# taz.de -- Christine Lagarde zur IWF-Chefin gewählt: Die Favoritin setzt sich durch
       
       > Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde wird Direktorin des
       > Internationalen Währungsfonds. Die neue Chefin will den IWF
       > reaktionsschneller und effizienter machen.
       
 (IMG) Bild: Christine Lagarde: Die erste Chefin des Internationalen Währungsfonds.
       
       WASHINGTON dapd/afp | Erstmals steht künftig eine Frau an der Spitze des
       Internationalen Währungsfonds (IWF): Die französische Finanzministerin
       Christine Lagarde wurde am Dienstag zur neuen geschäftsführenden Direktorin
       des IWF gewählt. Die 55-Jährige tritt damit die Nachfolge von Dominique
       Strauss-Kahn an, der im vergangenen Monat nach Vergewaltigungsvorwürfen
       zurückgetreten war.
       
       "Ich fühle mich geehrt durch das in mich gesetzte Vertrauen", teilte
       Lagarde nach der Abstimmung in einer Stellungnahme mit. "Ich möchte den
       Mitgliedern des Fonds auf das Herzlichste für die breite Unterstützung
       danken, die mir zuteilwurde."
       
       Der mexikanische Zentralbankgouverneur Agustín Carstens gratulierte seiner
       Konkurrentin Lagarde. Er begrüße ihre Wahl und werde die Französin
       unterstützen, teilte Carstens in einer Stellungnahme mit.
       
       Er hoffe, Lagarde werde an der Spitze des IWF einen "Prozess zur Stärkung
       der Institution" anstoßen, hieß es in dem Schreiben weiter. Carstens war
       bei der Wahl zum geschäftsführenden IWF-Direktor der einzige Konkurrent der
       französischen Finanzministerin.
       
       Vor der Abstimmung des 24-köpfigen IWF-Exekutivkomitees in Washington
       hatten sich am Dienstag auch die USA für Lagarde an der Spitze des IWF
       ausgesprochen. Die Französin verfüge über "außergewöhnliches Talent und
       große Erfahrung", die für den IWF in der derzeitigen Situation von
       unschätzbarem Wert sei, sagte US-Finanzminister Timothy Geithner.
       
       ## "Expertise, Erfahrung und Talent"
       
       Bei ihrer Kandidatur erhielt Lagarde außerdem Unterstützung aus Europa,
       China, Russland und Brasilien. Carstens Kandidatur hingegen war selbst von
       vielen Entwicklungsländern nicht unterstützt worden. Die 55-Jährige galt
       daher als Favoritin für den Chefposten, der seit der Gründung des IWF stets
       von einem Europäer gehalten wurde.
       
       EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso begrüßte die Wahl Lagardes. Der
       Exekutivrat des IWF habe eine "exzellente Wahl" getroffen, sagte Barroso.
       Ausdrücklich lobte er Lagardes "Expertise, Erfahrung und Talent".
       
       Bei ihrer Vorstellung hatte Christine Lagarde erklärt, der IWF müsse
       "reaktionsschneller, effizienter und legitimer werden". Außerdem will
       Lagarde auch den Schwellenländern entgegenkommen, die auf mehr Einfluss in
       dem Fonds pochen, und die von Strauss-Kahn eingeleitete Reform zu Ende
       führen.
       
       Strauss-Kahn war im Mai wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe gegen ein
       New Yorker Zimmermädchen festgenommen worden und hatte schließlich sein Amt
       niedergelegt. Seitdem führte sein Stellvertreter John Lipsky die Geschäfte
       des Währungsfonds.
       
       Auf Lagarde warten nun schwierige Aufgaben: In Europa sieht sie sich der
       schweren Schuldenkrise in Griechenland gegenüber, weltweit muss sie sich
       mit den immer selbstbewusster auftretenden Schwellenländern
       auseinandersetzen und im eigenen Haus wird von ihr erwartet, den IWF nach
       dem skandalösen Abgang ihres Vorgänger wieder in ruhigeres Fahrwasser zu
       steuern.
       
       29 Jun 2011
       
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