# taz.de -- Demo gegen das AKW Brokdorf: Nostalgie am Atomkraftwerk
       
       > Rund 400 Menschen demonstrieren in der Wilster Marsch gegen das AKW
       > Brokdorf - trotz Absage der Blockaden wegen der verschobenen
       > Revisionsarbeiten.
       
 (IMG) Bild: Halbe Umrundung in Brokdorf: Für eine geschlossene Menschenkette reichen 400 Demonstranten nicht.
       
       BROKDORF taz | Die Wilster Marsch bei Brokdorf wirkt am Pfingstsonntag
       idyllisch: Die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite, Spaziergänger gehen
       den Deich entlang, Fahrradfahrer radeln unten auf der Deichstraße. Der mit
       blühenden Wasserpflanzen bedeckte Wassergraben um das AKW Brokdorf bettet
       sich beinahe harmonisch in diese Idylle ein.
       
       Nur die patrouillierenden Polizei-Einsatzwagen aus Nordrhein-Westfalen vor
       der grauen Betonkuppel deuten darauf hin, dass an diesem Wochenende
       eigentlich ein anderes Szenario erwartet worden ist. Denn die Kampagnen
       "Block Brokdorf" und "X-Tausend-mal quer" hatten zu Blockaden aufgerufen,
       um die Revisionsarbeiten an dem Atommeiler zu behindern und die Abschaltung
       der "Zeitbombe" durchzusetzen. Doch Betreiber Eon hatte die Arbeiten
       kurzfristig abgesagt. Offizielle Begründung: Über Pfingsten könnte bei
       einer Abschaltung das Stromnetz zusammenbrechen. Die Camps sind nach der
       Verschiebung der Revision ebenfalls auf den kommenden Samstag verschoben
       worden.
       
       Zeitgleich findet auf der Bundesstraße 431 bei der Abzweigung nach
       Hollerwettern trotz Pfingstsonntag eine Kundgebung statt. Aufgerufen hat
       das Anti-Atom-Bündnis Unterelbe, das die beiden Camps verbinden wollte.
       "Wie viele Leute braucht es, um eine Revision zu verschieben", steht auf
       dem Transparent, das einige Atomkraftgegner vom Block Brokdorf Camp tragen,
       als sie von St. Margarethen zur Kundgebung marschieren. Für sie ist klar:
       Nur die Ankündigung der Blockaden hat Eon veranlasst, die Revision zu
       verschieben. Denn Szenen von prügelnder Polizisten, die den 1.000
       Revisions-Arbeitern den Weg bahnen, hätten sich in den Pfingstnachrichten
       nicht gut gemacht.
       
       Die 400 Demonstranten kommen aus sämtlichen Alterschichten. So verfolgt
       Schülerin Anna (18) aus Wilster auf dem Asphalt sitzend durch ihre
       Spiegelglas-Sonnenbrille gebannt die Ausführungen der Brokdorf-Veteranen
       Walter Sauermilch und Karsten Hinrichsen. Sauermilch erinnert an die
       Demonstration vom 13. November 1976 mit 45.000 Teilnehmern, als aus
       Polizeihubschraubern Tränengasgranaten in die Menge geworfen wurde und der
       Zukunftsforscher Robert Jungh den Begriff des "Atomstaates" prägte. "1976
       ist viel Blut geflossen", erinnert er. Der Meteorologe Hinrichsen warnt,
       dass bei einem GAU in Brokdorf "die radioaktive Wolke in drei Stunden
       Hamburg erreicht". Man solle sich nicht wieder, wie beim vorläufigen
       Baustopp 1976, "einlullen" lassen. Hinrichsen: "Ein Ausstiegsbeschluss kann
       nach jeder Wahl gekippt werden."
       
       Im Anschluss macht sich die Demo auf den Weg zum Atommeiler. Am
       Tschernobyl-Gedenkstein am AKW-Wassergraben unterhalb des Elbdeichs
       schwirrt die Menge aus und bildet symbolisch eine Menschenkette zur
       Halb-Umrundung - für eine gänzliche Umzingelung sind 400 Leute zu wenig.
       
       13 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai von Appen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
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