# taz.de -- Zehn-Punkte-Plan für Ausländerpolitik: Schünemann lässt FDP abblitzen
> Einen liberaleren Kurs gegenüber Flüchtlingen fordert Niedersachsens
> FDP-Fraktion. Bei CDU-Innenminister Schünemann sorgt das lediglich für
> Schmunzeln.
(IMG) Bild: Da lacht er nur: Den Zehn-Punkte-Plan der FDP nimmt Schünemann nicht ernst.
HANNOVER taz | Für Streit sorgt in der schwarz-gelben Landesregierung in
Niedersachsen der Kurs der FDP in der Flüchtlings- und Ausländerpolitik.
Einen Zehn-Punkte-Plan für eine liberale Ausländerpolitik hat die Fraktion
am Freitag als Ergebnis ihrer Klausur in Goslar vorgelegt.
Und der liest sich wahlweise als stamme er aus der Feder der Opposition
oder wie eine Grundsatzkritik an der Linie von CDU-Innenminister Uwe
Schünemann: "Asyl ist ein Recht - keine Gnade" , heißt es beispielsweise in
dem Papier. "Mit Sorge" beobachte man, wie Flüchtlinge, "die Schutz vor
Verfolgungen und schweren Menschenrechtsverletzungen suchen, sich mit
zunehmend größeren Problemen konfrontiert sehen."
Konkret fordert die FDP etwa die Abschaffung der Residenzpflicht. Das
Verbot für AsylbewerberInnen und Geduldete, den Landkreis zu verlassen, in
dem die für ihn oder sie zuständige Ausländerbehörde liegt, werde häufig
als "Schikane der Ausländerbehörden" empfunden und sei ein "maßgebliches
Hindernis" bei der Jobsuche.
Statt in Sammellagern sollen AsylbewerberInnen nach dem Willen der FDP
dezentral untergebracht werden. Gerade wenn sich Asylverfahren über Jahre
hinziehen, "ist es kaum zu rechtfertigen, die Betroffenen bewusst und
unnötig in der gesellschaftlichen Isolation zu halten", schreiben die
Liberalen.
Um Grundrechtsverletzungen zu vermeiden, will die FDP, dass
zivilgesellschaftliche Organisationen wie Kirchen oder der Flüchtlingsrat
Abschiebungen - ähnlich wie an den Flughäfen Frankfurt und Düsseldorf -
auch in Hannover beobachten und kontrollieren.
Zudem sollen die Ausländerbehörden beim Erteilen von Aufenthaltstiteln ihre
Ermessensspielräume "so weit vertretbar zugunsten des Ausländers" nutzen.
Möglich sei das durch einen entsprechenden Erlass des Innenministeriums.
Dort aber gibt man sich unbeirrbar: "Schmunzelnd" habe Minister Schünemann
das FDP-Papier zur Kenntnis genommen, lässt sich sein Sprecher zitieren.
Einen großen Stapel habe Schünemann auf seinem Schreibtisch - dort habe er
das Papier "ganz unten einsortiert". Der innenpolitische Sprecher der
CDU-Fraktion, Fritz Günzler, tut das Papier als "nicht abgestimmte
Ideensammlung" ab.
Unabgestimmte Vorschläge, sagt hingegen der FDP-Innenpolitiker
Jan-Christoph Oetjen, "gehören zum politischen Geschäft". Inhaltliche
Unterschiede bei der Ausländerpolitik habe man nie kaschiert. Als
"Angriffspapier" will er den Zehn-Punkte-Plan dennoch nicht verstanden
wissen, auch nicht als Reaktion auf Schünemanns Kurs.
Eben der steht in der Dauerkritik von Opposition und Initiativen. Jüngst
weil er seinen Ausländerbehörden mehr Härte bei Abschiebungen von Roma ins
Kosovo angeordnet hatte. Nach dem Suizid des nepalesischen Asylbewerbers
Shambu Lama im März wird Schünemann Desinteresse an der Aufklärung der
Umstände vorgeworfen.
Die Ausländerbehörde Gifhorn wollte Lama, der im Flüchtlingslager Meinersen
untergebracht war, nach 15 Jahren in Deutschland abschieben, obwohl er ein
deutsches Kleinkind hatte. Kurz vor dem Abschiebetermin beging Lama
Selbstmord.
Zu alldem steht das FDP-Papier aber laut Oetjen "in keinem Zusammenhang".
Hintergrund seien die Umbrüche in der arabischen Welt und die Diskussion um
die Aufnahme von Flüchtlingen aus Nordafrika. Einige der liberalen
Vorschläge, wie etwa die Abschaffung der Residenzpflicht, glaubt er, werde
der Koalitionspartner sicher positiv aufnehmen.
Der CDU-Innenpolitiker Günzler klingt anders: "Angemessen" werde man den
Liberalen ihre Auffassung verdeutlichen, kündigt er an. Und die stehe im
Gegensatz zu dem Positionspapier.
10 Jun 2011
## AUTOREN
(DIR) Teresa Havlicek
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