# taz.de -- Vorwahlkampf bei den Republikanern: Favorit händeringend gesucht
       
       > Bislang sieben RepublikanerInnen wollen im kommenden Jahr Präsident
       > Barack Obama herausfordern. Weitere werden folgen. Richtig gut sind
       > bislang alle nicht.
       
 (IMG) Bild: Michele Bachmann, hier mit dem Republikaner Newt Gingrich, fällt durch ihre Sprüche auf und weil sie bisher die einzige Frau auf der Kandidatenliste ist.
       
       WASHINGTON taz | Dieser Vorwahlkampf plätschert. Eineinhalb Jahre vor der
       Wahl des nächsten US-Präsidenten zeichnet sich sonst ein Favorit aufseiten
       der Opposition ab. Ein Herausforderer, der aus der Menge der KandidatInnen
       herausragt und leidenschaftliche Unterstützung bekommt. Doch am
       Montagabend, als sechs republikanische Männer und eine republikanische Frau
       ihre zweite Debatte veranstalten, kommt nur einen Moment lang Spannung auf:
       als Michele Bachmann sagt, dass sie an diesem Tag ihre Kandidatur
       angemeldet hat.
       
       Es ist keine wirkliche Überraschung - die Abgeordnete aus Minnesota
       kokettiert seit Monaten damit. Aber der Theatercoup, es vor laufenden
       Fernsehkameras, live, zu sagen, verschafft ihr Applaus.
       
       Die zum extrem rechten Flügel der Partei gehörende Bachmann stiehlt den
       Mitbewerbern die Schau. Nicht nur, weil sie die einzige Frau in der
       Männerrunde ist. Sondern auch, weil sie das Forum, bei dem die anderen
       konzentriert und gewissenhaft wie Schüler auf die Fragen des CNN-Reporters
       antworten, benutzt, als wäre es eine Kundgebung.
       
       #Ein Slogan der Tea Party nach dem anderen sagt sie in die Kameras. Sie ist
       gegen Abtreibung. Und zwar in allen Fällen - auch bei einer Vergewaltigung
       oder wenn das Leben der schwangeren Frau in Gefahr ist. Sie sagt: "Ich bin
       100 Prozent Pro-Life." Sie will die Gesundheitsreform von Barack Obama
       abschaffen: "Als Präsidentin tue ich das als Erstes."
       
       Sie will die - erst im vergangenen Dezember entschiedene - Gleichstellung
       von homosexuellen SoldatInnen in der US-Armee rückgängig machen. Und sie
       will alle möglichen Bundesbehörden abschaffen. Inklusive der
       Umweltschutzagentur.
       
       ## Keine guten Aussichten
       
       Den größten Erfolg am Applaudimeter hat sie, als sie ankündigt: "Obama ist
       der Präsident einer Amtszeit. Wir werden gewinnen." Bachmann wird in den
       kommenden Monaten oft im Rampenlicht stehen. Auch wenn ihre Chancen,
       letztlich die offizielle Kandidatin der Republikaner zu werden, gering
       sind. Dazu fehlt ihr die nötige Basis in der Partei.
       
       Und dazu hat sie sich selbst zu oft bei Abstimmungen im Kongress
       widersprochen. Und dazu schneidet sie auch bei den
       Eine-gegen-einen-Umfragen im Verhältnis zu Obama viel zu schlecht ab.
       
       Doch jenseits des Tons sind die sechs Herren, die an diesem Abend ebenfalls
       auf dem Podium stehen und bislang ihre Kandidatur erklärt haben, nicht weit
       von Bachmann entfernt. Weitere - darunter der bisherige Botschafter in
       China Jon Huntsman und der texanische Governor Rick Perry - stehen noch
       kurz vor den Startblöcken.
       
       Die Wirtschaft, die Lage auf dem Arbeitsmarkt, die anhaltende Krise im
       Immobiliensektor und die Haushaltsverschuldung, die immer mehr Gemeinden,
       Bundesstaaten und die Bundesregierung behindert und lahmzulegen droht - das
       werden die zentralen Themen der republikanischen Kampagne sein. Doch bisher
       geht es dabei nicht ins Detail. Das Motto ist: Obama hat rundum versagt.
       
       ## Der Anti-Gesundheitsreform-Kandidat
       
       Ob Obama in seiner Wirtschaftspolitik einmal irgendetwas richtig gemacht
       habe, fragt der CNN-Mann. "Oh boy", antwortet der alternde libertäre
       Republikaner Ron Paul aus Texas, für den dies vermutlich der letzte
       Präsidentschafts-Vorwahlkampf sein wird, "das ist eine sehr harte Frage.
       Nein. Nein. Mir fällt da gar nichts zu ein."
       
       Als kompetent in Wirtschaftsfragen - auch das ist ein Handicap der
       HerausforderInnen - gilt vor allem Mitt Romney. Der frühere Gouverneur von
       Massachusetts war auf die Sanierung von gefährdeten Unternehmen
       spezialisiert. Auch sein Credo ist: Der freie Markt kann alles besser als
       die Regierung. Als Romney in New Hampshire auf die Rettungsaktion von 2009
       zugunsten der Autoindustrie eindrischt, bekommt er viel Applaus.
       
       In diesen Tagen führt Romney die Umfragen als potenziell effizientester
       Herausforderer von Obama an. Doch zugleich hat er an der radikal rechten
       Basis ein Glaubwürdigkeitsproblem. Auch er zieht jetzt als Pro-Life- und
       Anti-Gesundheitsreform-Kandidat in den Vorwahlkampf. Doch als Gouverneur in
       Massachusetts hat er dereinst eine Gesundheitsreform gemacht, die der von
       Obama auf nationaler Ebene in vielen Punkten zum Verwechseln ähnlich sieht.
       
       14 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
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