden Anhörung am Montag ging es nur um
       Formalitäten. Vom Vorsitzenden Richter Michael Orbus wurde Strauss-Kahn
       darüber belehrt, dass er vor Gericht zu erscheinen habe und das Recht habe,
       an der Verhandlung teilzunehmen. Nach der Verkündung der Anklage erhielt
       Strauss-Kahn Gelegenheit, sich nicht schuldig zu bekennen. Die Anwälte
       diskutierten außerdem kurz die Übergabe von Beweisen. Für den 18. Juli
       wurde ein erneutes Erscheinen Strauss-Kahns vor Gericht angeordnet.
       
       ## Strauss-Kahns Anwalt gibt sich zuversichtlich
       
       Strauss-Kahn hatte die Beschuldigungen des 32-jährigen Zimmermädchens
       bereits zuvor zurückgewiesen. Nach der Anhörung sagte sein Anwalt Benjamin
       Brafman, bis zum Ende des Prozesses werde klar werden, dass es keine
       Anhaltspunkte für eine erzwungene Handlung gebe. Ähnlich hatte er sich
       bereits kurz nach der Festnahme Strauss-Kahns geäußert.
       
       Die Verteidigung hatte erklärt, sie habe Informationen, die die
       Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers "ernsthaft untergraben". Allerdings
       würden sie die erst vor Gericht präsentieren. "Wir werden diesen Fall im
       Gerichtssaal verteidigen", sagte Brafman nach dem Termin am Montag.
       
       ## "Das Opfer will, dass die Wahrheit herauskommt"
       
       Der Anwalt des Zimmermädchens, Kenneth Thompson, kündigte an, seine
       Mandantin werde vor Gericht aussagen. Er verurteilte Gerüchte, wonach sie
       den Angriff erfunden oder stark übertrieben habe. "Das Opfer will wissen,
       dass alle Macht, alles Geld und aller Einfluss von Dominique Strauss-Kahn
       nicht verhindern werden, dass die Wahrheit über das, was er ihr in dem
       Hotelzimmer angetan hat, herauskommt", sagte Thompson.
       
       Die 32-Jährige habe seit dem Vorfall nicht gearbeitet, weil sie
       traumatisiert sei, sagte Thompson. Er kündigte auch an, dass sie sich auf
       keine außergerichtliche Einigung einlassen werde. Sie stehe den Prozess für
       alle Frauen auf der Welt durch, die Opfer sexueller Gewalt geworden seien,
       aber aus Angst schwiegen, sagte der Anwalt.
       
       Seit seiner Freilassung auf Kaution stand Strauss-Kahn unter Hausarrest.
       Diesen verbrachte er rund um die Uhr bewacht und mit einer elektronischen
       Fußfessel versehen in einem luxuriösen Hochhausappartement im Manhattaner
       Stadtteil Tribeca.
       
       6 Jun 2011
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Vergewaltigungsvorwürfe gegen Ex-IWF-Chef: Wende im Fall Strauss-Kahn
       
       Auf einmal soll die Anklage wackeln: Im Fall Strauss-Kahn, der wegen
       Vergewaltigungsverdacht unter Hausarrest steht, zweifelt die
       US-Staatsanwaltschaft an der Glaubwürdigkeit der Zeugin.
       
 (DIR) Kandidaten für IWF-Chefposten: Nur noch ein Konkurrent für Lagarde
       
       Christine Lagarde oder Austín Carstens - einer von ihnen wird die Nachfolge
       von Dominque Strauss-Kahn beim Internationalen Währungsfonds antreten. Ein
       weitere Kandidat war schlicht zu alt.
       
 (DIR) Affäre um Strauss-Kahn: Szenen einer Ehe
       
       Anne Sinclair ist die Frau an der Seite Dominique Strauss-Kahns. Trotz all
       der schwerwiegenden Vorwürfe und seiner Seitensprünge hält sie zu ihm.
       Warum?
       
 (DIR) Inszenierung des Dramas "Strauss-Kahn": Prozess mit verteilten Rollen
       
       Warten auf das Schauspiel: Gerichts- und Gefängniskanäle im US-TV führen
       vor, wie das Drama um den Ex-IWF-Präsidenten Strauss-Kahn inszeniert wird.
       
 (DIR) Debatte Dominique Strauss-Kahn: Den Franzosen eine Lehre erteilen
       
       Skandal, Reflex, Beschwichtigung, Rückzug: Ist der Fall des
       Ex-IWF-Direktors Strauss-Kahn eine Frage unterschiedlicher Sitten?
       Frankreich diskutiert heftig darüber.
       
 (DIR) Ex-IWF-Chef Strauss-Kahn: Neue Luxus-Bleibe in Manhattan
       
       Vor einer Woche saß er noch hinter Gittern. Jetzt genießt Strauss-Kahn
       trotz Hausarrests wieder höchsten Komfort. Er bezog ein dreistöckiges
       Stadthaus in Manhattan.
       
 (DIR) Kommentar IWF-Spitze: Frauen an die Macht!
       
       Auch wenn es gerecht wäre, jemanden aus einem Schwellenland an die Macht zu
       lassen, sollte eine andere Forderung genauso erfüllt werden: Frauen auf die
       Chefsessel.
       
 (DIR) Strauss-Kahn-Nachfolge beim IWF: Christine Lagarde will den Chefposten
       
       Jetzt ist es offiziell: Frankreichs Wirtschaftsministerin Christine Lagarde
       kandidiert für den IWF-Chefposten. Doch es regt sich Widerstand – aus den
       Schwellenländern.