# taz.de -- Angst vor Stadtschloss light: Erst Kohle, dann Kuppel
       
       > Für das Humboldt-Forum gibt es mehr Geld. Für Kuppel und Innenhöfe aber
       > müssen private Spender aufkommen. Vor allem die SPD fürchtet nun das
       > Schlimmste.
       
 (IMG) Bild: Wer die barocke Fassáde und Kuppel will, muss in die eigene Tasche greifen
       
       Bei den Schlossfans in der Politik wächst die Sorge vor einem Stadtschloss
       light. "Wenn man ein anständiges Schloss bauen will und nicht Walt Disney,
       dann gehört die Kuppel zu den elementaren Stilelementen", sagte am
       Donnerstag Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD). "Es jetzt der
       Zivilgesellschaft zu überlassen, diesen Teil aus Spenden zusammenzutragen,
       ist eine Mogelpackung."
       
       Grund für Schmitz' Kritik ist das Kleingedruckte beim Beschluss zur
       Finanzierung des Humboldt-Forums. Mit den Stimmen von CDU, FDP und Grünen
       hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags am Mittwochabend die
       Kostenobergrenze für die Rekonstruktion des Schlosses von 552 Millionen
       Euro auf 590 Millionen Euro angehoben. Grund war die allgemeine
       Preissteigerung im Baugewerbe.
       
       Allerdings sollen die historische Rekonstruktion der Kuppel und der
       Wiederaufbau dreier Innenportale - so wollten es die Grünen - nur mit
       Spendengeldern realisiert werden. 25,2 Millionen Euro müssen die
       Schlossfans nun aus eigener Tahsche aufbringen. Dazu kommen noch einmal 3,2
       Millionen Euro für den Bau eines Dachcafés. Baubeginn soll 2013 sein.
       
       Mit diesem Passus sind Kuppel und Innenportale nun den gleichen
       Unwägbarkeiten ausgesetzt wie die 80 Millionen Euro teure Rekonstruktion
       der barocken Fassade. Auch die soll bekanntlich aus Spendengeldern
       finanziert werden. Etwa 15 Million Euro hat der Förderverein Berliner
       Stadtschloss inzwischen gesammelt. Steht das Stadtschloss am Ende also da
       wie eine Weinbergschnecke ohne Schneckenhaus?
       
       Für den Geschäftsführer der Stiftung Berliner Schloss, Manfred Rettig, gibt
       es keinen Grund zur Aufregung. Die Bürger wüssten jetzt, dass das Schloss
       gebaut werde, sagte Rettig am Donnerstag dem rbb-Inforadio.
       
       Andere sind sich da nicht so sicher. Deshalb fordert
       Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) eine Art
       Ermächtigungsklausel für Fassade und Kuppel. "Ich kann mir nicht
       vorstellen, dass die Bundesrepublik die vollständige Realisierung des
       größten Kulturprojekts an ein paar Millionen scheitern lässt", sagte
       Thierse. "Damit würde sich dieser Staat auf peinliche Weise lächerlich
       machen." Thierses Forderung: "So viel Spenden wie möglich, aber notfalls
       muss der Staat einspringen."
       
       Unterdessen übte die Linke grundsätzliche Kritik: "Noch vor einem Jahr
       stoppte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer den Bau mit dem Argument, ein
       teures Schloss in schwierigen Zeiten sei ein schlechtes Signal. Heute
       werden einfach 38 weitere Millionen Euro bewilligt", sagte die
       kulturpolitische Sprecherin Luc Jochimsen.
       
       Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hingegen sagte, der
       Haushaltsausschuss habe mit der Erhöhung des Kostenrahmens dokumentiert,
       dass der Bundestag eindeutig hinter diesem Jahrhundertprojekt stehe.
       
       7 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Steinmetze für das Berliner Schloss: Die Locken des Preußenlöwen
       
       Das Stadtschloss soll ab 2014 in Berlin-Mitte gebaut werden. Damit das
       historische Dekor stimmt, wird in der Schlossbauhütte in Spandau bereits
       jetzt gemeißelt.