# taz.de -- Krise in Griechenland: Papandreou bietet Rücktritt an
       
       > Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou schlug die Bildung
       > einer gemeinsamen Regierung der "Nationalen Einheit" vor. Dafür soll er
       > bereit sein, auf sein Amt zu verzichten.
       
 (IMG) Bild: Bietet seinen Platz an: der griechische Regierungschef Giorgios Papandreou.
       
       ATHEN rtr | Unter dem Druck der Massenproteste gegen seinen Sparkurs hat
       der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou Regierungskreisen
       zufolge seinen Rücktritt angeboten. Der Sozialist strebe die Bildung einer
       Einheitsregierung gemeinsam mit der konservativen Opposition an, sagte ein
       hochrangiger Regierungsvertreter Reuters am Mittwoch.
       
       Als Bedingung habe er gestellt, dass auch das neue Kabinett das mit der EU
       und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vereinbarte Sparprogramm
       unterstützt und keinen Versuch unternimmt, die Absprachen zu kippen. Aus
       Kreisen der konservativen Partei Neue Demokratie verlautete, die Partei
       würde sich nur an einer Einheitsregierung beteiligen, wenn die Bedingungen
       für die internationalen Hilfen neu verhandelt würden.
       
       Zuvor hatte Oppositionsführer Antonis Samaras laut Vertretern seiner Partei
       Papandreou aufgefordert, einem Nachfolger Platz machen, der allgemein
       akzeptiert sei. Die Parlamentsmehrheit Papandreous ist wegen interner
       Widerstände gegen den drakonischen Sparkurs auf wenige Stimmen
       zusammengeschmolzen. Das Parlament soll Ende des Monats über die neue
       Sparrunde abstimmen. Papandreou will zusätzliche Steuererhöhungen und
       Ausgabenkürzungen durchsetzen, um den Haushalt um weitere 6,5 Milliarden
       Euro zu entlasten.
       
       Vor dem Parlament in Athen demonstrierten Zehntausende Menschen gegen die
       Sparpolitik der Regierung. "Diebe, Verräter. Wo ist unser Geld geblieben?"
       skandierten die Demonstranten in der Innenstadt, wo es zu Rangeleien und
       Steinwürfen kam. Angreifer schleuderten Brandsätze auf das
       Finanzministerium. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Menge ein, um
       Abgeordneten in ihren Dienstlimousinen freies Geleit zum Parlament zu
       ermöglichen.
       
       Papandreous Wagen wurde von einem Orangen-Hagel getroffen. Eine erste
       Bilanz der Polizei: Neun Verletzte und 40 Festnahmen. Ein von den
       Gewerkschaften organisierter Generalstreik legte das Land weitgehend lahm:
       Auch die Häfen des Mittelmeerlandes blieben geschlossen.
       
       Über Griechenland schwebt weiter das Damoklesschwert einer Staatspleite, da
       Europa über die Bedingungen für ein dringend nötiges weiteres Hilfspaket in
       Milliardenhöhe streitet. Dabei geht es vor allem um die Beteiligung der
       privaten Gläubiger, wie Banken und Versicherungen. Deutschlands Vorschlag
       dazu geht der Europäischen Zentralbank, der EU-Kommission und manchen
       Euro-Ländern zu weit. Ihnen kommt es darauf an, dass die Gläubiger nicht
       zum Festhalten an ihren Anlagen gezwungen werden dürfen.
       
       Die Eurogruppe soll sich am Sonntagabend in Luxemburg erneut treffen, um
       einer Lösung näherzukommen. Entscheidend für einen Fortschritt in der
       Diskussion dürfte das Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und
       Präsident Nicolas Sarkozy am Freitag in Berlin sein. Frankreich machte
       erneut seine große Skepsis gegenüber einer Beteiligung privater Gläubiger
       an Griechenland-Hilfen deutlich.
       
       15 Jun 2011
       
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