# taz.de -- Hungersnot in Ostafrika: UN sucht eine Milliarde Dollar
       
       > Der UN-Krisengipfel fordert "massive und dringende Hilfe" für die
       > Hungernden am Horn von Afrika. Auch Kulturschaffende wie Bob Geldof
       > riefen dazu auf, schnell zu helfen.
       
 (IMG) Bild: Unterernährtes Kind in Mogadischu, Somalia.
       
       ROM/BERLIN afp/taz | Die Vereinten Nationen haben zu "massiven" Hilfen für
       die Hungernden am Horn von Afrika aufgerufen. Der Chef der UN-Organisation
       für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), der Senegalese Jacques Diouf, sagte
       am Montag bei einem Krisentreffen in Rom, die "katastrophale" Dürre
       verlange "massive und dringende internationale Hilfe". Das Treffen war von
       Frankreich als derzeitiger Vorsitzender der G-20-Runde einberufen worden.
       
       Die Chefin des UN-Welternährungsprogramms (WFP), Josette Sheeran, nannte
       die Not der Kinder in Somalia "das Schlimmste, was ich je gesehen habe". In
       den Flüchtlingslagern in Kenia habe sie Frauen getroffen, deren Kinder in
       ihren Armen gestorben seien. Andere hätten ihre Babys auf der Flucht
       zurückgelassen. Ab Dienstag will das WFP eine Luftbrücke in Somalias
       Hauptstadt Mogadischu, im Osten Äthiopiens und im Norden Kenias einrichten.
       
       Nach Angaben von UN-Vertretern in Rom spendete die Weltgemeinschaft seit
       einem ersten Hilfsappell im November 2010 rund eine Milliarde Dollar (ca
       700 Millionen Euro). Bis zum Jahresende werde aber noch eine weitere
       Milliarde gebraucht. Die UN hatte am vergangenen Mittwoch für die
       südsomalischen Provinzen Bakool und Lower Shebelle eine Hungersnot
       ausgerufen und um Spenden von 1,6 Milliarden Dollar über die nächsten 12
       Monate aufgerufen. In den beiden Provinzen leben laut UN 2,8 Millionen
       Menschen, die Soforthilfe brauchen; insgesamt sind demnach in Somalia 3,7
       Millionen Menschen von Hunger betroffen, in Nachbarländern über 7
       Millionen. Das WFP moniert, es habe keinen Zugang zu 2,2 Millionen
       Hilfsbedürftigen; andere Hilfswerke können jedoch problemlos auch mit
       islamistischen Milizen arbeiten.
       
       Am Mittwoch sollen auf einer UN-Geberkonferenz in Nairobi konkrete
       Hilfsbeiträge gesammelt werden. Die deutsche Bundesregierung erhöht ihre
       Hilfen von gut 15 Millionen auf über 30 Millionen Euro, wie
       Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) ankündigte. Es gehe darum, "so
       viele Menschenleben wie möglich zu retten", erklärte der Minister. Die
       entwicklungspolitische Organisation ONE kritisierte, Deutschlands Hilfe sei
       geringer als die Kenias (34 Millionen Euro).
       
       Die Weltbank kündigte an, 500 Millionen Dollar aus bestehenden Programmen
       umzuwidmen, um die Wiederaufstockung verendeter Viehherden in der Region,
       die Unterstützung von Viehzüchtergemeinschaften in Äthiopien und ein
       ähnliches Programm in Dschibuti zu finanzieren. Weltbankpräsident Robert
       Zoellick sagte, die Katastrophe in Ostafrika zeige wieder einmal, dass
       Ernährungssicherheit an oberster Stelle der Prioritäten von Gebern stehen
       müsse.
       
       Vor dem Treffen forderten Kulturschaffende Hilfe "ohne Aufschub und ohne
       Umschweife". Eine entsprechende Erklärung unterzeichneten unter anderem der
       irische Sänger Bob Geldof, der britische Regisseur Stephen Fry und die
       deutschen Schauspielern Jana Pallaske und Michael Mittermeier. Es sei
       "unvorstellbar, dass 2011 jemand noch an Hunger sterben kann". Bob Geldof
       hatte bei der äthiopischen Hungersnot 1984 die Kampagne "Live Aid"
       initiiert.
       
       25 Jul 2011
       
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