# taz.de -- Anschlag auf Wohnhaus: Brandsätze auf Sinti
> Ein Haus in Leverkusen, das von Sinti bewohnt wird, brennt komplett aus.
> Verletzt wird niemand. Ein rechtsextremer Hintergrund wird nicht
> ausgeschlossen.
(IMG) Bild: Bei dem Brandanschlag in Leverkusen blieb von der Wohnung nicht mehr viel übrig.
KÖLN taz | Aus einem blauen Golf sollen zwei glatzköpfige Männer in dunkler
Kleidung gestiegen sein. Sie warfen Molotowcocktails in die Fenster des
Mehrfamilienhauses, in dem Angehörige der Sinti lebten. So beschreiben
Zeugen, was in der Nacht zu Montag in Leverkusen geschehen ist. Die Täter
flüchteten, gefahndet wird nach einem Wagen mit Neusser Kennzeichen, ebenso
wie nach einem Transporter mit Frankfurter Nummernschild, der ebenfalls in
der Nacht gesehen worden sein soll.
Die Bewohner konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, die Wohnung
brannte jedoch komplett aus. Erst gegen zwei Uhr in der Früh hatte die
Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Die Polizei ermittelt in alle
Richtungen - einen fremdenfeindlichen Hintergrund schließt sie nicht aus.
"Wir haben noch in der Nacht eine 21-köpfige Mordkommission gebildet, um
dem Verdacht schnellstmöglich nachgehen zu können", erklärt ein
Polizeisprecher. Wenige Tage nach dem Anschlag in Oslo wirft der Vorfall
damit auch die Frage nach rechtsextremer Gewalt in Deutschland neu auf. Ob
es sich in Leverkusen womöglich gar um Trittbrettfahrer handelt, konnte der
Polizeisprecher nicht sagen. "Das wäre reine Spekulation. Dafür sind die
Angaben zu unkonkret."
Leverkusens Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn zeigte sich bestürzt über
die Tat. Gegenüber der Rheinischen Post bezeichnete er den Anschlag als
eine "fürchterliche Verirrung einer Gruppe oder eines einzelnen Menschen".
"So was wollen wir in Leverkusen nicht erleben."
## Feindseligkeiten gegen Sinti und Roma nehmen zu
Bei der Kommunalwahl vor zwei Jahren war die rechtspopulistische
Bürgerbewegung "Pro Leverkusen" auf 4 Prozent der Stimmen gekommen. Der
katholische Pfarrer Heinz-Peter Teller, der damals ein "Bündnis gegen
Rechts" gegen den Wahlantritt von "Pro Leverkusen" mit initiiert hatte,
warnt allerdings davor, vorschnell von einem fremdenfeindlichen Anschlag
auszugehen. Man müsse die Ermittlungen abwarten. "Hinterher stellt sich
heraus, dass es ein Familienzwist war. Für Rechtsextreme ist das natürlich
schön, wenn sie sich als die zu Unrecht Verdächtigten generieren können."
Nach Angaben der Polizei hat es an dem Haus bisher noch keine
fremdenfeindlichen Vorfälle gegeben.
"Die Taten müssen umfassend aufgeklärt und Täter sowie eventuelle
Hintermänner müssen schnellstens gefunden werden", fordert Romani Rose vom
Zentralrat der Sinti und Roma. Für ihn kommt der Anschlag nicht
überraschend. Der Verband berichtet von zunehmenden Feindseligkeiten gegen
Sinti und Roma. Immer wieder gehen Drohbriefe ein. Das Gästebuch auf der
Homepage hat der Zentralrat gesperrt, weil Rechtsextreme es als Forum
missbrauchten. "Vor allem im Internet nimmt die Hetze gegen Sinti und Roma
zu, sowohl in der Quantität als auch in der Qualität", sagt Rose. "Das geht
bis hin zu Mordaufrufen."
Die zunehmenden Anfeindungen sieht er dabei als ein gesamteuropäisches
Phänomen. In Ungarn verübten Rechtsextreme Mordanschläge gegen Sinti und
Roma, in Frankreich versuchte Präsident Sarkozy im vergangenen Jahr mit der
Ausweisung von Roma bei rechten Wählern zu punkten. "Sinti und Roma hatten
ebenso wie andere Minderheiten immer wieder die Funktion eines Sündenbocks.
Solche Ereignisse wie in Leverkusen sind die Folge." Romani Rose fordert
die Politik zu mehr Anstrengungen auf.
25 Jul 2011
## AUTOREN
(DIR) Bernd Kramer
## TAGS
(DIR) Ungarn
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